Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
stammten.«
    »Weil du mir Houston weggenommen hattest«, sagte Blair leise. »Sie war meine Zwillingsschwester, doch plötzlich warst du da, und sie schien dich mehr zu lieben als mich.«
    Als Leander nichts darauf sagte, blickte sie hoch und bemerkte, daß er sie durchbohrend ansah. Er schien nicht glauben zu wollen, was sie zu ihm gesagt hatte. Seit vielen Jahren hatte sie nicht mehr an die Zeit gedacht, die sie als Kinder miteinander verbracht hatten. Sie hatte ihn gehaßt
    — von dem Moment an, als sie ihn zum erstenmal sah. Aber weshalb? Alle anderen schienen ihn gemocht zu haben, und Houston hatte ihn geradezu angehimmelt; aber sie hatte seine Nähe nicht ertragen können. Sie pflegte immer aus dem Zimmer zu gehen, wenn er hereinkam.
    »Vielleicht. . .« flüsterte sie.
    »Vielleicht was?«
    »Vielleicht wollte ich deine Freundin sein.«
    »Aber das konntest du nicht, weil Houston mir bereits ihren Stempel aufgedrückt hatte?« Er hob einen ihrer Füße aus der Wanne, nahm ein Stück Seife und begann ihr Bein zu waschen — wobei er mit seinen langen Fingern höher und höher glitt.
    »Du sprichst so, als wärest du daran gänzlich unbeteiligt gewesen; aber du hast sie doch gebeten, dich zu heiraten. Du mußt sie geliebt haben.« Blair beobachtete seine Hände, fühlte seine Hände.
    Er seifte ihre Zehen ein. »Ich habe sie vermutlich gefragt, ob sie mich heiraten würde. Manchmal schien ich mich nicht daran erinnern zu können, daß ich so etwas überhaupt zu einer Frau gesagt habe. Ich denke, es war eine Phase, in der ich mir meine Männlichkeit beweisen mußte. Jeder Mann in Chandler hat Houston um ihre Hand gebeten.«
    »Tatsächlich?« gab Blair, sichtlich beeindruckt, zurück. »Houston hat mir davon nie ein Wort erzählt. Nur Alan hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte. Alle anderen Männer waren . . .«
    »Dummköpfe«, sagte er rasch, während er behutsam ihren Fuß einseifte.
    »Aber ich bin so anders«, sagte sie, und obwohl sie eigentlich gar keinen Grund hatte zu weinen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ich habe mich immer bemüht, so zu sein wie andere Frauen — so weich und sanftmütig wie Houston. Aber statt dessen bin ich eine Ärztin geworden. Und dann, als ich immer bessere Noten bekam als die anderen Studenten — männliche wie weibliche —, konnte ich sehen, wie die Augen der Männer sich veränderten, wenn ihr Blick auf mich fiel. Sie wurden kalt und . . .«
    »Du könntest deine Wundnähte noch ein bißchen verbes-sern«, sagte er, während er ihren linken Fuß fallen ließ und sich ihrem rechten zuwendete.
    »Und jedesmal, wenn ich einen Mann auf einem Fachgebiet schlug . . .« Ihre Augen weiteten sich. »Was hast du da eben gesagt?«
    »Wenn du in Eile bist, machst du zu große Stiche.«
    Blair öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, schloß ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. Sie wußte, daß ihre Nähte perfekt waren, begriff jedoch, daß es eigentlich gar nicht darum ging: Lee wollte nur verhindern, daß sie sich selbst bedauerte. Mit einem Lächeln sah sie zu ihm hoch:
    »Wirst du mir zeigen, wie man sie richtig macht?«
    »Ich werde dir zeigen, wie man alles richtig macht«, antwortete er und blickte sie dabei an, daß ihr ganz warm ums Herz wurde. »Diese Männer waren dumm«, fuhr er fort, während er den rechten Fuß einzuseifen begann. Kein Mann mit Selbstvertrauen würde sich vor einer Frau fürchten. Es hat nur eine Weile gedauert, bis du bei mir dein Zuhause gefunden hast.«
    »Mein Zuhause bei dem Verlobten meiner Schwester«, sagte sie und seufzte.
    Leander schwieg eine Weile still, nahm ihre linke Hand, seifte sie ein und verschränkte ihre Finger mit den seinen. »Ich schätze, wenn ich einen Bruder hätte, hinter dem alle Frauen her wären, von denen mich aber keine beachtete, würde ich ebenfalls eifersüchtig sein.«
    »Eifersüchtig! Aber ich war doch nicht. . .« Dieser Gedanke war ihr nie zuvor gekommen; aber vielleicht war sie doch auf Houston eifersüchtig gewesen. »Sie ist der Inbegriff dessen, was ich immer zu sein wünschte. Ich wollte nicht Ärztin sein — ich mußte einfach eine werden. Ich wollte so sein wie Houston und mir die Hände nicht schmutzig machen. Sie hatte so viel Freunde. Sie hatte dich.«
    Er schaute kein einziges Mal auf, als er ihren rechten Arm zu waschen begann. »Nein, sie hat mich nie gehabt.«
    Blair fuhr fort, als hätte sie ihm nicht zugehört: »Houston machte alles so perfekt. Es fiel ihr nicht schwer, die

Weitere Kostenlose Bücher