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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die Arme für sie. Dankbar ließ sie sich neben ihm nieder, blickte hinüber zu den Bergen, deren Gipfel sich im blauen Dunst verloren, und spielte mit den Fingern seiner linken Hand.
    »Was hatte der Sheriff damit gemeint, daß sich da zwei Ebenbürtige gefunden hätten?« fragte sie.
    Lee hatte die Augen geschlossen und ließ sein Gesicht von der Sonne bescheinen. »Ich bin als Kind ein paarmal in Schwierigkeiten geraten. Ich glaube, das hat er mir nie verziehen.«
    Blair setzte sich kerzengerade auf. »Du?! Du bist als Kind mit dem Gesetz in Konflikt geraten? Du warst doch immer ein Ausbund von Tugend — der Traum einer jeden Mutter!«
    Er lächelte, ohne die Augen zu öffnen, und zog sie wieder an seine Schulter herab. »Du weißt so wenig von mir, wie das überhaupt nur möglich ist. Ich bin nicht das, wofür du mich zu halten scheinst.«
    »Dann erzähle mir, was du damals angestellt hast und warum ich nie etwas davon erfahren habe. Ich bin überzeugt, daß in Chandler auf der ersten Seite der Zeitung gestanden hat: Unser heiliger Leander ist auf dem Pfad der Tugend gestrauchelt.«
    Leander grinste noch breiter. »Du hast nichts davon erfahren, weil es meinem Vater irgendwie gelang, die Sache geheimzuhalten, und weil es nicht in Chandler, sondern in Colorado Springs passiert ist. Was ich damals verbrochen habe? Ich hab’ mir zwei Kugeln verpassen lassen.«
    »Man hat auf dich geschossen?« keuchte sie erschrocken. »Aber ich habe doch keine Narben an deinem Körper gesehen.«
    »Du hast mich nur noch nicht genau genug angeschaut, weil du mich immer gleich anspringst, wenn ich in deine Nähe komme.«
    »So etwas tue ich doch nicht. . .« sagte Blair und verstummte mitten im Satz, weil er mit seiner Behauptung recht hatte. »Wie ist es dazu gekommen?« fragte sie kleinlaut.
    »Ich muß ungefähr vierzehn gewesen sein, als ich meinen Vater nach Colorado Springs begleitete. Er mußte dort mit einem Zeugen sprechen, der für einen seiner Mandanten aussagen sollte, und er hatte sich mit diesem Mann in einem Hotel in unmittelbarer Nähe des Flußufers verabredet. Nach dem Essen verließen wir gerade das Hotel, als plötzlich Schüsse krachten und jemand schrie, daß Räuber die Bank überfallen hätten. Ich blickte die Straße hinunter und sah, wie ein halbes Dutzend Männer, die sich Tücher vor die Gesichter gebunden hatten, auf uns zusprengten.
    Ich glaube, ich habe nicht erst überlegt, sondern einfach gehandelt. Da war ein Leiterwagen in der Gasse neben dem Hotel, der mit Futtersäcken beladen und mit vier Pferden bespannt war. Ich sprang auf den Wagen, trieb mit lautem Geschrei die Pferde an, lenkte das Fuhrwerk auf die Straße hinaus und versperrte so den Banditen den Fluchtweg.«
    »Und da haben sie auf dich geschossen?«
    »Ich konnte ja schlecht vom Fuhrwerk herunterspringen. Die Pferde wären sonst weitergelaufen und hätten die Straße wieder freigegeben.«
    »Also bliebst du auf dem Wagen stehen und hast die Pferde zurückgehalten«, sagte Blair mit ehrfürchtiger Stimme.
    »Ich blieb so lange auf dem Wagen, bis der Sheriff die Bankräuber eingeholt hatte.«
    »Und was geschah dann?«
    Er lächelte. »Dann zog mich mein Vater vom Wagen herunter und trug mich zu einem Arzt, der mir die Kugel herausschnitt — die andere hatte glatt meinen Arm durchschlagen. Er ließ mich auch so lange aus einer Flasche trinken, bis ich betrunken war, und ich schwöre dir, daß der Kater schlimmer war als die Löcher in meinem Körper.«
    »Aber dank deinem Eingreifen konnten die Bankräuber festgenommen werden.«
    »Und haben viele Jahre im Gefängnis verbracht. Inzwischen sind sie wieder frei. Du hast sogar einen von diesen Banditen kennengelernt.«
    »Ich? Wann?«
    »An dem Abend, als wir zum Empfang des Gouverneurs fahren wollten. Erinnerst du dich, daß wir in ein Haus in der River Street gerufen wurden? An die Selbstmörderin? Und den Mann, der so lange draußen in der Kutsche wartete? Ich glaube nicht, daß er dir sonderlich gefallen hat.«
    »Der Spieler«, sagte sie und dachte wieder daran, wie der Mann sie damals mit lüsternen Augen betrachtet hatte.
    »Das ist eine seiner zahlreichen Beschäftigungen. LeGault hat nach jenem Banküberfall zehn Jahre im Gefängnis von Colorado Springs gesessen.«
    »Deinetwegen!« sagte Blair. »Er muß dich hassen, weil du derjenige bist, der ihn dingfest machte.«
    »Vermutlich«, sagte Lee leichthin. Er öffnete die Augen und blickte sie an. »Aber schließlich hast du mich

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