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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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habe eine Reihe von Patienten auf dem Land, die ich besuchen muß. Ich dachte mir, daß du vielleicht gern mitkommen würdest.«
    Blair fand einen Moment lang keine Worte. Den ganzen Tag mit dem verbringen, wozu man sie ausgebildet hatte? Sich nicht in die Sonne legen und überlegen, wie man sich die Zeit vertreiben soll, sondern etwas lernen?
    »Blair, bist du noch da?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wenn du nicht mitkommen willst, kann ich das verstehen. Es wird ein langer Tag werden, und abends würdest du ziemlich erschöpft sein. Also dann . . .«
    »Du holst mich ab, wann du das für richtig hältst. Ich werde beim Anbruch der Dämmerung auf sein, und wir werden ja sehen, wer morgen zuerst erschöpft ist.« Damit hängte sie den Hörer ein und kehrte an den Eßtisch zurück. Morgen würde sie wieder eine Ärztin sein! Zum erstenmal seit Tagen spürte sie nicht mehr die Last der Verantwortung für das Schicksal ihrer Schwester.
    Nina Westfield hörte eine halbe Minute lang das Hämmern an der Haustür, ehe jemand nachsehen ging.
    Eines der Mädchen kam mit bleichem Gesicht und bebenden Händen in den Salon. »Miss, da steht ein Mann draußen, der sagt, er wäre Mr. Alan Hunter und sei gekommen, um Dr. Leander umzubringen.«
    »Du meine Güte! Sieht er gefährlich aus?«
    »Er steht ganz ruhig vor der Tür; aber seine Augen sind ganz wild und ... er sieht sehr gut aus. Ich dachte mir, vielleicht könnten Sie mit ihm reden. Er macht auf mich nicht den Eindruck eines Mörders.«
    Nina legte ihr Buch beiseite. »Führen Sie ihn herein, und holen Sie dann Mr. Thompson von nebenan. Und schicken Sie jemand zu meinem Vater, daß er herkommen soll. Und dann noch jemand ins Hospital, der meinen Bruder dort festhält. Erfinden Sie notfalls eine Krankheit, damit Lee nicht nach Hause kommt.«
    Das Mädchen gehorchte und brachte Mr. Hunter ein paar Sekunden später in den Salon.
    Nina dachte, er sieht mir wirklich nicht nach einem Mörder aus, streckte ihm freundschaftlich die Hand hin und überhörte das entsetzte Schnauben des Mädchens, als sie die Tür zum Korridor schloß. Als Mr. Thompson sich ein paar Minuten später einstellte, schickte Nina ihn wieder mit der Bemerkung nach Hause, es handelte sich um ein Mißverständnis. Und als ihr Vater fünf Minuten später eintraf, stellte sie ihm Alan vor, und die drei speisten zusammen und unterhielten sich bis in die späten Abendstunden.
    Unglücklicherweise dachte keiner von ihnen mehr an Leander, der versuchte, dem Mann zu helfen, der seit sechzehn Jahren Butler der Familie Westfield war. Dieser krümmte sich vor Schmerzen, die sich nicht lokalisieren ließen, obwohl Lee sich nach Kräften bemühte, eben das zu tun. Und jedesmal, wenn er das Untersuchungszimmer verließ, eilte der Butler ans Telefon und rief im Hause Westfield an, wo das Mädchen ihm mitteilte, der gefährliche Mann sei immer noch da. Also legte sich der Butler wieder auf die Liege und entwickelte ein neues Symptom.
    Somit kam Leander in dieser Nacht nur zu vier Stunden Schlaf, ehe der erste Notruf kam. Und da es erst halb fünf Uhr morgens war, hatte er Hemmungen, die ganze Familie Chandler aus dem Schlaf zu läuten, und kletterte statt dessen auf den Baum, um in Blairs Schlafzimmer zu gelangen.

Kapitel 11
    Da war erst der Hauch eines bläulich-grauen Streifens am Himmel, als Leander den Baum hochkletterte und hinüberstieg auf das Dach neben Blairs Mansarde. Er kam sich wie ein Schuljunge vor, der jeden Moment beim Äpfelstehlen ertappt werden konnte. Da war er nun, ein gestandener Mann von siebenundzwanzig Jahren — ein Arzt, der durch ganz Europa gereist war und viele berühmte Salons auf dem alten Kontinent besucht hatte. Doch nun kletterte er auf einen Baum und stieg wie ein Lausbub durch das Fenster in das Schlafzimmer eines Mädchens.
    Aber als er in den Raum kam und die Umrisse von Blairs Körper unter der dünnen Zudecke sah, vergaß er alle Hemmungen. Die letzten paar Tage waren trostlos gewesen. Er hatte sie gefunden und wußte, daß er diese Frau brauchte wie seine eigene Seele; aber dann mußte er zusehen, wie sie ihm entglitt. Etwas an ihr machte ihn ungeschickt, tölpelhaft, und alles, was er tat, war verkehrt. Er versuchte sie zu beeindrucken, versuchte, sich vorteilhaft darzustellen im Vergleich zu dieser unzulänglichen, schwachen, furchtsamen kleinen blonden Maus, die sie zu lieben glaubte. Lee wußte, daß Hunter nicht Manns genug war für sie.
    Einen Moment lang stand er über ihr,

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