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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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fragte Blair, den Kopf hebend.
    »Ich höre nichts«, murmelte Leander, sein Gesicht an ihrem Hals begrabend.
    »Es ist das Telefon. Lee, du kannst es doch nicht einfach läuten lassen! Vielleicht ist es ein Kranker, der dringend deine Hilfe braucht.«
    »Jeder, der einen Mann in seiner Hochzeitsnacht stört, verdient seine Plagen.«
    Blair schob ihn von sich weg. »Lee, das kann nicht dein Ernst sein. Vergiß nicht, daß du Arzt geworden bist, weil du den Menschen helfen wolltest.«
    »Aber nicht heute abend, nicht jetzt.« Er versuchte, sie wieder in seine Arme zu nehmen; doch sie wehrte sich, und das verdammte Telefon hörte nicht auf zu läuten. »Warum mußte ich nur eine Kollegin heiraten?« stöhnte er, während er sich vom Bett erhob, seine Kleider ordnete und Blair einen Blick zuwarf, daß sie kichernd zur Seite schauen mußte. »Daß du dich nicht von der Stelle rührst! Ich bin gleich wieder da«, sagte er, ehe er die Treppe hinunterlief. »Ich werde den Kerl umbringen, wenn ich mit ihm am Telefon gesprochen habe!«
    Kaum hatte er den Hörer am Ohr, als das Mädchen von der Vermittlung loslegte: »Ich störe Sie ungern am Abend aller Abende. Aber es ist Ihr Vater. Er sagt, es sei dringend!«
    »Das wollen wir hoffen«, sagte Lee. Und dann war Reed in der Leitung.
    »Lee, es ist mir wirklich peinlich, daß ich dich stören muß; aber es ist ein Notfall. Elijah Smith könnte jede Minute an einem Herzanfall sterben, wenn du nicht sofort kommst.«
    Leander holte geräuschvoll Luft. Elijah Smith war ihr Kodewort, wenn es in den Kohlebergwerken kriselte. Reed gab ihm oft eine Meldung durch, wenn er gerade im Krankenhaus arbeitete, und sie hatten sich auf Schlüsselworte geeinigt, die ihm die Ernsthaftigkeit der Lage anzeigten. Der arme Mr. Smith war ein geplagter Mensch, der sämtliche Infektionskrankheiten gehabt hatte und etliche Lebensmittelvergiftungen dazu. Doch ein Herzanfall war ihr Kodewort für den schlimmsten aller Fälle, der eintreten konnte: ein Arbeiteraufstand.
    Leander warf einen Blick zur Decke und dann zu dem Zimmer hinüber, wo seine Braut auf ihn wartete: »Wieviel Zeit habe ich?«
    »Sie haben schon vor einer Stunde nach dir verlangt. Lee, verzichte darauf. Schick einen anderen.«
    »Etwa dich?« schnaubte Leander, seinen Zorn an seinem Vater auslassend. Außenstehende wußten nicht Bescheid über die Verhältnisse, die in den Bergwerken herrschten. Nur Leute, die diese Lager betreten durften, hatten davon Kenntnis. Und Lee fühlte sich für die Unruhen unter den Bergleuten verantwortlich, da er ja die Gewerkschaftsvertreter in die Bergwerke eingeschleust hatte. »Ich komme so rasch wie ich kann«, sagte Lee, ehe er wieder einhängte.
    Als er zur Treppe zurückging mit einem Gefühl, als sei soeben die schlimmste Katastrophe seines Lebens eingetreten, wurde ihm jählings bewußt, daß er Blair einen Grund angeben mußte, warum er sie jetzt alleinließ. Er war kein Junggeselle mehr, der niemandem Rechenschaft schuldete. Er hatte jetzt eine Frau, die eine Erklärung verdiente, wohin er sich begab. In diesem Moment fühlte er sich jedoch so elend, daß ihm keine Lüge einfallen wollte — und Gott verhüte, daß er ihr die Wahrheit sagte! Da Blair so gut wie keinen Selbsterhaltungstrieb besaß, würde sie zweifellos darauf bestehen, ihn zu begleiten. Die Sache war heikel genug. Sie auch noch in Gefahr zu wissen, wäre unerträglich.
    Am besten, er stahl sich einfach aus dem Haus.
    Er hatte sich noch nie so rasch bewegt in seinem Leben wie in diesem Augenblick, und wenn er sich überlegte, daß ihm offenbar Tränen den Blick trübten, als er zu Blair hinsah, wie sie in diesem dünnen Hemdchen auf dem Bett lag, unter dem sich jede Rundung ihres köstlichen Körpers abzeichnete, hatte er eigentlich eine Belohnung verdient. Was er nun sagte, war kaum eine Erklärung — nur daß er fort müsse und so rasch wie möglich wiederkäme. Dann rannte er wieder die Treppe hinunter und war schon durch die Haustür, ehe Blair auch nur einen Ton herausbrachte.
    Er fühlte sich immer noch elend, als er im Haus seines Vaters eintraf. Seinetwegen konnten die Bergmänner das ganze Lager abbrennen! Was kümmerte ihn das heute nacht!
    Sein Vater erzählte ihm, ein Spitzel habe den Wächtern angezeigt, daß ein Gewerkschaftsvertreter im Lager die Arbeiter zu organisieren versuche und daß dieser Mann nun so dumm gewesen sei, allein ins Lager zurückzukehren. Er habe sich von der Rückseite her über den Berghang ins

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