Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
Hand nach dem Buch aus. »Darf ich?«
    Ich gab es ihm mit der aufgeschlagenen Seite, und während er zu lesen begann, zog ich das eine Blatt aus dem Umschlag und faltete es auseinander. Es war mit derselben fliederfarbenen Tinte beschrieben, die auch in dem Buch gewesen war, und mir fiel auf, dass sie genau zu dem Papier passte. Das Blatt war sehr hell, die Tinte jedoch dunkel wie Sommerflieder in voller Blüte.
    Mit klopfendem Herzen begann ich zu lesen, was Charlie geschrieben hatte.
    Mein geliebter David!, begann sie. Ich rümpfte die Nase, weil mir diese Anrede so altmodisch und theatralisch vorkam, aber dann las ich weiter. Ich habe das Buch durch, das du mir geschenkt hast. Es ist mir nicht ganz leichtgefallen, muss ich gestehen, denn es entspricht so gar nicht meinem Geschmack, aber das weißt du ja. Weil du es mir trotzdem geschenkt hast, muss es also eine besondere Bedeutung für dich haben. Beim Lesen ist mir einiges klar geworden.
    Ich begreife nun, warum du in den letzten Wochen so abweisend zu mir warst, David, und ich danke dir! Ich danke dir für deine Geduld mit mir und für deinen Versuch, mir klarzumachen, was nicht stimmt, ohne mich dabei mein Gesicht verlieren zu lassen.
    Ich habe Rebecca also gelesen. Und ich habe begriffen, was du mir damit sagen willst. Ich verspreche dir, dass ich mich von diesem Tag an ändern werde, David. Weil ich dich so sehr liebe und ich endlich weiß, was ich für ein Glück habe, dass du mich liebst.
    Deine Charlie.
    Ich blickte von dem Brief auf. David starrte auf Charlies Bild. Um seinen Mund lag ein verbitterter Zug. Während ich die wenigen Zeilen gelesen hatte und nun nicht weniger ratlos war als zuvor, hatte er sich die betreffende Stelle im Buch angesehen.
    Tränen schimmerten in seinen Augen, ließen seinen Blick sehr hell und schrecklich verwundet aussehen.
    »Du hast jetzt verstanden, was sie dir mit diesem Brief sagen wollte, nicht wahr?«, flüsterte ich.
    Er ließ das Buch in seinen Schoß sinken. Mein Blick fiel auf die aufgeschlagene Seite. Rebecca war unfähig zu lieben, las ich.
    Davids Lippen teilten sich, schlossen sich wieder. Ein Laut kam über sie, der ein Stöhnen oder auch ein Schluchzen sein konnte. »Sie dachte, ich hätte ihr das Buch geschenkt, weil ich sie mit Rebecca verglichen habe!«, sagte er rau. »Sie glaubte, ich wollte ihr damit sagen, dass sie mich verlieren würde, wenn sie nicht aufhört, mich zu manipulieren und zu triezen.«
    »Aber das wolltest du gar nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe das Buch in einem kleinen Laden auf dem Festland gekauft, in dem wir uns kennengelernt haben. Das habe ich ihr auch gesagt, aber sie hat mir offenbar nicht richtig zugehört. Sie hat mir nie richtig zugehört!« Er bedeckte die Augen mit dieser Geste der puren Verzweiflung, die mir schon damals bei der Strandparty einen Stich versetzt hatte.
    Ich nahm seine Hand, zog sie an mich und hielt sie fest.
    Er schluckte. »Sie hat wirklich geglaubt, dass sie sich ändern kann. Und ich habe mit ihr Schluss gemacht.«
    Seine Worte taten weh, denn ich spürte, wie dem Schuldbewusstsein, das er schon die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte, noch ein weiteres Gewicht auferlegt worden war. Er hatte Charlie das Buch geschenkt, weil er ihr eine Freude machen wollte. Eine ganz harmlose Freude, ein Zeichen, dass er in dem kleinen Laden an sie und an den Tag ihres Kennenlernens gedacht hatte. Aber sie hatte geglaubt, er wollte ihr damit etwas Wichtiges sagen.
    »Heißt das …« Ich schaffte es nur mit Mühe, diese Frage zu stellen, »heißt das, Charlie ähnelte dieser Rebecca?«
    Davids Finger klammerten sich um die meinen. »Charlie war … ein sehr manipulativer Mensch«, erklärte er wie unter großen Schmerzen. Ich ahnte, dass es nicht leicht für ihn war, schlecht über sie zu reden, und ich war ihm dankbar, dass er es trotzdem tat. Dass er es für mich tat. »Aus irgendeinem Grund war sie völlig verrückt nach mir. Und sie war besessen von der Idee zu heiraten. Ständig hat sie mir damit in den Ohren gelegen und es ist mir sehr schwergefallen, Nein zu sagen. Ich liebte sie nicht, Juli, warum hätte ich sie da heiraten sollen?« Er machte keine Pause, sodass ich nicht die Gelegenheit bekam, auf seine rhetorische Frage zu antworten. Aber ein tiefes Glücksgefühl durchströmte mich bei seinen Worten. Er hatte nicht nur mit Charlie Schluss gemacht, bevor wir beide uns getroffen hatten. Er hatte sie sogar nie geliebt!
    Ich kreuzte den Blick der

Weitere Kostenlose Bücher