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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Bild einen Blick zu tauschen, aber David hatte schon vor Stunden das weiße Tuch wieder darübergedeckt und uns auf diese Weise ihrem heimtückischen Lächeln entzogen. Um ganz sicherzugehen, hatte er das Bild sogar noch mit der Vorderseite zur Wand gedreht.
    »Wieso glaubst du, dass ich in dich verliebt bin?« Seine Mundwinkel zuckten leicht und angespannt wartete ich darauf, dass er mir sagen würde, er sei nicht in mich verliebt. Doch das tat er nicht, stattdessen fragte er nach einer Weile schlicht: »Was glaubst du?«
    Mein Herz schlug einen Salto. Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung! Auf der Poolparty vielleicht.«
    »Nicht auf der Poolparty.«
    »Sondern?«
    »Eher.«
    Ich stützte mich an seiner Schulter ab und rückte ein Stück von ihm ab, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. »Sag schon! Wann?«, forderte ich ihn auf und gab ihm einen leichten Knuff in die Rippen. Er atmete scharf ein. Ich hatte die Prellung getroffen.
    »Entschuldige!«, murmelte ich.
    Da grinste er breit. Es war, als wäre im Zimmer die Sonne aufgegangen. »Reingelegt!«
    »Blödmann!« Ich knuffte ihn erneut. »Wann?«, verlangte ich dann zu wissen.
    »Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.« Er lehnte sich tiefer in das Sofa und streckte die Beine aus, wie um mir zu beweisen, dass dieses Gespräch ihm nicht im Mindesten peinlich war. Ich wusste, dass genau das Gegenteil der Fall war.
    »Schwachsinn!«, rief ich aus. »Du lügst doch!«
    Er zog mich wieder an sich. »Wie kommst du darauf?«
    »Liebe auf den ersten Blick gibt es nur in den Romanen von meinem Vater!«
    Davids Zähne leuchteten weiß. »Sagst du!«
    »Wenn es wirklich so ist«, behauptete ich, »dann hast du das aber die ganze Zeit gut verborgen.«
    Daraufhin schwieg er eine Weile und ich dachte schon, er würde sich wieder in den düsteren, stummen David zurückverwandeln. Aber als er erneut sprach, tat er es zu meiner Erleichterung mit einem weiteren Lächeln. »Ich war mit meinen Schuldgefühlen beschäftigt. Und damit, mir darüber klar zu werden, warum du mich so zickig behandelst.«
    »Zickig?« Empört fuhr ich in die Höhe. Diesmal ließ ich mich in die gegenüberliegende Sofaecke fallen und betrachtete David aus der Entfernung. Sein Gesicht wirkte weicher, fand ich. Entspannter. »Ich habe mehr Geduld mit dir gehabt als alle anderen in diesem Haus zusammen!«
    Er nickte. »Da hast du recht.« Er legte einen Arm auf die Sofalehne und grinste. »Trotzdem warst du auch zickig!«
    Ich streckte ihm die Zunge raus und da lachte er.
    Ab und zu musste David aufstehen, um Holz nachzulegen. Das Feuer erwärmte mit der Zeit den gesamten Raum und irgendwann war es sogar so warm, dass es uns unangenehm wurde.
    »Ich öffne mal eben ein Fenster«, sagte David und stand auf. Einige Minuten blieb er an dem geöffneten Fenster stehen und schaute in den Regen hinaus, während ich ihn von hinten betrachtete.
    Und dann, ohne jede Vorwarnung, schrak er zusammen.
    Sofort war ich in Alarmbereitschaft. »Was ist?«, rief ich.
    Er drehte sich zu mir um. Sein Gesicht war bleich, der weiche Ausdruck aus seiner Miene verschwunden.
    »David, was ist l…«
    Sein Zeigefinger legte sich an die Lippen und ich verstummte abrupt. Und dann hörte ich es auch. Ein leises, kaum zu verstehenes Wispern.
    »Juli!«
    Eine Pause.
    »Er liebt dich nicht.«
    »Madeleine!«, hauchte ich und kam mir gleich darauf unendlich blöd vor. »Es gibt keine Geister!«, stieß ich hervor. Plötzlich war ich mir da jedoch nicht mehr so sicher.
    David hingegen schwankte. »Jetzt reicht es!«, flüsterte er und fügte zu meiner Überraschung hinzu: »Du musst die Insel auf der Stelle verlassen!«
    Ich rappelte mich aus der Sofaecke auf die Füße. »Warum das denn?« Ich fragte, obwohl mein Instinkt mir genau das Gleiche zuraunte: Weg von hier! Sofort!
    David kam zu mir und packte mich an den Schultern. »Weil es zu gefährlich für dich ist!«
    Ich ließ mich zurück auf die Sofakante sinken. »Ich bin doch kein …«
    »Juli!« Eindringlich fiel er mir ins Wort. »Was wäre, wenn ich dich nicht von der Klippe gezogen hätte?« Er sah aus, als bereite ihm allein die Vorstellung körperliche Schmerzen. »Dann wärst du jetzt auch tot!«
    Dem gab es nichts entgegenzusetzen. »Aber …«
    Da kniete er sich allen Ernstes vor mich hin und legte mir beide Hände auf die Oberschenkel! »Eine Weile habe ich eben gedacht, dass wir das hinbekommen, dass wir uns gemeinsam gegen diesen Irrsinn wehren

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