Herz aus Glas (German Edition)
Reaktion schossen mir Tränen in die Augen.
»Das wird sie«, versicherte Taylor ihm. »Sobald du draußen bist.«
Sein Blick wanderte zu ihr, er nickte, dann drehte er sich um und ging in Richtung Tür. Als er sie erreicht hatte, blieb er stehen, suchte Halt am Rahmen und es zerriss mir beinahe das Herz, ihn so zu sehen.
»Entschuldige«, sagte er mit neutraler Stimme und ich musste mich zusammenreißen, um nicht anzufangen zu schreien. »Es war unangemessen, ohne anzuklopfen einfach hier hereinzuplatzen.« Dann ging er. Die Tür ließ er offen.
Taylor neben mir stieß einen unterdrückten Fluch aus.
»Was war das denn?«, hauchte ich.
»Charlie.« Taylors Stimme war nur ein Krächzen. »Sie liebte rote Kleider.«
»Scheiße!« Ich ließ das Kleid fallen, warf einen Blick in Taylors Gesicht und wusste, dass sie das Gleiche dachte wie ich. Wir beide hatten den Ausdruck in Davids Gesicht gesehen. Das rote Kleid war der eine Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. David! Er würde … Meine Gedanken stolperten. Ich bekam keine Luft mehr. Taylor hatte sich schneller wieder im Griff als ich. Sie rannte aus dem Raum und eilte hinter David her. Ich jedoch blieb, wo ich war.
»Scheiße!«, rutschte es mir erneut heraus. Wie betäubt ließ ich mich auf das Bett fallen.
J uli! Du siehst ganz und gar bezaubernd aus!«
In der großen Eingangshalle trat Jason Bell mir entgegen und streckte beide Hände aus, um die meinen zu ergreifen. Ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen, als er mich von Kopf bis Fuß musterte.
Ich lächelte verlegen zurück. »Taylor hat sich ganz schön Mühe gegeben«, murmelte ich zu meinen Füßen hin. Und das stimmte. Nachdem sie David in sein Zimmer gefolgt war und versucht hatte herauszufinden, wie es ihm ging, hatte sie Henry angerufen und ihn gebeten zu kommen. Er hatte sich auf der Stelle auf den Weg gemacht, und als er wenige Minuten später angerannt gekommen war, war Taylor zu mir zurückgekehrt. Ich hockte noch immer einigermaßen ratlos und voller Schuldgefühle auf ihrem Bett und starrte vor mich hin. Nur einmal war ich zwischenzeitlich aufgestanden und hatte das rote Kleid wieder in der hintersten Ecke des Schrankes verstaut.
Ich wollte Taylor fragen, wie es David ging, aber sie würgte jeden Versuch ab, über das Geschehene zu sprechen. Stattdessen tat sie betont gelassen und empfahl mir das dunkelblaue Cocktailkleid. Ich war zu betäubt, um zu widersprechen. Wie eine Puppe ließ ich mich hineinstecken, dann sah ich im Spiegel zu, wie sie mir die Haare zu einer losen Frisur hochsteckte. Am Schluss hatte sie das ganze Outfit mit schwarzen Seidenstrümpfen, hochhackigen blauen Schuhen und einer Perlenkette, die ich im ersten Moment fürchterlich spießig fand, perfektioniert. Genau so stand ich jetzt vor Jason.
»Sie musste sich ja nicht allzu viel Mühe geben!« Er lachte lauthals.
Ich wusste, dass das ein Kompliment sein sollte, aber ich konnte mich nicht darüber freuen. Noch immer schwirrte mir Davids Gesichtsausdruck im Kopf herum, seine Fassungslosigkeit, als er das rote Kleid gesehen hatte …
»Danke«, sagte ich mechanisch. Zu meiner Erleichterung waren weitere Floskeln nicht nötig, weil es in diesem Moment an der Tür klingelte.
Grace eilte aus dem Speisezimmer herbei, aber sie war nicht schnell genug, denn Jason öffnete bereits selbst.
»Suzie! Roman! Wie schön, dass ihr kommen konntet!« Seine Stimme füllte die gesamte Halle. Er komplimentierte ein Paar ins Haus, das Mitte dreißig oder auch Mitte vierzig sein mochte. Beide wirkten sie aufgekratzt und extrem reich. Die Frau trug unter einem kurzen Pelzmantel ein silbrig glänzendes Nichts von Kleid, der Mann steckte in Dinnerjacket und Fliege. Seine Hose hatte so scharfe Bügelfalten, dass man damit Butter hätte schneiden können. Ich wusste, dass er einer von Jasons Bestsellerautoren war, sein Name war Roman Milow. Er hatte mit seinen Thrillern Millionenauflagen erzielt. So wie Suzie aussah, hatte er einige seiner Reichtümer in ihre Figur und ihr Gesicht investiert.
Ich biss mir auf die Wange bei diesen gehässigen Gedanken und schaltete mein Gesicht auf freundlich, als Jason Suzie und Roman zu mir führte und uns miteinander bekannt machte.
»Das ist Juli, Bob Wagners Tochter. Sie hat ihn über die Feiertage zu uns begleitet, um sich ein bisschen um David und seine … nun ja, sich um ihn zu kümmern.«
Über Romans sorgsam solariumgebräuntes Gesicht glitt ein wohlkalkulierter
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