Herz-Dame
Lebensunterhalt nicht mit einem unterbezahlten Aushilfsjob verdienen wollte.
Dylans spöttische Bemerkungen schossen ihr durch den Kopf, und sie fragte sich, ob er wohl vorhatte, jetzt die ganze Zeit so weiterzumachen, oder vielleicht sogar darauf hoffte, dass sie kündigen würde.
»Oh nein mein Lieber, den Gefallen werde ich dir nicht tun«, dachte sie trotzig, und einem plötzlichen Impuls folgend sprang sie wieder auf und ging entschlossen auf den Glaskasten zu.
Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür auf und ging hinein, baute sich vor seinem Schreibtisch auf und genoss sekundenlang seinen irritierten Gesichtsausdruck.
»Eines möchte ich noch klarstellen«, sprudelte sie heraus, bevor er irgendetwas sagen konnte, »die Tatsache, dass wir miteinander geschlafen haben, hat überhaupt nichts mit dem Job hier zu tun. Wir sollten das Ganze also vergessen und uns auf unsere Arbeit konzentrieren, ich zumindest habe das vor, und ich hoffe, du bist erwachsen genug, um das Gleiche zu tun.«
Hastig drehte sie sich um und stiefelte hinaus; der überraschte Blick mit dem Dylan ihr hinterher schaute, fiel ihr nicht auf.
Den restlichen Tag verbrachte sie mit den Recherchen für ihren Artikel; es hatte in der Nacht einen Brand in der Lagerhalle einer kleinen Firma gegeben, und nachdem sie alle Informationen gesammelt hatte, setzte sie sich an ihren PC und fasste alles in einem Bericht zusammen. Schließlich war sie zufrieden, sie sandte die Datei per Mail an Dylan und druckte anschließend ein Exemplar davon aus.
Nachdem sie sich mit einem kurzen Blick davon überzeugt hatte, dass der Glaskasten leer war, huschte sie schnell hinein und legte ihm das Blatt auf den Tisch.
Einer plötzlichen Eingebung folgend nahm sie einen kleinen Notizzettel aus dem Kästchen auf seinem Schreibtisch, griff nach einem Stift und notierte ein paar Themenvorschläge.
»Vielleicht ist ja das ein oder andere Brauchbare dabei, Grace«, schrieb sie darunter und heftete den Zettel dann mit einer Büroklammer an ihren Artikel.
Zufrieden ging sie wieder hinaus; deutlicher konnte sie ihm wohl nicht zeigen, dass sie nicht die Absicht hatte, ihre Arbeit von dem privaten Vorkommnis zwischen ihnen beeinflussen zu lassen.
Unterdessen saßen Justin und Dylan zusammen in Justins Büro und beratschlagten sich zu einigen Themen, die keinem von beiden Ressorts eindeutig zugeordnet werden konnten. Es dauerte nicht lange, bis sie sich einig waren, und Dylan stand auf.
»Alles klar, dann mache ich mich jetzt noch schnell ans Redigieren für die Morgenausgabe, und danach ist Feierabend.« Er streckte sich. »Ich wünschte, ich hätte noch ein paar zusätzliche Leute, wenn das so weiter geht, kann ich mir mein Bett bald hier ins Büro stellen.«
»Apropos ‚zusätzliche Leute‘«, prüfend schaute Justin seinen Freund an, »ich hätte dir auch einen von unseren alten Hasen schicken können – warum wolltest du ausgerechnet die Neue haben?«
»Du weißt doch, wie schwer es die Frischlinge manchmal haben, ich wollte ihr eine Chance geben«, sagte Dylan ausweichend, und vermied es dabei, Justin anzusehen.
»Komm schon, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass das nicht der Grund ist, zumindest nicht der Einzige.«
»Also schön«, seufzte Dylan, »ich habe dir doch letztens erzählt, dass in der ‚Flamingo-Bar‘ eine Frau versucht hat, mich abzuschleppen, an dem Abend als du mich netterweise versetzt hast.«
»Ja, und was hat das damit zu tun?« Verständnislos schaute Justin ihn an. Plötzlich begriff er und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Das ist nicht dein Ernst. Sag bloß, sie ist diejenige …?«
Er stockte, und als Dylan wortlos nickte, fügte er hinzu: »Und was hast du jetzt mit ihr vor?«
Dylan zögerte einen Moment, dann grinste er.
»Das, was ich dir vorhin gesagt habe – ihr eine Chance geben.«
Kapitel 5
E in paar Tage vergingen, und tatsächlich beschränkte Dylan sich bei seinen weiteren Kontakten mit Grace auf die geschäftlichen Dinge. Er unterließ jegliche Anspielungen auf die gemeinsam verbrachte Nacht, und sie fragte sich, ob es daran lag, dass sie ihm an den Kopf geworfen hatte, er solle sich wie ein Erwachsener benehmen, oder ob er einfach die Lust daran verloren hatte.
Letztendlich war es ihr egal; sie war froh, dass sie in Ruhe ihre Aufgaben erledigen konnte, ohne ständig befürchten zu müssen, dass er wieder einen seiner Sprüche vom Stapel ließ.
Wider Erwarten schien er mit ihrer Arbeit sehr zufrieden zu sein, auch
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