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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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dagegen, überlegte sie.
    Wie würde sie wohl reagieren, wenn ich sie küsste?, dachte Richard. Wenn er nicht der vorgebliche Mr. Edward Ritchie, Jacks bescheidener Hauslehrer, wäre, sondern er selber sein könnte – Major Richard Chancellor, Erbe eines kleinen Vermögens, das ihm ein alter Onkel mit einer Vorliebe für den lerneifrigen jungen Mann, der er früher war, hinterlassen hatte, würde niemand ein großes Theater veranstalten.
    Beide seufzten, als Jack hereinkam. „Hier seid ihr also“, rief der Junge. „Am besten lässt du das William nicht wissen, Pandora. Er will, dass du den schrecklichen Roger Waters heiratest. Mir wäre lieber, wenn du Mr. Ritchie nimmst. Dann könnte ich mit ihm den ganzen Tag über Soldaten reden.“
    „Aber Jack“, rief das Paar gleichzeitig schuldbewusst.
    „Ich weiß, so etwas dürfte ich nicht äußern. Die meisten Leute um uns lügen und heucheln. Ich nie, und deshalb gerate ich ständig in Schwierigkeiten.“
    „Manche Dinge bleiben besser ungesagt, Jack, auch wenn sie wahr sind“, erklärte Richard. „Da du mich jetzt gefunden hast, sollten wir das Schulzimmer aufsuchen und ein bisschen Julius Cäsar übersetzen.“
    Pandora lächelte, als die Tür sich hinter den beiden schloss. Obwohl sie Richard nur kurz gesehen hatte, fühlte sie sich heiter und unbeschwert. Doch zweifelsohne würde sich ihre Stimmung verfinstern, sobald William am kommenden Tag mit seinen zweifelhaften Freunden eintraf und sie gezwungen war, in der unpassenden Kleidung, die sie von ihrem Halbbruder erhalten hatte, die Gastgeberin zu spielen.
    Williams Gäste erwiesen sich als angenehmer, als sie befürchtet hatte. Außer Roger Waters gehörten vier jüngere Junggesellen und drei verheiratete Paare dazu, die zum Glück so respektabel waren, dass Pandora sich freute, sie im Haus zu haben.
    Richard und Jack waren angewiesen worden, sich der Gesellschaft fernzuhalten. Daher fielen die kleinen Treffen in der Bibliothek aus. Obwohl keiner der Gäste diesen Raum je betrat, galt er für Jack und Richard als verbotenes Gebiet.
    „William ist ein Scheusal“, teilte Jack mit finsterer Miene Richard mit. „Er weiß, wie gern ich die Bibliothek benutze.“
    „Vermutlich kennt er dich zu gut“, entgegnete Richard mit einem Grinsen.
    „Nun, er kann uns nicht von unserem Grund und Boden verbannen, solange wir ihm und seinen Kumpanen aus dem Weg gehen“, sagte Jack.
    Kumpane ist eine gute Bezeichnung, dachte Richard. Am ersten Tag bekam er nichts von ihnen zu sehen. In der Nacht spielte er den Dunklen Rächer, obwohl er es für unwahrscheinlich hielt, dass an diesem Abend geschmuggelt würde.
    Am Nachmittag des zweiten Tages waren er und Jack zur Baxter’s Bay geritten, um Fossilien zu suchen. Sie hatten Glück und fanden ein großartiges Exemplar, das genauso aussah wie eine der großen Garnelen, die Jack später im Meer fing.
    Von den Ställen kommend, gingen sie über den Hof. Richard trug seine Tasche und Jack sein Netz sowie den Leinenbeutel voller Garnelen, die er der Köchin für ihr Abendbrot geben wollte. Später entdeckte der Junge zu seinem Ärger, dass der französische Koch sie für das Dinner der Gäste verwendet hatte.
    Sie benutzten den Weg, der zum rückwärtigen Teil des Hauses führte, hatten aber das Pech, William und vier der männlichen Gäste zu begegnen. Es gab keine Möglichkeit, ihnen auszuweichen. Jack murmelte eine unhöfliche Bemerkung, während Richard seine unterwürfigste Miene aufsetzte. Darin hatte er eine solche Fertigkeit erlangt, dass William inzwischen dachte, er hätte den Burschen vielleicht falsch eingeschätzt.
    William wirkte nicht sonderlich erfreut, als er ihn und Jack zu Gesicht bekam.
    „Wenn das nicht der Hauslehrer ist“, rief er, „und mein Bruder Jack. Was bedeutet denn der schreckliche Geruch nach Fisch? Ich dachte, Sie hätten Fossilien gesucht, Ritchie. Mir war gar nicht klar, dass Steine so schlecht riechen.“
    Er war zu sehr damit beschäftigt, sich über Richard lustig zu machen, um zu bemerken, dass einer seiner Begleiter den Hauslehrer bestürzt anstarrte.
    Richard war nicht weniger bestürzt. Ausgerechnet sein Bruder Russell Chancellor, Viscount Hadleigh, stand neben William und blickte gelangweilt drein, jedenfalls bis er Richard entdeckte. Keiner der Brüder äußerte etwas.
    Jack ärgerte sich, weil sie beide als unbedeutend abgetan wurden. „Ich habe in der Bucht Krabben gefangen, während Mr. Ritchie Fossilien von der Höhlenwand

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