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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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traf ein. Die Kandelaber wurden poliert und mit frischen Kerzen versehen, neue Vorhänge aufgehängt und neue Teppiche ausgelegt, und die zusätzlich angeheuerten Hilfskräfte, die diese Arbeiten verrichteten, hielten die alteingesessene Dienerschaft von Compton Place auf Trab.
    Galpin stöhnte über die Anstrengung, die das Organisieren ihm abverlangte. William, der sich über die Chance freute, ihn für einige Zeit loszuwerden, brachte einen hochmütigen Butler mit, den er sich von den Waters ausgeliehen hatte. Der Mann sah auf jeden herab, der zum Hauspersonal gehörte, besonders aber auf Richard.
    „Galpin kann wiederkommen, wenn die Gesellschaft vorbei ist“, teilte William der verärgerten Pandora mit. „Ich kann nicht zulassen, dass der alte Narr mich vor meinen Freunden blamiert.“
    „Was das alles kostet!“, beklagte Pandora sich eines Nachmittags bei Richard in der Bibliothek, die – laut Williams derzeitigem Lieblingswort – ebenfalls „verbessert“ worden war. Da ihr Halbbruder die gemeinsamen Ausritte verboten hatte, war das der einzige Ort, wo sie sich treffen konnten.
    „Dabei würde ein Teil dieses Geldes genügen, um unsere Situation bei der Bank zu erleichtern. Und der Rest könnte für das Gut verwendet werden und für Reparaturen, die längst überfällig sind. Stattdessen wird alles für Williams Vergnügen verprasst“, endete sie.
    Richard stimmte ihr zu, obwohl er glaubte, dass es um mehr als das ging. „Sie sollten sich nicht übermäßig aufregen“, sagte er in weichem Ton. „Probleme lösen sich oft von selbst.“
    „Wie unsere sich lösen sollten, weiß ich nicht“, wandte Pandora ein. „Dazu kommt noch, dass sich die Angestellten und die Hälfte der Bewohner von Old Compton Village zu Tode fürchten, weil der Dunkle Rächer wieder aufgetaucht sein soll.“
    Richard hielt es für ratsam, Unwissenheit vorzutäuschen. „Der Dunkle Rächer?“, wiederholte er.
    „Erinnern Sie sich nicht? Jack erzählte davon an dem Tag, als wir in Baxter’s Bay waren.“
    „Ach ja“, murmelte Richard. „Das hatte ich vergessen. Aber sicher übertreiben die Leute. Die Wirkung von ein paar Schnäpsen zu viel im Gasthof, nehme ich an.“
    Pandora schüttelte den rotblonden Kopf. „Ich fürchte nein. George, der Stein und Bein schwört, ihn gesehen zu haben, ist ein anständiger Bursche, der niemals trinkt. Vergangene Nacht ist er ihm begegnet, als er von einem Besuch bei seinen Vettern auf der Orchard’s Farm zurückkehrte. Er behauptet, der Dunkle Rächer sei förmlich über die Klippen von Baxter’s Bay geflogen. Jetzt glaubt er, dass uns möglicherweise das Jüngste Gericht bevorsteht.“
    „Oje!“ Richard setzte seine Brille auf und ergriff ein altes Exemplar des Gentleman’s Magazine. „Das hoffe ich nicht.“ Er sagte es nicht nur, um seine eigenen Schuldgefühle zu dämp fen, sondern auch um Pandora zu beruhigen, was allerdings im Augenblick kaum möglich war.
    Plötzlich fing sie an zu lachen. „Was ich an Ihnen besonders mag“, erklärte sie, „– und ich nehme an, ich sollte nicht so freimütig sein, aber da alle um mich herum verrückt spielen und sich schlecht benehmen, kann ich es getrost auch tun –, ist, dass Sie so ruhig und gelassen sind. Waren Sie schon immer so? Nein, das sollte ich Sie wohl wirklich nicht fragen.“
    Er bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick, unter dem Pandora erschauerte. Was war nur so besonders an ihm? Warum vermisste sie ihn so an den Tagen, an denen sie ihn nicht zu Gesicht bekam? Weshalb brachte die leichteste Berührung von ihm sie dazu, am ganzen Leib zu beben?
    „Ich versuche es zu sein“, erwiderte Richard, obwohl die Begriffe ruhig und gelassen kaum auf ihn zutrafen, wenn er mit ihr zusammen war.
    „Ich wünschte, ich wäre mehr wie Sie“, teilte Pandora ihm frank und frei mit.
    Richard vermochte sich nicht zurückzuhalten. „Ich bin sehr froh, dass Sie das nicht sind“, murmelte er. „Erstens wären Sie dann keine junge Dame, sondern ein junger Gentleman, und zweitens mag ich Sie, weil Sie nicht ruhig und gelassen sind. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich manchmal nicht so gelassen bin, wie ich zu sein scheine.“
    Was würde ich empfinden, wenn er mich küsste?, fragte Pandora sich. Aber Küsse hier in der Bibliothek? Angenommen William, Jack oder der Butler kämen herein – was würden sie denken? Falls es nicht Jacks Hauslehrer Mr. Ritchie, sondern der schreckliche Roger Waters wäre, hätte niemand etwas

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