Herz dder Pflicht
Ihrer Zuverlässigkeit sehen. Daher verlange ich, dass Sie kommende Woche unten am Strand von Howell’s End sind, wenn die nächste Lieferung eintrifft. Es wird Zeit, dass Sie sich wie wir anderen auch ein bisschen die Hände schmutzig machen. Guten Tag, Compton, und passen Sie auf, wohin Sie gehen.“
Richard wusste, dass Sadler an diesem Tag irgendwann in Compton Place auftauchen würde. Eine der Schwächen in der Arbeit des Zolloffiziers bestand darin, dass er in seinem Verhalten absolut vorhersehbar war, indem er zum Beispiel alle zwei Wochen die gleiche Inspektionsrunde machte. So wussten die Leute im Distrikt, die mit dem Schmuggel zu tun hatten, immer genau, wo er sich an jedem einzelnen Tag aufhielt. Das machte es ihnen leicht zu entscheiden, an welchem Teil der Küste eine neue Lieferung stattfinden sollte.
Richard hatte Bragg gebeten, ihn zu informieren, sobald Sadler bei den Ställen erschien. Er wollte die Gelegenheit nicht verpassen, den Zolloffizier über die Einzelheiten, die er von Brodribb über den Ort und das Datum der nächsten Lieferung erhalten hatte, zu informieren. Er musste das Risiko eingehen, Sadler zu trauen, dass er ihn nicht an Waters und Compton verraten würde, und überdies hoffen, dass er den Aktionsplan ausführen würde, den Richard ihm vorschlagen wollte.
Als er nach dem Ende des Kricketspiels mit Jack zum Haus zurückging, kam Bragg ihnen entgegen.
„Ein Wort mit Ihnen, Mr. Ritchie, wenn Sie so freundlich wären.“
„Wie Sie wünschen.“ Richard wandte sich an Jack. „Warum läufst du nicht in die Küche und bittest die Köchin, Tee und Gebäck für uns vorzubereiten?“
„Großartig“, erwiderte Jack erfreut und rannte los.
„Ist Sadler hier?“, erkundigte Richard sich.
„Ja, so wie immer. Wenn Sie zu den Ställen gehen, werden Sie ihn treffen. Inzwischen verschwinde ich, damit uns niemand zusammen sieht. Ich habe behauptet, dass ich mit Galpin über meine Zukunft hier reden müsse.“
„Sehr gut. Ich werde vorgeben, mit George sprechen zu wollen, weil wir die Absicht haben, morgen Nachmittag einen Ausritt zu unternehmen, falls das Wetter es erlaubt und wir die passenden Pferde bekommen können.“
Sadler stand allein im Stallhof, als Richard ihn erreichte.
Offensichtlich war er im Begriff, aufzusitzen und loszureiten. Der Zolloffizier winkte ihm fröhlich zu. „Noch hier, Sir? Ich dachte, Ihre Anstellung als Hauslehrer in Compton Place wäre zeitlich begrenzt.“
„So ist es, für den Sommer, jedoch länger, wenn ich zufriedenstellend arbeite.“
„Daran besteht kein Zweifel, wie ich annehme,“ gab Sadler zurück. „Ich habe so eine Ahnung, als ob Sie den Wunsch hätten, mit mir zu reden.“
„Sehr richtig, das möchte ich tatsächlich. Sie baten mich kürzlich darum, Sie zu informieren, wenn ich etwas erfahren würde, das Ihnen bei Ihren Aufgaben helfen könnte. Schauen Sie gelangweilt drein, solange ich Ihnen berichte, was ich gehört habe. Etwa so, als ob wir ein belangloses Gespräch führen würden … für den Fall, dass jemand vorbeikommt.“
„Aye, Sir, legen Sie los.“
„Roger Waters, der der hiesige Rädelsführer zu sein scheint – mit seinem Vater im Hintergrund –, erwartet am Freitag nächster Woche bei Howell’s End eine Lieferung von Schmuggelgütern. Doch nicht nur das. Es ist fast sicher, dass er dem Kutter, der die Waren bringt, auch eine Sendung Guineas schickt, die in Frankreich verkauft werden sollen. Der Erlös dafür wird zu einem späteren Termin zusammen mit Getränken, Tabak und Seidenstoffen hereingebracht, ein Teil davon möglicherweise bereits bei dieser Lieferung.“ Richard sah angelegentlich zur Stalltür hin, um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschte, und fuhr fort: „Da diese Informationen aus einer absolut verlässlichen Quelle stammen, müssen Sie Ihre Vorgesetzten verständigen. Falls Sie diejenigen, die an der Transaktion beteiligt sind, verhaften, werden Sie imstande sein, die beiden Waters’ zu arrestieren, und so die größte Organisation zerschlagen, die an dieser Küste Schmuggel betreibt. Denken Sie nur, wie zufrieden Ihre Vorgesetzten mit Ihnen sein werden.“
Sadler starrte ihn an. „Wie um alles in der Welt haben Sie das herausgefunden? Und kann ich es wagen, Ihnen zu trauen?“
„Ich versichere Ihnen, dass Sie das können. Glauben Sie mir aber auch, wenn ich Ihnen sage, dass Sie diese Nachrichten nicht an Ihre Vorgesetzten bei der hiesigen Zollbehörde weitergeben dürfen,
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