Herz des Himmels (German Edition)
Kaithlyns Blut in jegliche Rillen und Muster. Es sah so aus, als hätte sie die Prägungen mit roter Farbe nachgezogen. Ein leises Klicken. Ein lautes Zischen wie ein Atemzug und das Amulett öffnete sich.
Eine andere Reise
„Ein Hologramm?“, fragte Fye erstaunt.
„Ja“, murmelte Kaithlyn und ließ das Amulett hin und her schweben, wie ein Pendel. Sie starrte es unnachgiebig an. „Es war eine Karte, eine kleine Karte, aber genug, um etwas auszusagen, nehme ich an.“
Kaithlyn saß mit Rose und Fye zusammen im Ruhezimmer und schwelgte in Erinnerung an die gestrige Nacht. Es war fast eine Stunde vergangen, nachdem Kaithlyn beschlossen hatte Fye alles zu erzählen, von den erneuten Treffen mit den Dierraider und Greens Worten. Er hatte nichts gesagt, sondern still darüber nachgedacht. Kaithlyn war froh darüber, dass sie sich wegen Fye keine Sorgen machen musste, wahrscheinlich war er mit seinen Gedanken selber ziemlich beschäftigt.
„Hast du etwas erkennen können, ich meine, hast du diese Karte schon einmal gesehen? Kennst du den Ort?“, fragte Rose zögernd, als sei es eine dumme Frage.
„Nein. Ich glaube sie ergibt erst im großen Zusammenhang Sinn.“
Die Wahrheit war, dass Kaithlyn sie nicht besonders lange oder intensiv betrachtet hatte. Die Tatsache, dass sie die wahre Besitzerin des Amuletts war und sie anscheinend unbewusst nun irgendein Inselwächter war, beunruhigte sie wirklich. Sie hatte Nathan Posen getötet und nun gehörte ihr die Magie des Amuletts und sein Geheimnis auch. Ihr Blut sagte die Wahrheit, ihr Blut war der Beweis. Rose wusste es nun auch. Sie hatte ihre Meinung dennoch stur beibehalten, was Kaithlyns Tat anging. Fye wusste davon natürlich nichts. Keiner hatte ihm vom Angriff der Spinter erzählt, also musste sie auch kein schlechtes Gewissen haben.
„Kaine hat es dir erzählt?“
„Ja, Rose, zum tausendsten Mal“, sagte Kaithlyn gereizt und stöhnte laut auf. Fye sah sie aus irgendeinem Grund nicht an. Er sah blass aus und er hatte seit Tagen nicht wirklich mit ihr gesprochen. Dachte er an Melora? Die anderen Dinge, die Vorrang hatten? Gewiss grübelte Fye über das Aluri Problem nach, seinen Bruder oder seine Familie. Es wäre nur einfach schön gewesen, sich mit ihm über etwas Normales unterhalten zu können, vielleicht das Wetter oder so. Seit sie ihm heute Morgen die Geschichte mit den Dierraider erzählt hatte, war er nun schon so. Sie hatte erwartet, dass er besorgt sein würde oder angespannt, vielleicht auch wütend, aber stattdessen gab sie sich mit seiner unergründlichen Miene zufrieden.
„Ich habe mich mit ihr gestritten“, sagte Kaithlyn und fummelte an ihrem Mondsteinarmband herum.
„Was?“, sagte Fye und schreckte hoch.
„Mit Melora. Ich habe mich mit ihr gestritten“, wiederholte sie und wartete seine Reaktion ab. Fye verzog noch immer keine Miene. Das war es also nicht.
„Das kommt schon wieder in Ordnung. Melora ist eben sehr stur und temperamentvoll. Ihr werdet euch schon wieder vertragen“, sagte er und lächelte. Kaithlyns Herz machte einen erwartungsvollen Sprung. „Meinst du?“
„So wie ich das sehe, besitzt du die Fähigkeit, den Menschen ans Herz zu wachsen.“
„Wer hat das gesagt? Kaine?“
Sie wusste auch nicht wieso sie auf ihn kam. Er war fort. Sie vermisste ihn.
„Er hat viel erzählt. Das verdanke ich dir“, sagte Fye strahlend, sein Geist schien ins hier und jetzt zurückgekehrt zu sein. Er wirkte gleich viel lebendiger.
„Wirklich?“, meinte Kaithlyn. Rose beobachtete sie vergnügt und Grübchen bildeten sich um ihre Mundwinkel. Kaithlyn wusste noch immer nicht wirklich, was der Grund für den lodernden Hass zwischen Kaine und Fye gewesen war, was ihre Freundschaft zerstört hatte, aber Kaithlyn schien Kaine geholfen zu haben etwas auszudrücken, was ihn schon lange beschäftigte, sogar innerlich auffraß. Was immer es gewesen sein mochte, es hatte dazu geführt, dass der Groll verklungen war. Kaithlyn hatte nie an der Macht von wohl gewählten Worten gezweifelt.
Rose legte die Stirn in Sorgenfalten und sah Kaithlyn gedrungen an. Die Erkenntnis über das Blutsiegel hatte Rose´ zusehend geschockt. Nicht die Erkenntnis, dass ihre beste Freundin eine Mörderin war, sondern der Unfall im Badezimmer. Rose machte sich immer zu viele Sorgen.
Kaithlyn hatte erzählt, sie wäre Schlaf gewandelt. Eine fette Lüge, aber die Wahrheit war ihr nicht über die Lippen gekommen. Ihre mangelnde Selbstkontrolle
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