Herz des Himmels (German Edition)
klangen seine Worte in ihren Ohren. Sehnsüchtig und verloren.
„Ich finde schon einen Weg.“
Da war es wieder. Diese…Lüge? Der Wunsch?
„Das Bedauernswerte daran ist, ich glaube, dass, je öfter du dir das einredest, du es auch noch schaffen wirst“, sagte er Kopf schüttelnd.
„Was ist daran bedauernswert?“, fragte Kaithlyn. „Es ist vielleicht vieles, aber nicht bedauernswert. Ich bedaure nicht. Niemals.“
„Ich weiß, Kaithlyn. Ich sehe das. Geh schlafen. Ich übernehme die Wache.“
„Aber, ich –“
„Geh. Schlafen. Jetzt.“
Der Moment war gebrochen. Kaine war wieder er selbst. Sie verließ ihren Platz, näherte sich ihren schlafenden Freunden, Harlow neben Rose, Melora etwas abseits und setzte sich genau zwischen die beiden Fronten. Anstatt zu schlafen, wollte sie in Evan Hayworths Ventu stöbern und das war der Augenblick, in dem ihr auffiel, dass es fehlte.
„Vermisst du das?“ Melora richtete sich auf und hielt ihr das Buch entgegen oder besser gesagt, das was davon übrig war. Ungefähr die Hälfte fehlte, die Seiten waren wie weg gefetzt. Erleichtert stellte Kaithlyn fest, dass die Seiten, die eine Bedeutung für sie gehabt hatten, ihr noch erhalten geblieben waren.
„Es hat ganz schön was abbekommen.“
„Ich dachte, du schläfst.“ Und träumst von Fye. Kaithlyn lächelte matt.
„Ich konnte nicht. Hast du etwas darin gefunden? Für mich macht das Ganze nämlich alles andere als Sinn“, gab Melora zu. Kaithlyn überflog jene Seiten und ihre Stirn legte sich in Denkfalten. „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, sagte Melora im Flüsterton, was ihre Worte unheilvoller wirken ließ. Vielleicht war das beabsichtigt. „Der erste Tag ist schon angebrochen und übermorgen ist Vollmond. Wie sollen wir vorgehen?“
„Ich bin mir nicht sicher“, sagte Kaithlyn kurz angebunden.
„Das habe ich mir gedacht“, sagte Melora, aber es klang nicht unfreundlich oder vorwurfsvoll. Es klang verständnisvoll. Ein redseliger Kaine, eine nette Melora…brachte die Atmosphäre von Alfoid alle durcheinander? Nein. Es ist Fye. Es ist immer Fye. Neugierig wäre Kaithlyn gerne auf dieses Thema eingegangen, aber es war der falsche Zeitpunkt dafür. Melora warf ihr einen bedachten Blick zu. „Wir sollten jetzt lieber eine Runde schlafen.“ Melora schob ihre Tasche unter ihren Kopf und murmelte: „Ein Glück, dass es so warm ist.“
Vielleicht zu warm , dachte Kaithlyn. Die dicke Luft machte das Atmen schwer. Erst jetzt bemerkt sie, wie müde und erschöpft sie eigentlich war. Ihre Glieder schmerzten noch dumpf vom Absturz. Sie legte sich auf den Rücken. Wo sie lag war ihr im Moment egal, es gab wohl kaum eine Stelle des Waldbodens, die gemütlich sein konnte. Kaithlyn schloss die Augen. Irgendwo zirpte eine Grille und ein leises Geräusch, wog sie in einen Schlaf, der nicht lang von Dauer war.
Ein ansteigendes Rauschen und Prasseln weckte Kaithlyn. Es regnete. Nur wenige Wassertropfen schafften es bis zur Erde. Die Baumkronen und dicken verworrenen Äste, waren wie ein dichtes Dach, das den Regen fernhielt. Hie und da flossen kleine Wasserströme nieder, so als hätte das Dach Löcher. Kaithlyn spürte, dass ihre Kleider feucht waren und unangenehm auf der Haut klebten. Noch müde blinzelnd, setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Rose schlief noch. Melora fuhr abrupt hoch. „Wie spät ist es?“
Kaithlyn sah auf Rose´ Armbanduhr. „Wir haben kaum zwei Stunden geschlafen.“
„Ich hasse Regen.“ Sie fuhr sich durch das Haar. „Ach, verdammt. Wo ist Kaine?“
Kaithlyns Blick wanderte über den leeren Felsen.
„Sollten wir uns Sorgen machen?“
„Nein. Dafür, dass er uns seelenruhig schlafen lässt und einfach verschwindet? Er verdient einen Tritt in den – “
„Kaine!“
Kaine stampfte zwischen zwei Brombeersträuchern hindurch. „Ich habe mich umgesehen“, sagte er und steckte sein Schwert zurück in seine Scheide.
„Nichts Auffälliges.“
„Wie schön, dass du spazieren warst“, sagte Melora. „Du hättest mich wecken müssen, wenn du vorhast, das Lager zu verlassen.“ Er musterte sie. Melora starrte wie immer feindselig zurück.
„Ich denke wir sollten aufbrechen“, fuhr er unbeirrt fort. „Die Hitze steigt an. Je eher wir diesen Teil des Waldes verlassen, desto besser.“
Kaithlyn stupste Rose an. „Rose, aufwachen.“
„Mh…?“ Rose streckte sich und gähnte laut.
„Bevor wir gehen“, sagte Kaithlyn. „Muss ich euch noch etwas sagen.
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