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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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kühler Wind auf. Kaine zerschlug mit seinem Schwert Ranken und Äste, die ihnen den Weg versperrten. Kaithlyn zog den Kompass aus ihrer Tasche.
    „Und?“, fragte Rose erwartungsvoll.
    „Nichts“, sagte Kaithlyn. Alle vier Zeiger des Glimmsteinkompasses standen still. Seit sie diesen Teil des Waldes betreten hatten, funktionierte er nicht mehr. Niemand konnte sagen, warum. Sonderlich hilfreich war er, wie Kaithlyn zugeben musste, nicht gewesen. Alles, was das Ventu ihnen gesagt hatte war: die Eisblumen liegen im Inneren der Insel. Ihr Kompass konnte vieles, aber keine Eigenschaft bestand darin, Pflanzen aufzuspüren. Ihr Marsch war eine Abfolge aus Frustration, Orientierungslosigkeit und Sorge. Kaine blieb abrupt stehen. Er spähte zu allen Seiten und seine Miene verzog sich angestrengt. Er senkte das Schwert und drehte sich nach hinten. „Hier in der Nähe, muss ein Fluss sein. Es könnte ein Problem werden, wenn wir ihn überqueren müssen.“ Kaine wies nach rechts. „Außerdem bedeutet Wasser immer Lebewesen, die sich in seiner Nähe aufhalten. Wie steht es um eure Wasservorräte?“
    „Sie reichen“, antwortete Melora. „Warte einen Moment.“
    Sie schob mit einem Fuß eine Stelle am Boden frei und stampfte die Erde platt. Sie beugte sie hinab, um etwas mit dem Finger in den festen Grund zu ritzen und als sie sich zurücklehnte, erkannte Kaithlyn eine Zeichnung. Ein Auge, dessen Pupille aus einer Schneeflocke bestand.
    „Das Auge von Omni“, erklärte Melora. „Ein Whyburnzauber, der es erlaubt andere Elemente außer dem eigenen aufzuspüren. Sehr praktisch. So kann ich andere Flüsse ausmachen.“ Sie stieß mit dem Zeigefinder mitten in das Auge hinein. „ Curiko .“
    Kaithlyn steckte ihren Kompass wieder ein.
    „Das ist der einzige Fluss in der Nähe. Er folgt einem Strom nach Westen. Irgendwo fließen mehrere Flüsse zusammen. Weit entfernt. Die Luft dort wird dichter. Kälter, wasserhaltiger. Ich schätze, dass könnte man die beste Umgebung für Eisblumen nennen.“
    „Das alles weißt du, wenn du einen Finger in die Erde bohrst?“, fragte Kaithlyn.
    „Es gibt die vier Quellelemente, die Grundelemente, die jeder kennt“, sagte sie. „Dann gibt es die Flisselemente. Sie entstehen aus einer Vereinigung der Quellelemente. Jeder Whyburnmagier spezialisiert sich aber nur auf einen Magieanteil, daher ist es möglich einen solchen Zauber zu nutzen, um andere Elemente ausfindig zu machen. In diesem Wald gibt es nur Wasser und Luft. Das gilt jedoch nur, wenn man weiß, dass sich ein solches Element in entfernter Nähe befindet. Es ist simpel.“
    „Kommt denn Wasser und Luft nicht Eis gleich?“, fragte Rose.
    „Nein. Eis ist ein eigenständiges Element, welches bloß bestimmte Anteile der Magie der Quellelemente besitzt. Es ist keine Kombination aus beiden.“ Sie seufzte. „Wir sind hier aber nicht im Magieunterricht, also weiter gehen.“
    „Wir umgehen den Fluss“, forderte Kaine. Melora schlitzte kunstvoll mit einem Zauber, einen Pfeil in die Rinde des nächsten Baumes. Das tat sie schon seit einer Weile, es würden ihnen später helfen den Weg zurückzufinden, sollte dies notwendig sein. In gut dreißig Metern, würde sie den nächsten setzten.
     
    Weitere Stunden stummen Marsches vergingen, während sich die Wanderer durch den Wald kämpften. Einige Male, glaubte Kaithlyn, ein Wispern zu hören und dachte dabei sofort an die Kobolde. Waren sie gerade dabei ihnen einen Weg in die Irre zu bahnen? Oder waren es die Bäume, die sprachen? Unsicher sah sie immer wieder zurück. Von Zeit zu Zeit begegneten ihnen seltsame Tiere, kleine Affen mit überlangen Ohren und einer viel zu runden Nase, merkwürdig bunte Vögel, deren Geschrei ein schmerzendes Piepen in den Ohren hinterließ und ein paar halb durchsichtige Gestalten, die auftauchten und schnell wieder verschwanden. Eine von ihnen war eine Frau, mit sehr langen, blassen Haar und einem Gewand aus Blumen. Sie kicherte und verschwand.
    „Dryaden, das sind Baumgeister“, sagte Kaine und Kaithlyn sah ihr gebannt nach. Die meisten Tiere hielten es wohl für sicherer, sich ihnen nicht zu zeigen. Einmal bildete Kaithlyn sich ein, ein Einhorn auf einer entfernten Lichtung gesehen zu haben, aber vielleicht wünschte sie es sich nur zu sehr? Ob Einbildung oder nicht, es war ein schönes Tier gewesen, fast so wie das schneeweiße Pferd von Kaine, nur das dieses ein goldenes, gewundenes Horn besessen hatte. Erneut nahm Kaithlyn das Rascheln und

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