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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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Mit ihren steifen, durchsichtig schimmernden Flügeln, machten sie bei jeder Bewegung dieses unerträglich, scharrende Geräusch. Es waren so viele, dass man sie niemals hätte zählen können. Die Schmetterlinge umschwirrten ihre Körper und Köpfe. Kaithlyn war vollkommen von ihnen umkreist. Sie sah nur noch flackerndes Purpur und Schwarz. Ihr Herz schien immer langsamer zu schlagen und alle Geräusche schienen zu verstummen. Kaithlyn fühlte nichts mehr, keine Kälte, keine Wärme.
    Jegliche Geräusche schienen aus dieser Welt verschwunden zu sein. Kein rauschender Wind und kein Flüstern der Bäume mehr. Wie ein starrer Fels stand sie dar und ihre weit aufgerissenen Augen sahen vernichtende Finsternis. Dann bemerkte sie, dass der Fremde nicht mehr ihren Arm hielt. Er war verschwunden, genauso wie Melora, Rose, Kaine und Harlow. Verschluckt von der Finsternis. Alles war unauffindbar. Kaithlyn versuchte darüber nachzudenken, aber ihr Kopf fühlte sich so schrecklich leer an.
    War es nicht schon immer so gewesen? Dunkel und einsam? Sie fühlte sich ausgelaugt. Jede Bewegung war unmöglich und jeder versuchte Gedanke ein bohrender Stich, der noch mehr vergessen ließ. Das endlose und zeitlose Gefühl lähmte sie gänzlich. Plötzlich spürte sie nicht einmal ihren eigenen Körper mehr. Diese Welt war kalt und pechschwarz, wie der ewige Tod.
    Kaithlyn atmete langsamer und nachdem ihr Atem erstarb, gab es nicht einmal mehr die verschlingende Finsternis.

Erinnerungen und Illusionen
     
     
    Meloras Augen weiteten sich. Ihr Körper zitterte und ihre Lippen bebten. Ihr Gesicht verzog sich zu einer gequälten Miene. Sie starrte in das Gesicht ihres Bruders und seine rehbraunen Augen starrten zurück. Langsam löste sich Meloras Körper aus der angespannten Starre und alles was blieb, war ein taubes Gefühl, ganz so, als hätte sie sich sehr lange nicht mehr bewegt. Sie stützte sich auf ihre Knie und blinzelte. „Jared?“, sagte sie und ihre eigene Stimme klang unheimlich fremd und kraftlos. „Jared?“, sie wiederholte den Namen ihres Bruders mehrmals, doch der junge Mann, mit dem kurzen, dunkelbraunem Haar und dem klaren Blick, reagierte nicht. Als Melora einen Schritt auf ihn zu machte, wand er sich ab.
    Mit ihrer Bewegung schien sie etwas ausgelöst zu haben, denn der Raum, der sie umgab, begann zu schwinden. Es wurde kälter, dann wärmer und Luftströme, die eine frische Brise herbei trugen, verdrängten die Dunkelheit, wie ein Schatten, der durch die aufgehende Sonne ausgelöscht wurde. Der tintenschwarze Vorhang öffnete sich vor ihren Augen und die Kulisse wandelte sich vom Nichts, zu einer bunten Umgebung. Mit einem Mal stand Melora in einem Wald. Vor ihr lag ein Felsvorsprung und sie hörte das Zwitschern von Lärchen und Amseln.
    Völlig irritiert sah Melora ins dichte Unterholz und sog die saubere, fast salzige Luft ein. Es war warm hier, sie spürte die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Unsicher griff sie nach ein paar Grashalmen und rupfte sie aus, das leicht feuchte Gras kitzelte ihre Handfläche, ein Windhauch trug es davon. Das hier war real. Sie konnte die Umgebung fühlen, die Luft schmecken und die Düfte der azurblauen Kromblüten riechen. Das hier war echt . Hatte sie nicht soeben im Dunkeln gestanden? War nicht etwas passiert, weshalb sie sich auf einmal hier befunden hatte? Sie erinnerte sich kaum noch, aber es fühlte sich falsch an.
    Diese Realität fühlte sich falsch an.
    Jared stand oben auf dem Felsvorsprung, sein Blick wanderte über das, was unter ihm liegen musste. Ein großes Tal, durchzogen von Flüssen und Gebirgen lag unter ihnen. Jared sagte nichts, sondern beobachtete alles still. Melora musterte ihre Umgebung weiter. Sie hatte das Gefühl, all dass hier zu kennen. Dann stach ihr ein kleiner Baum, mit krummem Stamm und hängenden Zweigen ins Auge. In die Rinde war etwas eingeritzt, etwas das eine Kindheitserinnerung in ihr hervorholte. Sie kannte diesen Ort, weil sie und Jared als Kinder hier oben immer gespielt hatten. Eines Tages, an einem besonders kalten Wintertag, hatte Melora sich furchtbar elend gefühlt. Es war weil sie und Jared sich gestritten hatten. Er hatte, um sich zu entschuldigen, eine Nachricht, in genau diesen Stamm geschlitzt. Entschuldige Mel, wir sind doch Geschwister. Dahinter war ein Symbol, ein kleiner Vogel, eine Schwalbe, wenn sie es richtig erkannte, ebenfalls in das verwitterte Holz geprägt.
    „Als ich klein war, habe ich mir immer eine Schwalbe als

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