Herz des Himmels (German Edition)
Herz zog sich zusammen, diese Worte schmerzten unerträglich. Ihr Atem überschlug sich panisch. Erdrückende Erinnerungen überflutenden ihren Verstand. Meloras Augen füllten sich mit Tränen. „Du bist nicht echt“, sagte sie. „Nicht echt.“
„Oh doch! Alles ist echt! Alles ist wahr!“
Er näherte sich ihr und strich mit einem Finger ihre Tränen weg.
„Du kannst dich selber nicht betrügen. Gefühle lügen nicht.“
Er packte sie am Arm und flüsterte ihr, zischende Worte ins Ohr.
„Du. Verdienst. Dein. Leben. Nicht.“
Melora kämpfte gegen die Tränen, doch sie konnte sie nicht länger aufhalten. Ein Schluchzen entrann ihrer Kehle. Melora fühlte sich machtlos. Wo war ihre Willensstärke hin? Wo war ihr Mut? Und ihr, wie hatte es jemand einmal genannt, ihr unerbittlicher Charakter? Sie war vollkommen verzweifelt. Schöne, lebendige Erinnerungen, an ihren Bruder, überschnitten sich mit seinen gemeinen, kalten Worten. „Das ist ein Traum“, flüsterte sie gebrochen.
Melora konnte sich vor Schwindel und dem Übelkeit erregenden Chaos in ihrem Kopf kaum noch auf den Beinen halten. Gegen diesen Schmerz gab es keine Medizin. Jared sah sie mit leeren, aber vernichtendem Blick an. Erinnerungen. Wahrheit. Lüge. Sie hatte es schon vor so langer Zeit verstanden. Menschen lügen und verlassen einen. Jeder denkt an das eigene Wohl, Vertrauen ist etwas für dumme und schwache Menschen . Dass hatte sie gelernt, dass hatte sie gefühlt und dieses Gefühl war todbringendes Unglück.
Melora kniff die Augen zusammen, schlang die Arme schützend um ihren Körper. Jared ließ von ihr ab. Kein Wort mehr, nur ihre Gedanken umzingelten sie noch. Ob ein Traum, eine Illusion oder eine Lüge, in diesem Moment hörte es nicht auf, weh zu tun. Sie hörte sein schallendes Lachen, es wurde leiser und verstummte. Vielleicht war er verschwunden oder genoss einfach nur die beißende Stille. „Ich hasse dich! Ich hasse dich!“, brüllte Melora ihm hinterher, doch ihre Worte erstarben sofort, verschluckt vom totem Raum. Sie vergrub das Gesicht tiefer in den Händen. Die Schuld lag bei Jared, bei ihren Eltern, bei den Menschen, die ihr Vertrauen ausgenutzt und sie hintergangen hatten.
Dabei hatte sie sich immer so bemüht.
Die Dunkelheit kehrte zurück. Melora merkte es nicht. Sie spürte die Nässe auf ihrer Haut langsam versiegen. Sie war stiller geworden, vielleicht hatte ein Mensch nur eine bestimmte Anzahl an Tränen und sie hatte alle verbraucht?
Ein Gesicht begann sich durch die traurigen Erinnerungen zu bohren. Es gab da noch etwas anderes, jemand anderen. Jemand, der trotz seiner traurigen und kalten Augen lächelte und Wärme ausstrahlte, obwohl er schwieg. Jemand, der einst aus ihrem Leben gerissen worden war und dann wie der Blitz darin zurückgekehrt. Jemand, der ihr trotz allem Hoffnung schenkte.
„Fye“, formten Meloras Lippen stumm. Der Name brachte einen Anflug von Kraft mit sich. „Fye.“ Warum war sie hier? Wegen ihm .
Tatsächlich wallte neue Kraft durch ihrem Körper. „Fye.“ Nach all der dunklen Zeit, war sie ihm wieder begegnet. Er hatte sich nicht verändert, sie vorbehaltlos akzeptiert. Er war ihr Licht in der Dunkelheit. „Fye, hilf mir.“
Du musst aufhören, dir Vorwürfe zu machen. Melora öffnete die Augen. Fyes Gesicht verblasste. Das alles ist eine Illusion, hervorgerufen durch deine Erinnerungen, Melora. Fyes Stimme. Ihr Verstand löste sich vom Schmerz und wurde klarer. Langsam kroch Kälte ihre Arme hinauf. Doch dieses Mal war es nicht die harte, schwere Kälte, die von der unendlichen Finsternis ausging, nein, es war ihre Kälte, vertraute Kälte. Meloras Zauber, ihre Magie, die ihr wieder Kraft verlieh. Jeder Winkel ihres Körpers war nun erfüllt von atemberaubender, vertrauter Magie. „Danke, Fye!“ Es war nun Zeit zu gehen, denn all das war nicht echt. Erinnerungen und Illusionen , dachte Melora traurig.
Dann hatte sie diese Welt verlassen.
Sie blinzelte vorsichtig. Dumpfes Licht glomm ihr entgegen. Schwermütig richtete sie sich auf. Verblüfft stellte sie fest, dass sie sich unheimlich gut fühlte. Dieses neue, unbekannte Gefühl, das ihr Herz beherrschte und nicht loszulassen gedachte, war berauschend und euphorisch, wie ein schöner Schwall Glück. Sie tastet nach der Stelle ihrer Körpers, wo sie ihr Herz langsam schlagen fühlen konnte. Melora errötete leicht und ihre Gedanken kreisten um jenes Gesicht, das sie gerettet hatte.
Ihr Kopf pochte stechend und
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