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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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Rauschen wahr, das sie schon seit einer ganzen Weile zu verfolgen schien.
    „Was hast du?“, fragte Harlow, die sich lange nicht mehr zu Wort gemeldet hatte.
    „Glaubst du, ich sollte versuchen mit den Bäumen zu sprechen?“
    Kaithlyn schwebte unwillkürlich ein Zauberwort vor ihrem geistigen Auge.
    „Ich glaube nicht, dass es funktioniert. Bäume sprechen nicht“, antwortete Harlow.
    „Sonst bist du immer die Erste, die Zaubern toll findet.“
    Harlows Fell sträubte sich. „Dieser Wald verströmt eine nicht einschätzbare Aura. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du Kontakt zu etwas aufnimmst, über dass wir nichts wissen. Weißt du überhaupt, wie es funktionieren soll?“
    Kaithlyn schüttelte den Kopf.
     
    Nach der nächsten, verstrichenen Stunde, machten sie eine Rast. Ihre Umgebung hatte sich kaum merklich verändert. Es wuchsen weniger Pflanzen, dafür umso mehr Büsche und dorniges, hartes Geäst. Der Boden war staubiger und sandiger, das Gras war fast gänzlich verschwunden und lugte gelegentlich hinter den Bäumen hervor, wo es in Moos überging. Außerdem wurde es zunehmend kälter. Sie schwiegen. Jeder wich den Blicken des anderen aus oder starrte zu Boden. Kaithlyn winkte Harlow ihr zu folgen. Sie hockte sich hinter einen dicken bewucherten Stamm und flüsterte: „Ich versuche es.“
    Harlows Augen funkelten vorwurfsvoll. Kaithlyn stand auf und ging auf einen Baum zu, der besonders alt wirkte. Die Rinde war aschgrau und die Wurzeln brachen unter der Erde hervor. Kaithlyn legte eine Hand sanft an eine kahle Stelle des Stammes und schloss die Augen. Sie versuchte sich zu erinnern, wie es ihr gemeinsam mit Harlow gelungen war, zu zaubern. Musste sie nur das Wort sagen? Laut oder in Gedanken? Was, wenn Harlow Recht hatte und die Bäume Feinde waren? Kaithlyn fand diesen Gedanken abwegig. Sie zögerte einen Moment zu lange, denn ihre Ruhe wurde von einem Schrei durchbrochen. Es war keiner von ihren Freunden, denn das grelle Echo schoss ihr aus einer anderen Richtung entgegen. Sie erschauderte. Kaithlyn rannte die wenigen Meter, den anderen entgegen.
    „Habt ihr das auch gehört?“
    Rose nickte. Melora packte rasch zusammen.
    „Wir müssen schnell weiter“, kam es von Melora.
    „Weiter? Aber was ist mit – “
    Ein neuer, noch schrecklicherer, Mark erschütternder Schrei ertönte. Kaithlyn erstarrte.
    „Ja, weiter“, sagte Melora scharf. „Wir müssen von hier verschwinden.“
    Kaine fuhr mit den Fingern über den Knauf seines Schwertes, bereit es jederzeit zu ziehen.
    „Nein“, sagte Kaithlyn gequält. „Da braucht jemand Hilfe!“
    „Und wenn es eine Falle ist?“ Melora und Kaithlyn standen sich gegenüber. Melora, die einen halben Kopf größer war, sah herrisch zu ihr herab. „Kaithlyn, dieser Wald ist ein schrecklicher Ort und wir können von Glück reden, unseren Frieden gehabt zu haben.“
    Meloras eindringliche Worte bohrten sich in Kaithlyn Kopf. Ein unbändiges Schuldgefühl stieg in ihr auf. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an, es wurde von dröhnenden Kopfschmerzen verdrängt. Ein unerträgliches Hämmern füllte die Leere in ihren Inneren, die so eben noch geherrscht hatte, mit Bildern. Finstere Nacht. Stechendes Pochen flutete Kaithlyns Venen. Ein Bild der Eisblume, so gefährlich schön . Ihr Kopf musste jeden Moment explodieren . Eine sich windende Gestalt . Stille.
    „Kaithlyn?“ Sie riss die Augen auf und fand sich kniend am Boden wieder. Die blassen Gesichter von Rose und Melora starrten sie an.
    „Was ist gerade passiert?“, fragte Melora.
    „Geht es dir gut?“, fragte Rose.
    „Entscheidet euch“, sagte Kaine.
    „Ich habe etwas gesehen .“ Meloras Mundwinkel zuckten. „Wer dort auch immer in Gefahr ist, kennt den Weg zur Eisblume“, sagte Kaithlyn, so als hätte sie die Qual, die sie vor wenigen Sekunden durchlebt hatte, vergessen. Das hatte sie natürlich nicht. „Fragt nicht. Wir müssen gehen. Wir müssen helfen.“
    Sie drehte sich kein einziges Mal um. Sie wusste, die anderen folgten ihr. Etwas in ihrer Stimme, dass selbst sie überrascht hatte, hatte so überzeugt geklungen, dass die anderen sich entschieden, darauf zu vertrauen. Eine Vision , sagte Fyes Stimme lächelnd in ihrem beruhigten Geist. Du hast etwas gesehen nicht wahr?
     
    Schreien als Wegweisern zu folgen, war schrecklich zermürbend. Die abertausend Möglichkeiten, die Kaithlyn sich ausmalte, um jemandem solche Laute zu entlocken waren so grausig, das sie mit jedem Schritt

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