Herz des Himmels (German Edition)
sie kämpfst und dabei stirbst?“
„Du gehst also davon aus, dass ich sterbe?“
Rose schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein! Nicht direkt, ich hätte nur schreckliche Schuldgefühle, wenn dir etwas zustößt.“
„Nur weil ich da in eine Sache hineingeraten bin, die ich nicht verstehe, werde ich mich nicht töten lassen! Ich werde alles daran setzen, um stärker zu werden! Ich will wissen, warum das alles geschieht!“, sagte Kaithlyn entschlossen.
„Du hast rein zufällig diese Amulett, na und? Verstehst du nicht? Es ist nicht deine Aufgabe gegen Verbrecher zu kämpfen!“
„Doch genauso ist es. Das sind keine Zufälle“, gab Kaithlyn zurück. „Ich habe schon einmal jemanden getötet. Vergiss das nicht.“
„Das war ein Unfall!“, schrie Rose erschrocken.
„Ich trage dafür die Schuld! Deshalb gehört es mir! Es ist meine Verantwortung, meine Eltern wussten, dass –“
„Du weißt nicht, was sie wollten! Du steigerst dich da rein! Ich will doch nur, dass es dir gut geht!“, antwortete Rose energisch.
„Ich weiß es.“ Kaithlyn blieb stur.
„Wie kannst du dir da nur so sicher sein?“, fragte Rose zittrig. „Hast du keine Angst?“
„Natürlich habe ich Angst. Die Angst frisst mich fast auf. Ich hatte solche Angst, um dich, dass dir etwas passiert, dass mir etwas passiert. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass sie dir etwas antun, deshalb kann ich die Verantwortung für dich nicht übernehmen, Rose. Es ist mein Kampf, deshalb, weiß ich, was ich von dir verlange, wenn ich dich um so etwas bitte. Ich alleine muss – “
„Nein!“, brüllte Rose und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Das meine ich nicht! Ich denke dabei nicht an meine Sicherheit, sondern an deine!“ Rose schüttelte Kaithlyn, als wollte sie diese brutal aus einem tiefen Schlaf wecken. „Ich würde dich nie im Stich lassen! Niemals! Was denkst du dir nur dabei?!“
Kaithlyn wurde ganz still und schlang die Arme um die Beine. Die frühlingshafte Atmosphäre und die Leichtigkeit des Sommers passten nicht zu diesem Gespräch. Es war der falsche Ort. Für einfach alles. Der Wind trug ein paar Blätter an ihnen vorbei. Es war wie ein wilder Tanz der braunen und gelben Farben, begleitet von allmählich fröstelnder Luft. Rose lehnte sich an Kaithlyns Schulter und sie spürte Harlows weiches Fell an ihrem anderen Arm.
„Seit wann kannst du Heilzauber?“, fragte Rose und zupfte sich ein herunter gefallendes Laubblatt von der Hose.
„Ich weiß es nicht. Ich konnte es einfach.“
„Ich glaube, du bist einfach gut darin, wenn es wie von selbst kommt.“
„Vielleicht.“
Kaithlyn streifte sich das Haar aus dem Gesicht. War es das, was ihre Eltern für sie vorgesehen hatten? Hatten sie ihr das Amulett hinterlassen, ohne zu wissen, welche Verantwortung es mit sich trug? Oder war es ihnen egal gewesen, was aus ihr wurde?
Dieser Gedanke wurde allmählich immer realistischer. Sonst hätten sie Hinweise hinterlassen, sonst hätte auf dem Pergament in der Kiste etwas gestanden. Anscheinend war sie mit den Lügen ihrer Tante besser bedient gewesen. Sie hatte sich wenigstens die Mühe gemacht, sich etwas auszudenken. Abwesend begann sie mit einem dünnen Ast Linien in die sandige Erde zu malen. Am Ende betrachtete sie erstaunt die krumme Flamme, die sie gemalt hatte. „Jetzt entstehen diese Bilder schon in meine Unterbewusstsein!“, murmelte sie verärgert.
„Das Symbol des Drachenclans?“, fragte Rose. Kaithlyns Antwort war ein wütendes Schnauben. Sie schleuderte den Ast ein paar Meter weit und er zerbrach. Als Kaithlyn aufstand, klopfte sie sich den Staub aus den Kleidern und starrte auf ihr blutiges Knie herab.
„Das hatte ich ganz vergessen!“
„Tut es weh?“
Kaithlyn zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich. Sollen wir zurückgehen? Deine Eltern suchen uns bestimmt schon.“
Rose schaute auf ihre Uhr. „Eigentlich haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, es ist erst vier Uhr. Es ist heute so hell draußen, dass man meine könnte es wäre noch früh am morgen.“
Kaithlyn sah zum Himmel, er war blassblau und wolkenlos. Ein Adler kreiste über ihnen und kreischte leise, dann stürzte er herab, weil er offensichtlich eine Maus gesehen hatte.
„Wenigstens kein Regen.“
Sie fasste Rose am Ärmel. Diese nickte nur und Kaithlyn verstand, dass Rose nichts sagen würde. Sie warf einen letzen Blick zurück, auf das lange verlassene Dorf, dessen einzige Besucher sie gewesen waren. Für einen
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