Herz des Himmels (German Edition)
du die Gerüche unterscheiden?“ Probeweise schnüffelte Kaithlyn an ihrem Pullover. „Ich rieche gar nichts.“
„Es gibt feine Unterschiede“, sagte Harlow. „Du riechst nach Licht und Hortensien.“
„Nach was? Licht kann man doch nicht riechen!“
Kaithlyn schnüffelte noch einmal an ihrem Pullover. Nichts. Nur Seife.
„Das verstehe ich nicht.“
Harlow rollte sich vom Bett. „Lass uns gehen.“
„Hier wird sein Geruch stärker“, sagte Harlow. Sie waren auf dem Weg ins Erdgeschoss, der einzige Teil des Anwesens, der kalt und ungemütlich war. Glatter Stein zierte die Wände und jeder Schritt halte laut durch sämtliche Gänge. Hastig folgte Kaithlyn Harlow.
„Die Trainingsräume?“
Doch Harlow schlug eine andere Richtung ein. Wandteppiche gestalteten diesen Bereich etwas freundlicher. Sie zeigten Drachen und Ritter, die in aufwendigen Stickereien auf verschiedene Stoffe aufgenäht worden waren. Ein Luftzug ließ Kaithlyn zusammenzucken. Es fröstelte sie. Hier unten war es unheimlich.
„Da entlang.“
Harlows Ziel war ein heller Raum, der bis auf die Bambusmatten am Boden, die Schriftrollen, die Kalligraphie zeigten und bunte Fächer an den Wänden leer war. Der Raum öffnete sich zum Garten hin durch zwei große hölzerne Schiebetüren, die mit Stoffen überzogen waren, das an seidiges Pergament erinnerte und führten auf eine große Eichenholzterrasse, die den Blick auf einen Steingarten frei gab. In einem riesigen grauen Steinrahmen lagen Kieselsteine so dicht beieinander, dass sie die Erde völlig bedeckten. In der Mitte war eine kleine grüne Insel auf der ein klippenähnlicher Stein postiert war. Es duftete nach Lilien und Flieder.
Kaithlyn war überwältigt. Alles harmonierte so gut miteinander.
„Steingärten sind stille Orte der Ruhe, in der Komposition dieser Gärten hat alles einen Bedeutung“, sagte eine ruhige Stimme, die sehr nah klang. Kaine saß an eine Mauer gelehnt ein paar Meter zu Kaithlyns rechter Seite. „Der Stein in der Mitte zum Beispiel symbolisiert den Ursprung des Universums.“
„Es ist schön hier“, sagte Kaithlyn und lächelte. „Ich wusste nicht, dass Großvaters Geschmack so vielfältig ist.“ Kaine schloss wieder die Augen und genoss die erneut eingetretene Stille. Zögernd setzte sich Kaithlyn zu ihm.
„Ich habe dich gesucht“, sagte sie und ließ es beiläufig klingen. Jetzt sah er sie an. Kaines Augen waren von einem ganz besonderen Grün, wie das schillernde Moos im Wald des Schweigens. Das war ihr vorher nie aufgefallen.
„Was ist?“, fragte er düster, als sie ihn, einen Moment zu lange ansah.
„Ich habe mich nur gefragt, ob es Zufall war, dass ich dich im Dorf Litha gesehen habe“, setzte Kaithlyn an. Kaine reckte sich und sah in eine andere Richtung. „Bist du uns gefolgt?“
Er hob eine Braue und fuhr sich durchs dunkelblonde Haar, danach stand es in sämtliche Richtungen ab. Kaithlyn beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, noch immer bekam sie keine Antwort. „Ich habe viel Zeit“, sagte sie und lehnte sich zurück. Eigentlich war die Vorstellung den ganzen Tag in Stille und Schweigen zu verbringen gar nicht so schlecht. Es war schön entspannend da zu sitzen und nichts zu tun, aber nichts zu tun schien ihre neue Devise zu werden, also suchte Kaithlyn einen neuen Gesprächsansatz. „Ich hab mich schon öfters gefragt, was du den ganzen Tag machst. Also trainieren und meditieren?“
Kaine verzog keine Miene. „Mh“, machte er geistesabwesend.
Ein Wort war zumindest ein Anfang, dachte Kaithlyn.
„Ich weiß, es klingt seltsam, aber ich bin euch gefolgt, weil es da etwas gibt, was du wissen solltest. Ich dachte, es wäre eine passende Gelegenheit dich alleine abzufangen“, sagte er. „Vor langer Zeit, hat es mir jemand erzählt, weil ich ein Damantioamulett habe.“
Kaithlyn wurde hellhörig. Trotzdem…
„Warst du die ganze Zeit da?“, begann sie mit mulmigem Gefühl. „Seit wir im Dorf ankamen?“ Sie musste einfach wissen, wie lange er sie beobacht hatte.
„Ist das wichtig? Bist du nicht verärgert?“, fragte Kaine verwundert.
„Nein. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dich auch einmal belauscht. Als du und Fye euch gestritten habt.“ Kaithlyn wartete auf eine zornige Reaktion, doch Kaine blieb ungewohnt ruhig.
„Das habe ich nicht bemerkt“, sagte er nur. „Ich nehme an, Fye schon.“
„Entschuldige“, sagte Kaithlyn. „Ich habe nichts davon verstanden.“
„Vielleicht sollte ich aufgeben“,
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