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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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tragen.«
    Jacques Boscot, der sich wie ein treuer Hund an die Fersen des Barons von Aylesbury geheftet hatte, sobald er erfahren hatte, dass jener über das Schicksal seines Herrn bestimmte, beugte sich über den Fiebernden und schlang sich seinen gesunden Arm um die Schultern. Der Baron stützte den halb Ohnmächtigen auf der anderen Seite, während der Kerkerwärter die Fackel hob.
    Justin d'Amonceux hörte die Stimmen und spürte den aufbrechenden Schmerz in seiner Schulter wie durch eine dicke Wand aus Watte. Warum ließen sie ihn nicht in Frieden sterben? Was wollten sie von ihm?
    Es dauerte zwei Tage, bis er diese Fragen endlich mit eigener Stimme stellen konnte. Als er zu sich kam, fand er sich auf einem schlichten Strohsack in einem Kastenbett liegend, von einer einfachen, aber sauberen Decke gewärmt. Der Schmerz in seiner Schulter hatte sich zu dumpfem Pochen gewandelt, und es roch nicht mehr nach Moder und Exkrementen, sondern nach Kräutern, Holzfeuer und dem frischen Stroh, das sauber und wärmend die Steinquadrate des Bodens bedeckte. All das konnte er erkennen, denn Tageshelligkeit fiel durch das Ölpapier, mit dem die Rahmen eines rechteckigen Fensters an der Wand zu seiner Rechten bespannt waren.
    Träumte er? Er hob die Hände und fand sie bis zu den Gelenken in einem langärmeligen weißen Hemd, das ebenso wie seine Haut frisch gewaschen zu sein schien. Die Bewegung brachte Jacques auf die Beine, der neben der Fensternische auf einem Hocker gekauert hatte. Er trat zum Lager und bot seinem Freund ein erleichtertes Lächeln.
    »Willkommen in der Welt, Justin! Du wirst Durst haben. Hier, sie haben mir Suppe für dich gebracht.«
    Er stützte ihn vorsichtig an der heilen Schulter und hielt den tönernen Napf an seine Lippen, bis Justin nach dem letzten wärmenden Schluck ächzend zurück auf den Strohsack sank.
    »Es sieht aus, als hättest du das Wundfieber endlich überstanden«, stellte Jacques nach einem vorsichtigen Griff an seine Stirn fest. »Dem Himmel sei Dank, dass wir dich rechtzeitig aus diesem Kerker geholt haben.«
    »Wo bin ich?«, murmelte der Graf.
    »In Rouen und unter meiner Obhut«, antwortete eine andere Stimme. Ryan of Hythe trat eben durch die halbrunde Tür in den Raum.
    »Noch ein Verlies?«, spottete Justin schwach, aber unverkennbar auf dem Wege der Besserung. »Warum macht Ihr Euch die Mühe? Damit ich aufrecht vor den Henker treten kann? Warum habt Ihr mich nicht in dem feuchten Quartier gelassen, das mir der König zugedacht hat? Ich habe mich nicht dagegen beschwert.«
    »Der König hat Euch meinem Befehl überstellt«, antwortete der Baron knapp.
    »Warum?«
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?«
    Aylesbury betrachtete seinen bleichen Gefangenen mit kritischem Blick. Die blutig rote Schramme über der rechten Schläfe und Wange würde für immer die makellose Symmetrie des allzu attraktiven Gesichts zerstören. Er war nicht mehr der gefährliche Adonis, den seine Gemahlin einmal geliebt hatte. Aber gesäubert, verbunden und im reinen Hemd, hatte er immerhin die kühle Beherrschung eines Edelmannes zurückgewonnen, der sich dagegen wehrte, dass über seinen Kopf hinweg Entscheidungen getroffen wurden.
    »Ich bin sicher, Ihr werdet es mir mitteilen«, seufzte Justin d'Amonceux gelangweilt von der prüfenden Bestandsaufnahme. Er gefiel ihm zwar nicht, der Spielball fremder Interessen zu sein, aber er wollte dem Baron keinesfalls die Genugtuung verschaffen, sein Unbehagen zu entdecken.
    »Ich möchte einen Handel mit Euch machen«, entgegnete Ryan of Hythe knapp. »Euer Leben gegen den Namen des Klosters, in dem sich meine junge Schwägerin gegenwärtig befindet.«
    »Und wenn ich diesen Handel ablehne?«
    »Das könnt Ihr nicht mehr, denn ich habe meinen Teil bereits erfüllt.« Der Baron nickte zu Jacques hinüber, der bereit stand, seinem Herrn zu helfen, wenn es nötig werden sollte. »Fragt Euren Diener! Es war ein gutes Stück Arbeit, Rufus davon zu überzeugen, dass niemand damit gedient ist, wenn er Euch einen Kopf kürzer macht. Er schätzt es nicht, verraten zu werden.«
    »Wer tut das schon«, murmelte der Graf in hörbarem Spott.
    »Es muss ein Ende damit haben, dass der Bruder den Bruder bespitzelt und das Königreich in sinnlosen Kämpfen zerrissen wird«, brachte der Baron die Lage knapp auf den Punkt.
    »Ihr werdet lachen, aber ich stimme Euch zu«, entgegnete Justin d'Amonceux leise.
    »Das ist ein guter Anfang. Jetzt sagt mir, wo ich Roselynne finde. Noch

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