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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eigenartigem Winkel am Körper ließ und schonte. Eine Schulterwunde, kein Zweifel. Gerechterweise musste sie einräumen, dass er allen Grund hatte, ihr zu zürnen.
    »Wie schön, dass Ihr auch die Kunst des Schweigens beherrscht«, stellte er jetzt trocken fest und rückte noch eine Spur bedrohlicher auf sie zu.
    Roselynne stieß endlich den angehaltenen Atem aus. Es klang wie ein Seufzer. War es möglich, dass niemand auf diesem Hof erkannte, wie sie bedroht und eingeschüchtert wurde? Die Schotten hatten keine Freunde in Winchester. Alle Welt machte einen Bogen um sie, und wäre nicht das Gebot der königlichen Gastfreundschaft gewesen, man hätte sie völlig ignoriert. Dennoch konnte doch kein vernünftiger Mensch annehmen, dass es ihr Vergnügen bereitete, von diesem groben Rüpel wie ein Stück Torf herumgezerrt zu werden!
    »Ist das Sitte in Eurem rauen Norden, dass man hübsche Ladys auf diese gewaltsame Weise bedrängt?«, sagte in diesem Augenblick eine kühle, glasklare Stimme in Roselynnes Nacken. Der Tonfall schwang melodiös zwischen gelangweiltem Interesse und sanfter Drohung.
    Sie sah, wie der Graf von Duncan seine Augen über ihren Kopf hinweg auf den Sprecher richtete und in wölfischer Art die Zähne im Dunkel seines Bartes fletschte. »Geht's Euch etwas an, Seigneur?«
    »Das möchte ich meinen«, vernahm Roselynne die ebenso distanzierte wie gelassene Erwiderung des Normannen. »Wenn es Euch noch niemand gesagt hat, dass es ungezogen ist, einer Edeldame gewaltsam seine Aufmerksamkeit aufzuzwingen, dann fühlt Euch jetzt von mir darüber aufgeklärt, mein Freund! Gebt die Dame von Cambremer frei, Schotte!«
    Roselynne blinzelte mindestens ebenso verblüfft wie ihr grober Verehrer. Glaubte der Seigneur de Luthais im Ernst, dass er einen solchen Mann mit Auskünften über das tadellose Benehmen bei Hofe von seinem Vorhaben abbringen konnte? Sah er denn nicht, dass er es hier mit roher, ungezügelter Gewalt zu tun hatte?
    Robert Duncan reagierte mit brüllendem Gelächter auf den Ratschlag. In seinen Augen war der andere nichts als ein schmaler, bunter Pfau, der sich spreizte, um sich wichtig zu machen.
    Das Gelächter brach jedoch ebenso jäh wieder ab, wie es begonnen hatte. Roselynne taumelte neuerlich, als sie unvermittelt frei gegeben wurde. Bis sie sich gefangen hatte und die beiden Gegner ins Auge fasste, war die Szene zu einem reglosen Tableau des Schreckens erstarrt.
    Das blaue Wams des Normannen leuchtete vor dem stumpfen dunklen Leder und dem düsteren Grünrot des schottischen Plaids wie ein unschuldiger, mit Silberborte bekränzter Sommerhimmel. Weniger harmlos wirkte indes der scharf geschliffene sarazenische Dolch, dessen Spitze sich gegen die Halsschlagader des Grafen drückte und ihn dazu veranlasst hatte, Roselynne so überstürzt freizugeben. Ein winziger roter Tropfen löste sich zwischen Messer und Haut und rann in den Kragen des Schotten.
    »Das wagt Ihr nicht«, knurrte Robert Duncan, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Es liegt an Euch, es herauszufinden«, bot de Luthais geradezu heiter an.
    Dennoch las der Schotte etwas in seinen Augen, das ihn davon abhielt, einen solchen Versuch zu unternehmen. Er trat zurück, um sich aus der Reichweite des tödlichen Dolches zu bringen. Roselynne sah, dass er seine verwundete Schulter zu schonen vergaß und zusammenzuckte. Bisher war es ihm gelungen, die Pfeilwunde zu verbergen, und sie trug vermutlich auch mit dazu bei, dass er kein Risiko eingehen wollte.
    »Gott befohlen, Lady Roselynne«, knurrte er jetzt so unhöflich, dass der Gruß zum Fluch wurde, und machte auf dem Absatz kehrt.
    Die junge Edeldame starrte ihm nach und erst als er außer Sichtweite war, kehrte ein wenig Farbe in ihre viel zu bleichen Wangen zurück. Sie presste die Hand auf ihr wild pochendes Herz und versuchte sich zu fassen, Worte des Dankes für ihren Retter zu formulieren.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch so gedankenlos den Aufmerksamkeiten dieses kaledonischen Rüpels aussetzen solltet?«, erkundigte er sich in diesem Moment und ließ mit einer geschmeidigen Bewegung den Dolch in die Scheide an seinem Gürtel gleiten.
    Es hörte sich an, als wollte er ihr eine Rüge erteilen. Als nähme er an, dass sie mit dem Schotten mutwillig kokettiert hätte. Roselynne vergaß auf der Stelle, dass sie eben noch dankbar gewesen war und dass es nicht die Art einer Lady war, Zorn zu zeigen.
    »Er hat mich aufgehalten, als ich soeben von der Morgenandacht kam«, verteidigte

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