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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Körper rauschen. Gleichzeitig erbebte ihr Geist unter der Fülle der widerstreitenden Gefühle, die ihn selbst durchliefen und die er so eisern unter Kontrolle hielt, dass sie kaum eine winzige Verdunkelung seines Blickes erkennen konnte.
    Glühende Hitze rieselte in der Folge durch ihren Leib und brannte allen Widerstand aus. Wie verzaubert machte sie einen winzigen Schritt auf ihn zu, damit er die Verbindung nicht löste. Sie hob die Augen und ertrank im klaren, ungetrübten Pastell seines Blicks. Einen zeitlosen Herzschlag lang waren sie eins. Etwas Ganzes, Vollkommenes, von dem sie mit unerwarteter, hell aufflammender Sicherheit wusste, dass es genau jenes Mirakel war, nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Gemeinsam gehörte es ihnen.
    »Zum Henker!«, hörte sie ihn heiser murmeln. Bei der ersten Silbe gab er ihre Hand wieder frei, und schon lag die Spanne eines ausgestreckten Armes zwischen ihnen. »Eure Verführungskünste sind von jener Art, die einen Mann sehr wohl um den Verstand bringen können. Ich hätte den schottischen Grafen bedauern und nicht bedrohen sollen.«
    Er wies sie mit Worten und Taten gleichzeitig ab. Wieso tat er das? Hatte er es nicht auch gefühlt? Er musste es empfunden haben! Unzweifelhaft. Sie wusste es.
    »Ihr seid absichtlich hässlich zu mir«, sagte sie ihm in ihrer Verwirrung auf den Kopf zu. »Warum tut Ihr das? Habt Ihr Angst vor dem, was zwischen uns sein könnte, wenn Ihr es zulasst?«
    Im ersten Augenblick konnte sie selbst nicht glauben, was sie da gerade offenbart hatte. Dann drang ein so hässlicher Fluch an ihr Ohr, dass sie sich, obgleich sie die Worte hörte, vor deren Sinn verschloss. Sie heftete ihre großen, fragenden Augen auf den Seigneur de Luthais, voll von Fragen, von Unschuld und gekränkter Wärme.
    »Allmächtiger Gott, hat Euch nie jemand beigebracht, dass es gefährlich ist, mit dem Feuer zu spielen, Dame Roselynne? Ich könnte Eure Worte sehr wohl für ein höchst verlockendes Angebot halten. Ihr begebt Euch in das Revier der Dirnen«, zischte er mit verkrampften Kiefermuskeln.
    Roselynne erbebte unter der bewussten Unverschämtheit seines Tones ebenso wie unter dem Schock seiner Ablehnung. Sie war es seither nicht gewohnt, zurückgewiesen zu werden. Normalerweise war sie es, die auf Abstand und kühler Überlegung bestand. Zählte bei diesem Mann den nichts von dem, was sie bot? Weder Schönheit noch Klugheit, weder Adel noch Reichtum?
    »Ihr macht Euch absichtlich lustig über mich«, wiederholte sie ihren Vorwurf.
    »Teufel aber auch. » Er lächelte kühl, nahm einen tiefen Luftzug und schlüpfte so nahtlos in die Rolle des unbeteiligten Beobachters zurück, dass sie es kaum glauben konnte, obwohl sie ihm dabei zusah. »Ich mische mich in Dinge ein, die mich nichts angehen. Verzeiht mir.«
    Eine Entschuldigung war das Letzte, was Roselynne in diesem Augenblick erwartet hatte. Sie war nicht bereit zuzulassen, dass er sich mit banalen Höflichkeiten aus der Schlinge zog.
    Sie wusste, was sie gefühlt hatte, über alle Zweifel und alles Leugnen hinweg. In der Berührung ihrer Seelen hatte keine Lüge Platz gefunden. Dieses Mal konnte sie ihre gesteigerte Sensibilität auch nicht auf die Erschütterung eines Sturzes und einer gewaltsamen Bedrohung schieben. Es gab keine Täuschung, nur Gewissheit und Sicherheit.
    »Ihr müsst keine Furcht davor haben«, wisperte sie.
    Sie überwand anmutig die Entfernung zwischen ihnen und legte eine Hand in Höhe seines Herzens auf das gefältelte Wams. Sie spürte nicht den Samt und die Silberborte, sondern das lebendige Schlagen darunter. Es pochte im selben unruhigen Rhythmus wie ihr eigenes Herz. »Es wäre gut, so wie es ist!«
    »Törichtes Geschöpf!« Loup de Luthais knirschte mit den Zähnen, solche Anstrengung kostete es ihn, den befremdlichen Bann zu überwinden, den Berührung und Stimme um ihn woben. »Was faselt Ihr da? Mir scheint, die Grobheit des Schotten hat Euch mehr verwirrt, als Eurem armen Kopf gut tut. He, du da! Lauf in den Palast und bring mir die Zofe der Dame Roselynne. Ihr ist nicht wohl!«
    Der letzte Befehl galt einem jungen Knappen, der unweit der Pferdeställe herumtrödelte und wie von der Sehne geschnellt davon lief, als ihn der Befehl des herrischen Edelmannes erreichte.
    »Es wird Euch nichts nützen«, wisperte Roselynne betrübt. Er handelte wider bessere Einsicht, und sie spürte die grausame Willkür, mit der er die eigenen Gefühle gewaltsam unterdrückte. Wenn es darum ging,

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