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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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voller Sorge, der ihm selbst nicht bewusst war. Die reglose Gestalt der jungen Frau, die unter der Hülle aus dunklem Stoff ebenso gut hätte tot sein können, weckte eine nie gefühlte Furcht in seinem Inneren. Er traute es dieser schwierigen Elfe ohne weiteres zu, dass sie sich im Dunkel der Nacht davon schlich und ihn mit der leblosen Hülle ihrer Gestalt zurückließ.
    Dass sie jetzt ein wenig blinzelte und wie eine kleine Katze gähnte, erleichterte und amüsierte ihn zugleich. Sie hatte tatsächlich das Benehmen einer Katze. Man musste ihr nur dabei zusehen, wie sie sich streckte und in einer geschmeidig eleganten Bewegung in die Hocke kam, wobei sie sich gleichzeitig die Haare aus der Stirn strich und den Mund verzog, als sie den Schmutz sah, der an ihrer Hand klebte. Ausnahmsweise las er ihre Gedanken ohne Schwierigkeiten.
    »Es tut mir Leid, dass ich dir auf dieser Reise nicht die gewohnte Behaglichkeit bieten kann«, knurrte er an Stelle eines Morgengrußes. »Aber wenn wir zu Hause sind, wird es dir an nichts fehlen. Ich versichere dir, dass wir nicht die Barbaren sind, für die uns euer König hält. In meinem Haus wirst du Wärme und Nahrung finden.«
    Roselynne warf ihm unter halb gesenkten Wimpern einen Blick zu. Im zunehmenden Morgenlicht machte sie sich zum ersten Mal die Mühe, den Mann unter all dem Gestrüpp aus Haaren und barschen Manieren zu entdecken. Wer war sie eigentlich, seine blinde Leidenschaft zu tadeln? Hatte sie nicht genau denselben Blitzschlag verspürt, als der Graf von d'Amonceux in Hawkstone aufgetaucht war, um sich mit ihrer Schwester zu verbinden? Jenes heiße Gefühl blinder Unausweichlichkeit, das ihr Herz für immer geprägt und für alles andere abgestumpft hatte? Niemand hatte ihr damals geglaubt, und sogar ihr völlig ernst gemeinter Entschluss, sich für immer hinter Klostermauem vergraben zu wollen, hatte kein Verständnis gefunden. Dabei hatte sie doch nur gewusst, dass sie niemals ihr Herz einem anderen Mann schenken konnte. Weshalb dann ein Leben führen, das nur darauf hinauslief, Gattin für einen Menschen zu werden, dem sie nie ihr Herz schenken konnte?
    Sie streckte unwillkürlich die Hand aus und berührte die eiserne Schulter, die vor ihr aufragte. Bewusst suchte sie die Verbindung mit Robert Duncan, um ihn und seine Gedanken zu erforschen. Ihr Hass auf ihn schwand, sie wollte eine Basis finden, auf der sie mit ihm auskommen konnte.
    »Ich weiß, dass Ihr mir nichts Böses wollt«, sagte sie zu seiner Überraschung. »Ich kann es fühlen.«
    Jäh zuckte er zurück, aber nicht so weit, dass die Verbindung zwischen ihnen riss. Er suchte in den dunkelblauen Tiefen ihrer Augen und fand dort ein höchst unerwartetes freundschaftliches Verständnis statt der gewohnten kalten Feindseligkeit.
    Roselynne spürte seine Verblüffung, sein gereiztes Widerstreben ebenso wie seine wilde Männlichkeit, seine Rücksichtslosigkeit und einen mühsam gezähmten Hang zur Gewalttätigkeit. Aber da war auch ein wahrhaftiger, ehrlicher Kern unter all dem kriegerischen Gehabe, der verblüffende Wunsch, geliebt zu werden, ohne deswegen der Schwäche anheim zu fallen. Eine Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, die er jedoch nach außen hin als unmännlich und weibisch abtat.
    »Man sagt, Ihr ehrt Eure Frauen in Kaledonien«, verblüffte sie ihn mit einem Wissen, das er nicht erwartet hatte. »Wie passt das mit der Tatsache zusammen, dass Ihr mich gewaltsam in Euren Besitz gebracht habt?«
    »Wir ehren unsere Frauen«, entgegnete der Graf von Duncan schroff.
    Roselynne ließ die Hand sinken und der Schotte fühlte sich seltsam beraubt und allein gelassen. Bis er den mutwilligen Ausdruck ihrer Augen entdeckte und das feine, dieses Mal überaus spöttische Lächeln.
    »Ihr meint, ich sollte meinem Schicksal danken, dass Ihr mich auf diese rüde Weise erwählt habt?«, wisperte sie kaum hörbar.
    »Ich weide mein Leben damit verbringen, es dir zu beweisen.«
    Roselynne zuckte in gespieltem Gleichmut mit den Achseln. »Ich habe wohl keine andere Wahl, als darauf zu hoffen.«
    »Du gibst deinen Trotz auf?«
    Während die Männer das Lager abbrachen, die Pferde sattelten und ihren Getreidebrei aßen, kam es Roselynne trotz des Lärmes so vor, als wäre sie allein auf der Welt mit dem Schotten.
    »Auch darin bleibt mir keine andere Wahl«, entgegnete sie mit einem tiefen Atemzug.
    »Das ist für Euch, Lady!«
    MacDonald kam pfeifend aus dem Gebüsch und reichte ihr auf einem handgroßen Stück

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