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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nie los werden. Sobald die Gute Grund zur Besorgnis witterte, würde sie ihr nicht von der Stelle weichen und sie unter Beschwichtigungen und Heiltränken begraben. Beides konnte sie in dieser Nacht wahrhaftig nicht gebrauchen.
    »Nein«, wiederholte sie mit einem angestrengten Lächeln. »Das Fest war laut und anstrengend, das stimmt. Aber es genügt, wenn ich ein wenig ruhen kann. Ich bin nicht krank, nur erschöpft ...«
    »Wenn Ihr meint ...« Maud zögerte, noch nicht ganz überzeugt. »Wenngleich es kein Wunder wäre, dass Ihr Euch angegriffen fühlt. In der großen Halle zieht es fürchterlich, und dieses Gewand ist nicht viel mehr als ein Hauch von Stoff. Es wäre kein Wunder, wenn Ihr Euch verkühlt hättet und nun die Folgen tragen müsstet.«
    Roselynne schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Welche Heilige war dafür zuständig, übereifrige Kammerfrauen zu beschwichtigen? Gab es überhaupt eine Instanz für ihre verbotenen Wünsche? »Würde es dir etwas ausmachen, mich erst morgen zu maßregeln, Maud? Ich sehne mich nach Stille. Gute Nacht!«
    Sie schob die Dienerin fast ein wenig zu energisch in Richtung Tür.
    »Aber die Bänder! Ich muss Euch noch die Bänder lösen!«
    »Ich bin kein kleines Kind mehr«, betonte Roselynne unwirsch. »Geh zu Bett, meine Gute. Ich bin sehr wohl imstande, mein Gewand selbst abzulegen und meine Haare zu bürsten. Man könnte meinen, du weißt nicht, wie meine Mutter ihre Töchter erzogen hat.«
    Der Hinweis auf die Lady von Hawkstone tat seine Wirkung. Ein wenig brummend verließ die Kammerfrau das Gemach und zog sorgsam die halbrunde Holztür hinter sich ins Schloss.
    Roselynne hatte von Anfang an darauf bestanden, allein zu schlafen. Sie mochte es nicht, wenn ihre persönliche Magd den Raum mit ihr teilte und des Nachts auf einem Strohsack vor ihrem Bett lag, wie es gemeinhin Sitte war. So hatte sie ihren ganzen Einfluss geltend gemacht, dass ihre Mägde eine der Kammern des Burggesindes bekamen. Das Herrenhaus in Hawkstone war so weitläufig, dass ein jedes der Kinder von Lady Liliana über ein eigenes Gemach verfügte, sobald es danach verlangte, und Roselynne hatte diese Ungestörtheit wie einen Luxus schätzen gelernt. Wenn Prinzessin Mathilda Wert auf ihre Dienste legte, dann musste sie ihr wenigstens diese Gunst erweisen.
    Sie sank mit bebenden Knien auf den gepolsterten Hocker vor den glimmenden Scheiten im Kamin und fühlte sich nicht mehr fähig, auch nur die kleinste Bewegung zu tun. Mit jedem Atemzug drang ihr die eigene Kühnheit mehr ins Bewusstsein. Was, um Himmels willen, hatte sie getan? Welcher Wahnsinn hatte sie befallen, auf eine dermaßen närrische Forderung einzugehen?
    Sie wandte sich nicht um, als sich die Tür in ihrem Rücken von neuem öffnete. Sie fühlte die Gegenwart des normannischen Seigneurs wie eine Veränderung der Luft in ihrem Gemach. Er war da. Er sah sie an. Sie konnte nichts tun, als ihn gewähren lassen. Sie hatte sich in seine Hand begeben.
    Justin d'Amonceux legte den Riegel vor, aber er tat keinen Schritt in Richtung auf das Edelfräulein zu, dessen zierliche Silhouette vom rötlichen Schein des Feuers eingerahmt wurde. Die Reflexe der Flammen leuchteten im Gewebe des Silberkleids und setzten bläuliche Lichter in ihre Haarflut. Jetzt, wo sie die Arme nicht mehr vor der Brust verschränkt hatte, sah er, dass die keltische Brosche wie ein silbern heidnisches Priestermal rötliche Spuren in das zarte Fleisch drückte. Es juckte ihm förmlich in den Fingern, die köstlichen Wölbungen von ihrem harten Metall zu befreien und die Haut mit seinen Küssen zu heilen.
    Wie schön sie ist, sagte eine innere Stimme, die ihn so töricht und vermessen zu einem Abenteuer führte, von dem er ahnte, dass er es bereuen würde. Schön lind zerbrechlich, betörend sinnlich und gleichzeitig von der klaren, kühlen Reinheit einer tiefen Quelle ohne jeden Makel.
    Roselynne erschauerte unter der eindringlichen Musterung. Ein Beben lief über ihre Haut und ihre Brüste schienen anzuschwellen. Die empfindsamen Spitzen verhärteten sich, und das Pochen ihres Herzens wurde schneller. Sie zwang sich, die Hände locker im Schoß liegen zu lassen; nur die winzige Bewegung ihres zarten Kehlkopfes verriet, dass sie krampfhaft schluckte, während sie sich ihrer Weiblichkeit, ihres Körpers so bewusst war wie nie zuvor.
    Keine Angst!, mahnte sie sich selbst. Du wolltest es. Du hast dich wie ein hungriger Raubvogel auf diese Gelegenheit gestürzt, einmal

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