Herz im Spiel
.
Ihre Mrs River
„Wenn Sie Glück haben.“ Als Marianne diese Zeile las, begannen ihre Hände zu zittern, aber sie hatte keinerlei Möglichkeit, die Rückkehr in Mr Desmonds Haus zu vermeiden.
Kingsbrook war wirklich herrlich.
Das Land war von einer dünnen Schneeschicht bedeckt, aber am Bach, im Schutz der Bäume, lagen selbst im tiefsten Winter die weißen Flocken auf grünen Pflanzen.
Dieses Mal hielt Rickers die Kutsche vor dem Seiteneingang an, wo die Auffahrt näher an das Haus heranführte. Mrs River, die auf ihre Ankunft gewartet hatte, riss die hohen Glastüren des Südsalons auf, und noch bevor Marianne eintrat, konnte sie das Knistern des Feuers vernehmen und spürte, wie ein warmer Lufthauch sanft über ihre Wange strich.
„Nur herein! Lassen Sie sich einmal ansehen. Farnham scheint Ihnen zu bekommen, obwohl das Essen in der Akademie nicht besonders zu sein scheint. Ich nehme Ihnen den Mantel und die Haube ab. Alice! Al… ach, da bist du ja. Nimm Miss Trentons Sachen. Und frag Jenny, ob sie noch heiße Brühe vom Mittagessen hat. Bringen Sie diese Taschen über die Hintertreppe nach oben, Rickers. Kommen Sie herein.“
Die Haushälterin führte sie nach drinnen, gluckte wie eine besorgte Mutter um sie herum und überwachte gebieterisch das Abladen ihres Gepäcks.
„Jetzt lassen Sie sich richtig ansehen“, fuhr Mrs Rickers fort und drehte Marianne in Richtung Fenster, damit sie sie genau betrachten konnte. Staunend schüttelte sie den Kopf. „Im November sind Sie erst siebzehn geworden, und plötzlich sind Sie eine wunderschöne junge Frau. Nein, nein, setzen Sie sich nicht dorthin. Mr Desmond sagte, Sie sollten in der Bibliothek auf ihn warten, wenn Sie angekommen seien.“
Die Herfahrt von Farnham hatte Marianne offensichtlich ermüdet, daher fand Mrs River es nicht ungewöhnlich, dass sie blass wurde. Die Haushälterin gab nicht viel darum, legte dem Mädchen die Hand auf den Rücken und schob es auf die Tür des Salons zu.
„Ich nehme doch an, dass Sie noch wissen, wo die Bibliothek liegt. Der Himmel weiß, dass Sie ganz schön viel Zeit dort verbracht haben, als Sie im Frühling hier waren.“
Offenkundig beabsichtigte Mrs River nicht, mit ihr zur Bibliothek zu gehen. Dies würde ein Gespräch unter vier Augen werden.
„Wa…wartet Mr Desmond dort auf mich?“, fragte Marianne nervös.
„Im Moment nicht. Er ist die Straße hinunter zu Sir Grissam geritten, um über den Wald zu reden, der ihre beiden Grundstücke verbindet, aber er hat versprochen, es würde nicht lange dauern, und er wollte Sie auf jeden Fall sehen. Ich dachte, in der Bibliothek würden Sie sicher etwas finden, womit sie sich solange unterhalten können“, erklärte Mrs River.
„Ja, natürlich“, erwiderte Marianne.
Der Raum war verlassen, wie Mrs Rivers vorhergesagt hatte. Die Bücher waren Marianne vertraut. Durch die hohen Fenster fiel, von den schweren Vorhängen gedämpft, mattes Licht ein. Das erste, was Marianne tat, war, die Vorhänge zurückzuschieben. Dann drehte sie sich im Kreis und nahm die Regale, den Schreibtisch, die Stühle und den Kamin in Augenschein. Die Trittleiter, über die man die höheren Regalfächer erreichte, die wohlbekannten Titel weiter unten.
Die Bücher, die sie bei ihrem letzten Aufenthalt hier so fasziniert hatten, waren noch da, die einladenden Bände, die sie so leicht in die Hand nehmen, aber nicht hatte lesen können. Sie wusste jetzt, dass sie in Latein und Griechisch geschrieben waren, obwohl ihre sechs Monate Anfängerlatein nicht ausreichten, um etwas davon entziffern zu können.
Sie ließ sich in einen der tiefen Ledersessel fallen, die vor dem Kamin standen. Kurz darauf klopfte es leise an der Tür. Marianne umklammerte die Sessellehnen und blickte sich um. „Kommen …“ Sie räusperte sich. „Kommen Sie herein.“
Doch auf dem Kopf, der erschien, saß ein weißes Spitzenhäubchen, und die schlanke Gestalt gehörte Alice. „Mrs Rawlins schickt Ihnen etwas Suppe, Miss. Willkommen zu Hause.“
„Es ist sehr schön, wieder daheim zu sein“, antwortete Marianne, ohne darüber nachzudenken, ob es stimmte.
Das zierliche Hausmädchen stellte das Tablett auf dem Tisch neben Marianne ab. „Huhn mit Nudeln, Miss Marianne. Mrs Rawlins kocht eine wirklich köstliche Hühnersuppe.“
„Ganz bestimmt. Ich habe auch wirklich Hunger, vielen Dank.“
Alice knickste und ließ die junge Dame wieder allein.
Mrs Rawlins’ Suppe war so gut, wie Alice versprochen
Weitere Kostenlose Bücher