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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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blicken.
    „Miss Trenton … Marianne … ich weiß, dass Sie sich von Kingsbrook ferngehalten haben, um mir aus dem Weg zu gehen.“
    Marianne holte tief Luft und schüttelte leicht den Kopf, um diese Unterstellung zurückzuweisen. Sie wollte etwas sagen, doch Desmond hob die Hand, und Marianne schwieg. Ihr Protest wäre auch nicht sehr überzeugend gewesen.
    „Was in jener Nacht geschehen ist, war höchst bedauerlich“, fuhr er fort. „Und es hat bei uns beiden tiefe Spuren hinterlassen. Aber deshalb brauchen Sie sich doch nicht in der Akademie zu vergraben.“
    „Ich fühle mich sehr wohl in der Akademie in Farnham“, begann Marianne, doch Desmond schnitt ihr das Wort ab.
    „Sie vergessen, dass ich die Akademie auch gesehen habe: ein paar graue Gebäude auf einem halben Morgen Land. Wie können Sie es nur aushalten, so lange nicht nach Kingsbrook zu kommen?“, fragte er, und in seiner Stimme schwang aufrichtige Verwunderung mit.
    „Ich wollte nicht … Ich dachte nicht …“, stammelte Marianne.
    Desmond räusperte sich verlegen. „Natürlich“, sagte er.
    Einige Minuten saßen sie schweigend da.
    „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Miss Trenton“, sagte Desmond schließlich. „Ichsorge dafür, dass ich nicht auf Kingsbrook bin, wenn Sie sich hier aufhalten.“
    „Ich … ich kann Sie nicht aus Ihrem eigenen Heim vertreiben“, widersprach Marianne.
    „Es sind doch nur ein paar Tage. Wirklich, mir macht es nichts aus. Dann hätten Sie Kingsbrook für sich. Was meinen Sie dazu?“
    Er hielt inne und wartete auf ihre Antwort.
    Worauf lief das alles hinaus? Was für ein Mensch war Mr Desmond? Marianne war jung und verstand wenig von der Welt, und vielleicht war das Böse nicht immer leicht zu erkennen. Aber sie hatte Onkel Horace gekannt, und sie wusste, dass er ein schlechter Mensch war. Wenn Mr Desmond und Onkel Horace gemeinsam dieses niederträchtige Geschäft betrieben, das ihr einstiger Vormund in seinem Brief vorgeschlagen hatte, dann war Mr Desmond gewiss auch ein schlechter Mensch. Obwohl jeder Charakterzug von Mr Desmond jedem einzelnen von Onkel Horace entgegengesetzt schien …
    Marianne war verwirrt und durcheinander. Und sie war es müde, ständig nach allem Übel in der Welt Ausschau zu halten.
    „Kingsbrook ist wirklich schön“, gestand sie leise zu.
    „Sie werden also kommen“, sagte er, als sei das schon beschlossene Sache. „Ausgezeichnet. Und wie oft? Jede Woche?“
    „Ich glaube nicht, dass einmal die Woche nötig ist, Mr Desmond, oder dass es klug ist. Ich habe tatsächlich zu arbeiten. Aber vielleicht alle drei Monate. Dann könnte ich Kingsbrook zu jeder Jahreszeit kennenlernen wie in einer Reihe von Stillleben.“ Zwar lächelte sie nicht, aber ihre Miene entspannte sich, als sie sich vorstellte, wie das Gut im Frühling und im Sommer aussehen würde.
    „Nun, in diesem Fall scheint mir jede Veränderung als Verbesserung“, meinte Desmond zustimmend. Und erleichtert registrierte er ihren zugänglichen Tonfall, doch er war sich bewusst, dass er bei seinen nächsten Worten wieder verschwunden sein würde. „Also eine Woche alle drei Monate. Ein letztes …“ Wieder räusperte er sich. „Die Feiertage in der Schule zu verbringen kann entsetzlich eintönig sein, daher möchte ich Sie nicht über Weihnachten oder Ostern in Farnham lassen. Aber zu Weihnachten ließe sich kaum begründen, wenn ich nicht nach Kingsbrook käme. Was meinen Sie, können wir nicht Frieden schließen, solange wir uns notgedrungen zur gleichen Zeit hier aufhalten?“
    „Selbstverständlich“, erwiderte Marianne. Doch sie gab ihre Einwilligung nicht ohne Vorbehalte. Sie fürchtete, jede ihrer Begegnungen würde von dunklen Hintergedanken getrübt werden. Genau wie jetzt, dachte sie, als sich mit einem Mal das Bild seiner sonnengebräunten, behaarten nackten Beine in ihr Bewusstsein drängte.
    „Allerdings ist es so, dass zwischen uns mehr als nur duldsames Schweigen herrschen soll. Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie jetzt mein Mündel sind. Ich bin sicher, Mrs River findet es bereits jetzt eigenartig, dass Sie nie zu Besuch kommen und wir nie einen Versuch unternehmen, einander zu begegnen, obwohl sie sehr wahrscheinlich annimmt, dass Sie mir schreiben, wenn Sie im Internat sind. Aber vor den Dienstboten müssen wir normal miteinander umgehen, und sollte ich Gäste nach Kingsbrook einladen, würden diese auch erwarten, mein Mündel kennenzulernen. Sie wollen hören, wie wir

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