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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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wurde sie von Desmonds eisernem Willen getrieben. Also stand sie auf, begann durch den Keller zu wandern und horchte dabei auf das Tropfen, das Peter angeblich vernommen hatte. Sie hörte nichts. Er hatte wohl … doch, da war etwas … ja, aus dieser Richtung kam das Geräusch.
    Nahe einer der Außenwände entdeckte sie eine Pfütze. Vorsichtig kostete sie von dem Wasser. Es erschien ihr ziemlich frisch, und sie entschied, dass es sich um Tau handeln musste, der von draußen hereinsickerte. Das erklärte auch, warum Peter es nur ab und zu tropfen hörte.
    Sie eilte zu ihm zurück.
    „Du hast es gefunden“, sagte Desmond, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
    „Dort hinten“, antwortete sie. „Ich brauche etwas, worin ich das Wasser befördern kann. Ich wollte kein bisschen vergeuden und es deshalb nicht mit den Händen schöpfen.“
    Desmond wies auf den angeschlagenen Teller, auf dem der Kerzenstummel stand.
    „Sei vorsichtig“, warnte er sie nervös, als sie den Teller hochnahm. „Lass das Licht nicht ausgehen.“
    Marianne brachte es fertig, den Teller entlang einem schon vorhandenen Sprung durchzubrechen. Sie kehrte zu der kleinen Pfütze zurück, und nachdem sie die Scherbe mit ihrem Kleid und ihrem Unterrock sauber gewischt hatte, schöpfte sie so viel Wasser, wie das Behältnis aufnehmen wollte.
    Immer wieder ging sie auf dem feuchten, glitschigen Kellerboden hin und her und gab Bernie zu trinken, bis er schwach nickte und ihr zu verstehen gab, er habe genug. Erst dann ließ Desmond zu, dass Marianne ihm selbst etwas brachte.
    Unterdessen saß Rachel auf dem Boden, barg Brewsters Kopf in ihrem Schoß, wiegte ihn und weinte leise vor sich hin. Nachdem Marianne ihm zweimal Wasser gebracht hatte, öffneten sich flatternd seine Lider, und er blickte in Miss Tamberlays Gesicht auf. „Rachel?“
    Sie nickte.
    „Ach, Rachel.“ Er seufzte beglückt. „Du hast mir so gefehlt.“
    Er nannte sich Tom Moffit. Der Name seiner Mutter war Moffit, und deshalb ging er davon aus, dass er ebenfalls so hieß, denn er hatte nie einen Vater gekannt, der ihm den Namen streitig gemacht hätte.
    Tom war im Grunde kein übler Bursche. Zwar war er in ziemlich raue Gesellschaft geraten, gewiss, und was ihn selbst betraf, so nahm er gern jedes bisschen Geld, das er bekam. Und es kümmerte ihn auch nicht, auf welcher Seite des Gesetzes er sein Brot verdiente. Aber im Grunde seines Herzens war er ein guter Kerl.
    Und er hatte etwas für ein hübsches Gesicht übrig. Für zwei strahlende Augen und eine geschmeidige Gestalt tat er schon einmal etwas, ohne an die Entlohnung zu denken. Tom war daher durchaus nicht nur an der Einpfundnote interessiert.
    Er hatte damit gerechnet, die beiden jungen Damen weiter oben auf der Straße einzuholen, aber er hatte schon den halben Rückweg zur Nationalbank zurückgelegt und keine Spur von ihnen entdeckt.
    Tom blieb stehen, spähte die dunkle Straße, so weit er konnte, entlang und versuchte, einen Blick auf einen flatternden Unterrock zu erhaschen. Dann sah er hinter sich. Die Straßen, die ereben durchquert hatte, waren verlassen, jedenfalls bis auf betrunkene alte Männer und die Sorte Damen, deren Unterröcke nicht flatterten, falls sie überhaupt welche trugen. Tom kratzte sich am Kopf. Unschlüssig ging er noch ein Stück Richtung Zentrum, dann blieb er stehen und schaute sich noch einmal um. Schließlich lief er denselben Weg, den er gekommen war, wieder zurück.
    Die Handgelenke der Männer steckten in eisernen Handschellen, die ihrerseits an in der Wand befestigten Ketten hingen. Vielleicht war dieser Keller einmal benutzt worden, um Sklaven aus Afrika, die für den amerikanischen Markt bestimmt waren, festzuhalten. Desmond zerrte an den Ketten, um zu demonstrieren, wie sicher sie gefesselt waren.
    „Glaubt mir, ihr könnt uns nicht befreien. Unsere Hauptsorge wird jetzt sein, euch hier herauszuschaffen. Wenn Carstairs zurückkommt, müsst ihr euch wieder verstecken und durch die unverschlossene Tür nach draußen schleichen, genauso, wie ihr hier hereingekommen seid“, sagte Desmond.
    Marianne schüttelte den Kopf. „Wir werden erst gehen, wenn ihr frei seid“, entgegnete sie trotzig.
    „Und wie wollt ihr das fertigbringen?“, fragte er. Seine Lippen waren so trocken, dass sein Lächeln zu einer Grimasse verzerrt wurde.
    „Wir werden Sie damit befreien“, meldete Rachel sich zu Wort. Sie fasste an ihre Frisur und zog eine Haarnadel heraus. Diese reichte sie Marianne, die sie

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