Herz im Zwiespalt (German Edition)
aufgebrochen waren, ritten sie nun schon durch ganz Berwick. Sie konnte sich gar nicht sattsehen und stellte ihm Fragen über Fragen, anfangs noch etwas zögernd, doch in den letzten Minuten war sie regelrecht aufgetaut. Sie sprühte geradezu vor Lebendigkeit und Humor. George genoss diese neue Seite an ihr ungemein.
»Ja, das ist der Teufelsschlund. Angeblich diente die Höhle früher Schmugglern als Versteck.«
Lizzys Augen leuchteten vor Begeisterung. »Wie aufregend!«
Ein kleines Lächeln legte sich um Georges Lippen. »An dir ist wohl eine Abenteurerin verloren gegangen. Möchtest du hinuntersteigen?«
»O ja, sehr gern.«
Sie ritten einige Meter weiter. »Hier ist der beste Weg für einen Abstieg.« Ohne auf Georges Hilfe zu warten, rutschte Lizz aus dem Sattel und befestigte die Zügel an einem niedrigen Strauch.
George ging vor ihr her. »Sei vorsichtig, die Steine sind ziemlich glatt.«
»Es ist wunderschön hier«, gestand Lizz, während sie kurz stehen blieb und auf das Meer hinaus blickte. Von hier aus wirkte Tantallon wie ein verwunschenes Schloss aus einer alten Sage. Sie beeilte sich, George zu folgen, da dieser bereits unten auf sie wartete. Plötzlich rutschte sie jedoch aus und prallte mit ihm zusammen. Lizz lachte perlend auf. »Welch ein Glück, dass wir beide einen solchen Dickschädel haben.«
Gemeinsam schritten sie über den Kiesstrand. »Hast du diese Höhlen schon einmal erforscht?«, erkundigte sich Lizz gespannt.
»Aber natürlich. William und ich waren als Kinder oft hier, obwohl unser Vater es streng verboten hatte.« Er bedachte sie mit einem ernsten Blick. »Es kann hier sehr gefährlich werden.«
Sie erreichten die Höhle und Lizz trat neugierig ein. Es war ein ganz gewöhnlicher Hohlraum, der noch nicht einmal besonders groß war. »Gefährlich?«, erkundigte sie sich leicht enttäuscht. »Hier kann man sich doch höchstens eine Erkältung holen.«
George lachte leise auf. »Wir befinden uns hier erst in einer Art Vorhöhle.«
Er hielt inne und entzündete die Fackel, die er sich auf dem Weg hierher gebastelt hatte. »Bleib dicht hinter mir. Die Gänge sind wie ein Labyrinth. Man kann sich leicht verirren.« Lizz folgte George fasziniert durch die schwarze Öffnung in den schmalen Gang hinein.
»Hier liegen überall Muscheln!«
»Der größte Teil dieser Höhle steht bei Flut unter Wasser«, erklärte George. »Deshalb heißt sie auch Teufelsschlund. Wer sich abends hierher verirrt, wird den nächsten Morgen nicht mehr erleben.«
Lizz erschauderte unwillkürlich. »Dann sollten wir uns lieber beeilen.«
Wenige Augenblicke später tat sich vor Lizz eine riesige, kreisrunde Höhle auf. In der Mitte ragte ein schräg abfallender Fels aus dem Boden.
»Wie herrlich«, rief sie erfreut. »Sieh nur, dort oben ist eine Feuerstelle. Irgendjemand muss hier gewesen sein.«
George schenkte Lizzys Fund keine große Beachtung. »Vermutlich einige der Dorfkinder.« Viel mehr faszinierte ihn ihr hübsches kleines Gesäß, als sie vor ihm einen Fels hochkletterte. George lehnte sich lässig an die feuchte Mauer und beobachtete Lizz. Sie zeigte die gleiche Begeisterung wie einst er, als er mit Will diese Höhle zum ersten Mal erforscht hatte.
»Riechst du auch Schwefel?« Ohne eine Antwort abzuwarten, leuchtete Lizz in die schwarzen Öffnungen der Gänge hinein. »Es ist fantastisch«, rief sie erfreut und hielt die Fackel gegen die Decke.
»Das solltest du besser nicht tun.«
»Weshalb nicht?«
Im nächsten Moment kreischte sie gellend auf, als sich hunderte von Fledermäusen von der Decke lösten und um sie herumflatterten. Sie ließ die Fackel fallen und stürzte Schutz suchend an Georges Brust. Sogleich legten sich zwei muskulöse Arme um sie. Sekunden später war alles wieder ruhig.
George blickte mit einem warmen Lächeln auf Lizz nieder, die noch immer ihr Gesicht an seiner Brust verbarg. Als er jedoch das leise Zucken spürte, das durch ihren Körper ging, erstarb sein Lächeln augenblicklich. Sie weinte doch nicht etwa?
»Kätzchen?«
Lizz hob langsam den Kopf und schaute mit vor Belustigung funkelnden Augen zu ihm auf. »Fledermäuse«, rief sie fassungslos und lachte perlend auf. »Ich hasse Fledermäuse!« Sie schlug ihm spielerisch vor die Brust. »Du Schuft, beim nächsten Mal könntest du mich zumindest vorwarnen.«
»Hab ich doch«, erklärte George mit Unschuldsmiene.
»Ja, aber erst, als diese hässlichen Biester auf mich losgegangen sind.«
»Du kannst
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