Herz im Zwiespalt (German Edition)
Haare.
»Also wirklich, Magon«, ließ sich ein junger Mann namens Jason vernehmen. Mit seinem ebenfalls leuchtend roten Haar und den blauen Augen war er unleugbar der Vater des kleinen Mädchens. »Du sollst unseren Lord doch nicht immer belästigen.«
Magon schob schmollend die kleine Unterlippe vor. »Warum nicht? Er mag mich doch.«
»Das stimmt«, erklärte George grinsend, drückte sie kurz und stellte sie wieder auf die Beine. Magon blickte aus großen, erwartungsvollen Augen zu ihm auf. »Hast du mir etwas mitgebracht?«
»Ganz die Mutter«, stöhnte Jason mit einem verlegenen Grinsen.
»Das habe ich gehört«, mischte sich nun auch seine Frau ein und strafte ihn mit einem strengen Blick.
Nachdem Lizz den Dorfbewohnern gezeigt hatte, wie sie die Mäuseköder herstellen mussten, wurden sie und George zu einem deftigen Mittagessen eingeladen. Lizz fühlte sich unglaublich wohl unter diesen freundlichen Menschen, und leiser Stolz erfüllte ihr Herz, wann immer sie ihren Mann betrachtete. Die Dorfbewohner liebten und ehrten ihren Lord.
Zwei Stunden später stand Lizz mit nachdenklich gefurchter Stirn im Getreideschuppen. George hatte nicht übertrieben. Es mussten hunderte von Mäusen sein. »Ich fürchte, mit diesen Ködern allein werden wir die Plage nicht in den Griff bekommen.«
George senkte vertraulich den Kopf zu ihr. »Weshalb? Das Gift scheint rasant zu wirken.«
Lizz nickte. »Trotzdem ... Was fällt dir auf, wenn du dir die toten Mäuse ansiehst?«
George betrachtete die Nager eingehend, entdeckte jedoch nichts Außergewöhnliches. »Eigentlich nur, dass sie tot sind.«
»Es sind aber ausschließlich ausgewachsene Mäuse«, stellte Lizz richtig. »Oder siehst du irgendwo ein Jungtier?«
»Tatsächlich«, entfuhr es George, als er die toten Nager genauer besah. »Und was schließt du daraus?«
Lizz furchte nachdenklich die Stirn. »Da bin ich mir noch nicht schlüssig. Aber eines steht fest: Diese plötzliche Mäuseplage hat nichts damit zu tun, dass sie sich so rasant vermehrt hätten. Auch kann ich nirgends Mäuselöcher entdecken.«
»Ihr habt Recht, Lady Douglas«, verkündete Jason. »Seht nur, hier ist ein Loch in der Wand.«
Lizz trat neugierig näher. »Wohin führt es? Nach draußen?«
»Nein, in einen weiteren Schuppen. Dort bewahren wir die Werkzeuge für die Felder auf«, erklärte Jason freundlich.
Lizz raffte entschieden ihre Röcke und marschierte in den besagten Schuppen. George blieb ihr dicht auf den Fersen. »Eigenartig, hier ist keine einzige Maus zu sehen.«
»Das dachte ich mir schon«, nickte Lizz und bedachte George mit einem mitfühlenden Blick. »Ich fürchte, diese Plage ist nicht zufällig ausgebrochen.«
»Du vermutest wiederum Sabotage?«, erkundigte sich George verblüfft.
Lizz beobachtete gerade, wie eines der Nagetiere aus einem schmalen Spalt im Erdreich hervor kam. »Das werden wir gleich feststellen.«
Und tatsächlich, als sie sich dem Loch in den Holzplanken näherte, erklang plötzlich ein hohles Geräusch unter ihrem Schuh.
»Verdammt«, fluchte George und wischte mit dem Stiefel die oberste Dreckschicht weg. Darunter kam der Deckel einer Holzkiste zum Vorschein. »Da haben wir unser Nest. Du hattest Recht, Lizz. Die Mäuse wurden hier ausgesetzt.«
Er wandte sich an die Dorfbewohner, die mittlerweile neugierig hinzugetreten waren. »Ist in den letzten Tagen irgendjemand durch das Dorf gekommen, der nicht hierher gehört? Oder habt ihr sonst etwas Verdächtiges gesehen?«
Nach kurzem Überlegen schüttelten jedoch alle den Kopf. »Nur zwei Bettler waren hier, aber die sind gleich weitergezogen«, bemerkte McFerget nachdenklich.
»Einer hatte hübsche Schuhe«, piepste Magon bewundernd. »Aber er war gar nicht nett.«
»Du hast mit ihnen gesprochen?«, erkundigte sich Lizz freundlich.
Magon schüttelte heftig den Kopf. »Ich wollte ihnen einen Apfel schenken. Aber der mit den stechenden Augen hat mich einfach zur Seite geschubst.«
»So kommen wir leider nicht weiter«, gab George verdrossen von sich und klopfte mit dem Fuß auf die Holzkiste. »Am besten kümmern wir uns zuerst um dieses Problem.«
Kaum zwei Stunden später zügelte Lizz ihre Stute am Rand der Klippen und blickte neugierig hinunter. »Ist das eine Höhle?«
Sie sah einfach umwerfend aus, fuhr es George durch den Kopf. Mit vom Wind zerzausten Haaren und vor Aufregung geröteten Wangen wirkte sie wie eine richtige Entdeckerin. Was sie ja auch war. Seit sie vom Dorf
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