Herz im Zwiespalt (German Edition)
Macht gelangt. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen, schadenfrohen Lächeln. Hoffentlich war der König unnachgiebig geblieben und hatte sie tatsächlich von der Grenze abgezogen. Sollten sie doch Schafe scheren.
In diesem Augenblick wurde eben der Clan aufgerufen und ein leises Raunen erhob sich im Saal. Als sich der Riese hinter ihr bewegte, sah Lizz ihre Chance auf Rache gekommen. Sie würde ihm einen derart missbilligenden Blick zuwerfen, den er nicht so schnell wieder vergessen würde. Was er konnte, konnte sie schließlich schon lange. Mit einer arrogant hochgezogenen Augenbraue und süffisant geschürzten Lippen drehte sie sich zu dem ungehobelten Kerl um und schüttelte missbilligend den Kopf. Beinahe im selben Augenblick spürte sie zwei kräftige Hände, die sich in erschreckender Intimität um ihre Taille schlossen. Sie wurde hochgehoben und wie eine lästige Flickenpuppe auf die Seite gestellt.
Atemlos vor Empörung und mit glühenden Wangen starrte Lizz auf den breiten Rücken dieses Rüpels, als sich dieser seinen Clansmännern anschloss und vor den König trat.
Oh, am liebsten wäre sie ihm nachgeeilt und hätte ihm vor aller Augen kräftig vors Schienbein getreten. Das wäre wohl das Mindeste, was dieses Scheusal für seine Demütigung verdiente. Plötzlich drückte jemand warnend ihren Oberarm.
»Denk erst gar nicht daran«, flüsterte Lady Drummond eindringlich.
Himmel, manchmal war es ganz schön frustrierend, wie gut ihre Mutter sie kannte. »Keine Angst, ich werde dich schon nicht blamieren, Mama«, flüsterte sie zurück und faltete sittsam die Hände vor dem Schoß. »Ich sehe würdevoll über diese Demütigung hinweg.«
Lady Drummond zog amüsiert die hübsch geschwungenen Augenbrauen hoch, während sich ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln verzogen. »Mich kannst du nicht täuschen, Kind. Du heckst doch bestimmt schon einen kleinen Racheplan aus. In nächster Zeit werde ich wohl ein besonderes Auge auf dich werfen müssen.«
Lizz rümpfte missmutig die Nase. Es war sogar äußerst frustrierend.
Ihr Blick glitt wieder zu den Männern, die nun vor dem König auf ein Knie sanken und den Treueschwur ablegten. Dies waren also die elenden Douglas. Ihr Vater hatte Recht. Sie waren nichts als ein ungehobelter, streitsüchtiger Haufen von Barbaren. Das zeigten schon ihre schulterlangen Haare. Heutzutage gehörte es bei den Männern durchaus zum guten Ton, den englischen Kurzhaarschnitt zu tragen – eine Tatsache, die Lizz sehr begrüßte, da er wesentlich gepflegter und zivilisierter wirkte.
Sie schnaubte abfällig. Von zivilisiert konnte bei diesem Douglas-Pack ganz bestimmt nicht die Rede sein -was dieser Riese soeben bewiesen hatte. Ja, man erzählte sich sogar, dass sie ihre Burg auf den Totenschädeln ihrer Feinde errichtet hätten. Lizzys Augen folgten jeder Bewegung des Riesen voller Verachtung und sie streifte sich energisch das Kleid glatt. Ganz so, als wollte sie seine Berührung wegwischen, die noch immer auf ihrer Haut brannte.
Als die Douglas-Leute sich wieder aufrichteten, hob der König gebieterisch die Hand. Augenblicklich verstummte das Flüstern der Versammelten.
»Es ist der Wunsch von Archibald Douglas, dem fünften Earl of Angus, dass vom heutigen Tage an sein Sohn George Douglas, sechster Earl of Berwick und nun Master of Angus, die Clanführung übernimmt.«
Lauter Jubel und Hochrufe erklangen einstimmig aus den Mündern der Clanmitglieder. Die übrigen Versammelten schwiegen betreten. Der alte Archibald Douglas war bereits ein gerissener Hund gewesen, doch zumindest konnte man seine Wutausbrüche einigermaßen einschätzen. Bei seinem Sohn traf dies nicht zu. Er konnte verteufelt aufbrausend sein, nur um im nächsten Moment mit eiskalter Entschlossenheit und Ruhe seine Gegner zu verunsichern. Sowohl seine unbarmherzige Intelligenz in Kriegslisten als auch seine Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert waren bereits legendär. Wehe dem, der sich diesen Mann zum Feinde machte ... Nicht umsonst nannte man ihn den Unerbittlichen.
Mit stolz erhobenen Häuptern kehrten die Douglas’ wieder auf ihre Plätze zurück und ließen den nächsten Clan vor den König treten.
Lizz schnaubte empört auf. Musste sich dieser gemeine Kerl unbedingt vor sie stellen?! Sie konnte überhaupt nichts mehr sehen außer seinem elend breiten Rücken. Das macht dieses Ungeheuer absichtlich, schimpfte sie in sich hinein.
Ihr Blick glitt zu ihrem Vater, der mit würdevoller Miene
Weitere Kostenlose Bücher