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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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darauf wartete, dass sein Clan aufgerufen wurde.
    William, ihr ältester und einziger Bruder, stand neben ihm und ahmte exakt dessen Mimik nach. Ein kleines, trauriges Lächeln glitt über ihr Gesicht. Sie hatte ihn heute Morgen in seinem Zimmer vor dem Spiegel ertappt, als er unzählige Male den Treueschwur geübt hatte. Er war ihr so stolz und doch so verloren erschienen. Lizz konnte einfach nicht verstehen, weshalb ihr Vater seinen einzigen Sohn so sträflich vernachlässigte. Dabei war es so offensichtlich, dass William mit allen Mitteln versuchte, sein Wohlwollen zu erregen.
    Stunden später, als die Treueschwüre endlich vorbei waren, winkte der König einen seiner Lakaien herbei. Lizz drängelte sich neugierig vor und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was der Diener auf einem purpurnen Samtkissen trug. James nahm einen klirrenden Gegenstand entgegen und erhob erneut die Stimme. »Als Zeichen meiner Liebe zum schottischen Volk werde ich diese Kette auf dem bloßen Leib tragen – als Zeichen der ungesühnten Schuld meines Vaters. Er hat Euch versprochen, Schottland zu einen und Frieden zu wahren ...«
    Zwei Diener halfen ihm dabei, den Oberkörper zu entblößen, was ein leises Seufzen mehrerer junger Damen nach sich zog. Dann legte er sich die Kette um die Mitte, schloss sie ab und überreichte dem Schatzmeister den Schlüssel.
    »Erst wenn ich den Schwur meines Vaters eingelöst habe, werde ich diese Kette wieder abnehmen.«
    Obwohl viele im Saal davon überzeugt waren, dass ihr neuer König diese Kette eher als Sühne für sein eigenes Mitwirken an der Ermordung seines Vaters anlegte, erfüllten laute Jubelrufe den Saal.

3
    Lizzys Räumlichkeiten befanden sich in einem anderen Teil des Flügels als jene ihrer übrigen Familie. Eigentlich war dieses Zimmer für ihre Schwester Margarete gedacht gewesen, doch diese konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, allein einen Raum in diesem riesigen Schloss zu bewohnen. Lizz hingegen fand es wunderbar. So brauchte sie sich wenigstens nicht ständig zu rechtfertigen, wenn sie das Zimmer verließ.
    »Hallo, ihr zwei«, begrüßte sie die beiden Schwestern, als sie deren Gemach betrat. Annabella lag bäuchlings auf dem Bett und winkte ihr kurz zu, bevor sie sich wieder in das Blatt Pergament vor ihr vertiefte. Margarete lag mit einem kühlen Tuch über den Augen im Bett und seufzte bekümmert auf. »Elizabeth, eine Lady klopft an, bevor sie einen Raum betritt.«
    Lizz zog eine Grimasse: »Ich bin nicht irgendeine Lady, sondern deine Schwester, falls du das vergessen hast.« Auf solche Tadel konnte sie nun wirklich verzichten.
    »Trotzdem ... Anstand macht auch vor Familienmitgliedern nicht Halt. Es geht ums Prinzip«, beharrte Margarete weiter.
    Annabella schüttelte stöhnend den Kopf, als sie Lizzys breites Grinsen sah. Ihre Augen funkelten geradezu vor diebischer Freude. Annabella beobachtete mit fragend hochgezogenen Augenbrauen, wie sich Lizz lautlos an ihre ahnungslose Schwester heranpirschte.
    »... Ich würde sogar meinen, besonders Familienmitglieder sollten in den Genuss ...«Im nächsten Moment stieß Margarete einen entsetzten Schrei aus und riss sich das Tuch von den Augen. Lizz saß quer über ihrem Bauch und lachte übermütig. »Schimpf du nur, Gret-chen. Ich hab dich trotzdem lieb.«
    »Geh runter von mir, du verrücktes Ding«, murrte Margarete, doch um ihre Mundwinkel zuckte es verdächtig. »Und nenn mich nicht Gretchen, du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn du meinen Namen verschandelst.«
    »Genau so, wie du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich dauernd kritisierst«, hob Lizz dagegen und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Stirn.
    Margarete verdrehte die Augen gegen die Decke. »Du hast wirklich nichts als Flausen im Kopf.«
    »Aus deinem Mund klingt das beinahe wie ein Kompliment, Schwesterchen«, lachte Lizz fröhlich und wandte sich an Annabella. »Kannst du mir mal behilflich sein? Allein komme ich nicht aus diesem Kleid heraus.«
    »Für solche Zwecke hat man schließlich eine Zofe«, erklärte diese missmutig. Offensichtlich kam ihr die Unterbrechung äußerst ungelegen.
    »Nun komm schon. Beweg deinen Hintern«, bat Lizz und stellte sich mit dem Rücken zum Bett hin. »Mary hat sich den ganzen Morgen übergeben. Ich bringe es einfach nicht fertig, sie jetzt wegen einer solchen Lappalie aufzuwecken.«
    Annabella kniete sich hin und löste die Verschnürungen des Kleides. »Aber genau

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