Herz im Zwiespalt (German Edition)
vergiften. Mein Essen war gespickt mit Eibennadeln. In derselben Nacht schob man dieses Schriftstück unter meiner Tür hindurch.«
George las die wenigen Zeilen und eine eisige Hand krallte sich in seinen Nacken. Blass vor Entsetzen und Selbstvorwürfen starrte er Lizz an. »Weshalb weiß ich nichts davon? Warum bist du nicht zu mir gekommen?«, forderte er erschüttert zu wissen.
Lizz errötete heftig. »Zu dieser Zeit musste ich annehmen ... dass du dahinter steckst.«
»Ich!«, brüllte George fassungslos, doch Lizz hob beschwichtigend die Hände.
»Heute weiß ich natürlich, dass das nicht stimmt.« Sie erzählte den beiden Männern, wie Lord Hamilton ihr von Georges abgelehntem Scheidungsgesuch berichtet hatte. Von seiner Warnung und dem Gerücht, dass Isabella die nächste Lady Douglas werden sollte.
»Was für ein himmelschreiender Unsinn«, fuhr George wütend auf. »Kein einziges Wort davon ist wahr!«
Lizz schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. »Das weiß ich, George. Aber du musst zugeben, dass Lord Hamiltons Lügen unter diesen Umständen nicht leicht zu durchschauen waren.«
»Ihr glaubt also, Lord Hamilton steckt hinter diesen Mordanschlägen auf Euch?«, meldete sich Robert nachdenklich zu Wort.
Lizz nickte ernst. »Ich bin mir ziemlich sicher. Leider kann ich es nicht beweisen. Etwas gibt mir jedoch zu denken. Wenn er mich wirklich töten wollte, warum dann diese Warnungen?«
»Vielleicht, weil er den Verdacht auf George lenken wollte«, half Robert aus.
Lizz schüttelte ernst den Kopf. »Nein, das bezweifle ich. Vielmehr bin ich überzeugt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. In letzter Zeit sind zu viele seltsame Dinge geschehen.«
»Du meinst die Sabotagen bei der Ernte«, erkundigte sich George verblüfft. Er war sich nicht sicher, worauf Lizz hinaus wollte.
»Ja, die angesägten Achsen, die Mäuseplage, die Anschläge auf mich und nun der tote Priester. Ich glaube, da muss es einen Zusammenhang geben.«
»Und welchen?«, hakte Robert nach.
»Das weiß ich noch nicht«, gestand Lizz.
»Die Sabotagen begannen vor Lord Hamiltons Ankunft auf Tantallon«, gab George zu bedenken. Die Aussieht, Opfer einer Verschwörung zu sein, gefiel ihm ganz und gar nicht. Dennoch musste er Lizz zustimmen. Irgendjemand gab sich ausgesprochene Mühe, Verwirrung zu stiften und zwischen Lizz und ihn einen Keil zu treiben.
»Deshalb bin ich auch überzeugt, dass Lord Hamilton nicht allein vorgeht. Erinnerst du dich an die kleine Magon aus dem Dorf? Sie sprach von zwei Bettlern. Einer von ihnen trug angeblich schöne Schuhe. Ich bezweifle, dass ein gewöhnlicher Bettler sonderlichen Wert auf gepflegtes Schuhwerk legt.«
»Ich schlage vor, wir nehmen Hamilton in die Mangel. Wenn er etwas weiß, dann bringen wir ihn auch zum Reden«, erklärte Robert kalt.
»Nicht unbedingt. Hamilton ist zu dumm, um sich eine solche Verschwörung selbst auszudenken«, erklärte George und seine stahlgrauen Augen verrieten, dass er soeben einen Entschluss gefasst hatte. »Ich stimme Lizz zu. Es muss noch jemand anderer dahinterstecken. Wenn wir Hamilton festnehmen, wird dieser vermutlich untertauchen.«
»Was sollen wir also tun?«, wollte Robert wissen.
George richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Zuerst sehen wir uns in der Kapelle um. Vielleicht finden wir etwas, das uns weiterhilft. Hamilton wird von nun an Tag und Nacht beschattet. Irgendwann nimmt er bestimmt Verbindung mit dem Kopf dieser Verschwörung auf und dann schlagen wir zu.«
37
Die nächsten zehn Tage und vor allem die Nächte glaubte sich Lizz im Himmel. Sie fühlte sich so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde schien sie sich mehr in George zu verlieben.
Lizz zog den warmen Wollplaid enger um die Schultern und ließ ihren Blick sehnsüchtig über die flachen Ebenen von Berwick in Richtung Castle Dirleton gleiten. Dies war nun schon das neunte Mal, dass sie zum Wehrgang hinaufstieg, um nach George Ausschau zu halten. Sie vermisste ihn ganz schrecklich. Er war heute Morgen zu Williams Burg aufgebrochen, um ihn bei der ersten Rechtsprechung zu unterstützen. Ein kleines Lächeln hob ihre Mundwinkel. William nahm seine neuen Aufgaben wirklich sehr ernst und zu ihrer unermesslichen Freude schienen sich die Brüder wieder näher zu kommen. Lizz atmete tief die kalte Meerluft ein. War das Leben nicht herrlich? Isabella war abgereist, die Ernte ohne weitere Schwierigkeiten eingebracht, und seit Lord
Weitere Kostenlose Bücher