Herz im Zwiespalt (German Edition)
auf diesen offenen Tadel des Clanältesten, und Lizz spürte beinahe körperlich, wie sich die neugierigen Blicke in Argwohn wandelten. Unbeweglich und bis in ihr Innerstes gedemütigt, stand Lizz mit hoch erhobenem Haupt da und sah, wie sich ihr Mann langsam erhob. Mit langen Schritten durchquerte er den Raum und kam auf sie zu. Als sie die alles versengende Wut in seinen Augen las, wäre sie am liebsten laut schreiend wieder in den Hof hinaus gerannt. Himmel, er gab ihr die Schuld an dieser entsetzlichen Situation!
Wortlos nahm er ihren Arm und zog sie mit sich auf die erhöhte Plattform, auf welcher der Platz des Lords und seiner Gemahlin war. Er erhob seinen Kelch und rief mit volltönender Stimme: »Lasst uns auf Elizabeth Douglas, meine frisch angetraute Braut, trinken. Möge sie meine Vergesslichkeit verzeihen und mir trotzdem treu und ergeben dienen.«
Der Trinkspruch traf auf lauten Beifall und ausgelassenes Gelächter. Lizzys Wangen glühten vor Wut, als sie sich neben ihn an den Tisch setzte. »Was hältst du davon, wenn ich einen Trinkspruch auf meinen Ehemann ausbringe?«, zischte sie so leise, dass nur er es hören konnte. »Hoffen wir, dass er als Clanführer mehr taugt denn als Ehemann.«
Für jeden, der die beiden beobachtete, bot sich der Anschein, als würde George vertrauliche Worte mit seiner Frau wechseln, denn er beugte sich mit einem kühnen Lächeln näher zu ihr. »Wenn du das tust, werfe ich dich eigenhändig über die Klippen ins Meer, Weib.«
Obwohl Lizz innerlich erstarrte, schenkte sie ihm ihrerseits ein zuckersüßes Lächeln. »Du hast Recht, Douglas, vielleicht wäre ein anderer Trinkspruch eher zutreffend. Was hältst du von dem? Möge mein Ehemann vom Blitz erschlagen und auf ewig vom Erdboden getilgt werden.«
»Wahrlich die Worte ..., die man von seiner kleinen Braut hören möchte«, erklärte er zynisch.
»Was hast du denn erwartet, Douglas? Dass ich dir für diese neuerliche Demütigung auf den Knien danke und dir die Stiefel lecke?«
George lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fühlte sich seltsam schuldig. Es war keine Vergesslichkeit gewesen, dass er sie nicht selbst in den Saal geführt hatte, sondern bittere Enttäuschung und Wut. Die Tatsache, dass sie sich geweigert hatte, an seiner Seite in Tantallon einzureiten, hatte ihm schwer zugesetzt. In seinen Augen war es eine deutliche Weigerung gewesen, ihn als ihren Beschützer und Ehemann anzuerkennen. Er hatte aus verletztem Stolz heraus gehandelt, nicht willens, sich vor seinen eigenen Leuten lächerlich zu machen.
23
Lizz lehnte sich im warmen Badewasser zurück und seufzte genüsslich auf. Welch eine Wohltat. Gelächter und Musik drangen gedämpft aus der Halle herauf. Sie hatte sich früh auf ihr Zimmer zurückgezogen und wäre Mary am liebsten dankbar um den Hals gefallen, als sie die elegante Wanne bei ihrem Eintreten entdeckt hatte. Lizz spürte, wie sich die Anspannung der letzten Tage in ihrem Körper langsam löste und schloss erleichtert die Augen. Wäre es nicht traumhaft, wenn sich auch die Probleme mit diesem Douglas so einfach lösen ließen? Lizz beschloss streng, nicht über ihren treulosen Ehemann nachzudenken. Der Tag war eine einzige Katastrophe gewesen und sie wollte sich die Nacht nicht auch noch verderben lassen.
»Soll ich Euch die Haare waschen?«, bot Mary freundlich an.
»Das wäre himmlisch«, gestand Lizz und ließ sich bereitwillig verwöhnen.
»Ich hoffe, deine Unterkunft gefällt dir. Ansonsten werde ich Douglas bitten, dass er dir eine andere zuweist.«
»Das ist wirklich nicht nötig, Mylady. Der Hausverwalter hat mir eine wunderschöne Kammer mit Blick aufs Meer zugeteilt.« Sie spülte Lizzys Haar mit klarem Wasser und bürstete es trocken. »Stellt Euch vor, wir teilen uns den Raum nur zu zweit.«
Lizz öffnete verblüfft die Augen. Gewöhnlich schliefen die persönlichen Zofen und Diener in einem Massenschlag. »Willst du damit sagen, dass hier alle Bediensteten eigene Räume haben?«
Mary nickte begeistert. »Diejenigen, die auch nachts in der Burg bleiben, ja. Doch die meisten wohnen im Dorf vor den Toren. Übrigens gibt es hier sogar eine Kinderstätte, ist das zu glauben?« Sie tätschelte liebevoll ihren gewölbten Bauch. »Eine wunderbare Idee, wenn Ihr mich fragt. Martha, das ist meine Zimmergenossin, hat mir erklärt, dass Lord Douglas diese eigens für seine Bediensteten eingerichtet hat. Alte Frauen aus dem Dorf kümmern sich tagsüber um unsere Kinder. Das
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