Herz im Zwiespalt (German Edition)
so weit, dass für ihn gar kein Platz mehr bleibt.«
Als George den Wahrheitsgehalt ihrer Worte erkannte, stieg erneut Wut in ihm auf. Sie war noch nicht einmal zwei volle Tage hier. Sie hatte einfach kein Recht, Probleme zu lösen, die ihm seit Monaten auf dem Magen lagen.
»Halt dich aus meinen Familienangelegenheiten heraus. Das geht dich nichts an.«
Lizz spürte einen heftigen Stich in der Brust. Sie gehörte jetzt schließlich ebenfalls zu seiner Familie.
Erbost strich sie sich das dunkelrote Haar aus der Stirn. »Vermutlich ebenso wenig wie dein Sohn, was?«
George blickte verwirrt auf. »Mein was?«
»Wann wolltest du mir eigentlich von seiner Existenz erzählen? Ich glaube, ich habe ein Recht darauf, über solche Dinge Bescheid zu wissen«, erklärte sie schneidend.
»Sprichst du von Archie?«
»Gibt es denn noch andere?«, erkundigte sie sich gereizt.
»Setz dich«, befahl George milde. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund freute ihn ihr Ärger. Beinahe glaubte er Eifersucht aus ihrer Stimme herauszuhören. Eine überaus angenehme Vorstellung.
Lizz war jedoch viel zu aufgewühlt, um sich zu setzten. Außerdem dachte sie gar nicht daran, die Sicherheit des Schreibtisches zwischen ihnen aufzugeben. Deshalb verschränkte sie entschieden die Arme vor der Brust und funkelte ihn trotzig an. »Ich ziehe es vor zu stehen.«
Zu ihrem Erstaunen verzogen sich seine Mundwinkel zu einem wissenden Lächeln. »Du gibst wohl niemals auf.« George stemmte seine Handflächen auf die Tischplatte und bedachte Lizz mit einem eindringlichen Blick. »Archie ist nicht mein Sohn. William ist sein leiblicher Vater. Ich habe den Jungen lediglich unter meinen Schutz genommen.«
Lizz blinzelte empört. »Du erwartest doch hoffentlich nicht, dass ich dir dieses Märchen glaube?«
»Tue es oder lass es bleiben«, erwiderte George ungerührt. »Jedenfalls ist es die Wahrheit. William hat sich geweigert, den kleinen Bengel zu sich zu nehmen, als wir von seiner Existenz erfuhren. Also habe ich es getan.«
»Aber Archie nennt dich Vater.«
George schüttelte den Kopf. »Nein, er nennt mich Papa. William hingegen nennt er Vater. Irgendwie scheint er zwischen diesen Titeln zu unterscheiden. Archie weiß jedoch genau, wer sein leiblicher Vater ist.«
Lizz trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Da steckt noch mehr dahinter, nicht wahr? Irgendeine Gefahr droht dem Jungen.«
»Ich hoffe nicht. Du musst wissen, Archies Mutter war die Tochter eines religiösen Fanatikers. In seinem verworrenen Gehirn macht er den Jungen für die Unkeuschheit seines einzigen Kindes verantwortlich.« George trat schweigend ans Fenster und blickte aufs Meer hinaus. »Ich fand den Jungen vor drei Jahren. Er war in einem erbärmlichen Zustand.«
Er hielt kurz inne und Lizz erkannte, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Ganz offensichtlich liebte er diesen Jungen.
»Archie glich mehr einem verängstigten Tier als einem Kind.«
George trat wieder an den Schreibtisch und lehnte sich lässig gegen die Kante. »Es dauerte Monate, bis er endlich Zutrauen zu mir fasste. Nach einem halben Jahr – Archie hatte sich gerade richtig bei uns eingewöhnt -versuchte McDerrel ihn zu entführen. Blitz und Donner haben dieses Vorhaben glücklicherweise verhindert. Trotzdem schwärt seither in Archie die Angst, wieder weggeholt zu werden.«
Lizzys fein geschnittene Gesichtszüge zeigten deutliche Sorge. »Kann man denn gar nichts gegen diesen Kerl unternehmen?«
George bedachte sie mit einem eindringlichen Blick.
»Glaube mir, wenn ich den Alten ausfindig mache, wird die Lösung endgültig sein. Aber der Kerl taucht immer wieder in Klöstern unter.«
George verschwieg, dass McDerrel derjenige gewesen war, der sie auf Stirling Castle tätlich angegriffen hatte. Er wollte sie nicht beunruhigen, doch in Gedanken schwor er McDerrel Rache. Der alte Bastard würde es noch bereuen, jemals seine Hand gegen Lizz erhoben zu haben. Niemand legte ungestraft Hand an seine Frau.
Plötzlich bildete sich eine steile Falte auf ihrer Stirn. »Du blutest.«
George betrachtete achselzuckend die Unterseite seines linken Unterarms. Ein haselnussgroßer Blutfleck färbte das weiße Leinenhemd. »Das ist nur eine leichte Schürfwunde.«
Er sah, wie Lizz mit sich kämpfte, bevor sie sich einen Ruck gab und um den Tisch herum kam. »Ich möchte es mir ansehen. Vielleicht befinden sich Splitter oder Schmutz darin.«
»Das ist nicht nötig«, erklärte er brüsk;
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