Herz in Fesseln
während sie nur versucht hatte, es „durchzuziehen“.
Eine abstoßende Vorstellung, bei der sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. Er war mit der festen Absicht nach New York gekommen, sie geduldig zu umwerben, bis er ihr Vertrauen gewonnen hatte. Stattdessen war er mit der Sensibilität eines Neandertalers zu Werke gegangen.
„Ich bin weit davon entfernt, dich zu hassen, Anna.“ Er ging zu ihr und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. „Offenbar hat mein Verlangen nach dir mich dazu gebracht, deine Reaktion auf mich falsch zu interpretieren und als Aufforderung zu verstehen, mit dir ins Bett zu gehen.“ Er hielt inne und stieß hörbar die Luft aus. „Ich fürchte, ich bin nicht so geduldig wie deine anderen Liebhaber“, fügte er reuevoll hinzu.
Seine verständnisvolle Haltung gab Anna den Rest. „Meine anderen Liebhaber?“, rief sie und lachte freudlos auf. „Die hat es nie gegeben, Damon.“
„Aber …“ Er fuhr sich verwirrt mit den Fingern durchs Haar. „Was ist mit all deinen Affären, über die die Presse ständig berichtet?“
Anna zuckte die Schultern. „Gerüchte und Spekulationen, um die Verkaufszahlen zu steigern. Mit einigen dieser Männer bin ich befreundet, aber die meisten kenne ich nur flüchtig. Man könnte es als Vereinbarung zum gegenseitigen Nutzen bezeichnen: Bei öffentlichen Auftritten wird von mir erwartet, dass ich in Begleitung erscheine, und sie tun mir den Gefallen gern, weil es ihrer Karriere zugutekommt, wenn ihr Name im Zusammenhang mit meinem genannt wird.“
Damon sah sie fassungslos an. „Heißt das, dass du noch … Jungfrau bist?“
Unter anderen Umständen hätte Anna seinen Gesichtsausdruck vermutlich komisch gefunden, aber in diesem Moment war ihr absolut nicht nach Lachen zumute. „So etwas kommt heutzutage tatsächlich noch vor“, erwiderte sie spröde und wandte sich ab, damit er nicht merkte, dass ihr schon wieder die Tränen kamen. „Es wäre besser, wenn du jetzt gehst, Damon.“
„Anna, ich …“
„Nein!“ Sein Mitleid war das Letzte, was sie jetzt ertragen konnte. „Geh einfach und akzeptiere endlich, dass ich nicht die bin, für die du mich gehalten hast. Glaub mir, mit mir vergeudest du nur deine Zeit.“
8. KAPITEL
Als Anna am nächsten Morgen wie benommen ins Bad tappte, fühlte sie sich, als hätte sie die ganze Nacht durchgezecht. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie auch genauso aussah. Angeblich sollte Weinen ja eine befreiende Wirkung haben, aber bei ihr hatte es nur ein verschwollenes Gesicht und mörderische Kopfschmerzen hinterlassen.
Nach einer langen heißen Dusche ging es ihr schon etwas besser. Sie hatte sich gerade angezogen, als es an der Tür klopfte. Zu ihrer Überraschung war es ein Kellner vom Zimmerservice.
„Guten Morgen, Madam“, begrüßte er sie fröhlich und rollte seinen Servierwagen ins Zimmer.
Anna folgte ihm mit gerunzelter Stirn. „Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich habe nichts bestellt.“
Der Kellner warf einen Blick auf seinen Bestellblock. „Hier steht Frühstück für zwei Personen für Nummer 158“, informierte er sie. „Orangensaft, Kaffee, Röstkartoffeln, Bagels …“
„Eine Tasse Kaffee und ein Päckchen Aspirin genügen mir völlig“, murmelte Anna schwach.
„Du siehst etwas mitgenommen aus, pedhaki mou “, ertönte Damons Stimme von der Tür. Mit einem großzügigen Trinkgeld entließ er den Kellner und trat in den Raum. „Wie es aussieht, hattest du eine schlechte Nacht, aber vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass es mir nicht anders ergangen ist.“
Erst jetzt bemerkte Anna die dunklen Schatten unter seinen Augen und die tiefen Linien um seinen Mund. Dennoch sah er wie immer umwerfend aus, und sein strahlendes Lächeln raubte ihr sekundenlang den Atem. Noch vor wenigen Minuten hatte sie geglaubt, ihm nie wieder unter die Augen treten zu können, doch Damon schien ihr gestriges Verhalten in keiner Weise übel zu nehmen.
„Ich dachte, wir frühstücken erst einmal gemütlich und erkunden dann gemeinsam die Stadt“, schlug er ihr gut gelaunt vor. „Was hältst du von einer Schiffstour rund um Manhattan? Das dauert nur drei Stunden, und man bekommt bequem alle Sehenswürdigkeiten zu Gesicht.“
„Du brauchst nicht den Tag mit mir zu verbringen“, sagte Anna steif und fügte errötend hinzu: „Es würde ja doch nichts ändern.“
Damon trat auf sie zu und umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. „Ich erwarte nicht, dass du als
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