Herz in Fesseln
hatte, als sie je für möglich gehalten hätte, war es nur fair, dass auch er jetzt dieselbe sexuelle Ekstase erlebte.
Inzwischen vertraute sie ihm genug, um sicher zu sein, dass er zärtlich und rücksichtsvoll sein würde. Schließlich war er kein Barbar und hatte nichts mit ihrem verschwitzten, halb kahlen Stiefvater gemein. Niemals würde er sie verspotten oder ihr das Gefühl geben, verdorben zu sein, wie Phil es getan hatte. Dennoch war ihr die Kehle wie zugeschnürt, als Damon sie nun auf dem Bett niederlegte. Schweigend blickte sie zu ihm auf und versuchte mit bebenden Lippen ein Lächeln zustande zu bringen.
„Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich in Ruhe fürs Bett zurechtmachen kannst, pedhaki mou. “ Er drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn und richtete sich wieder auf. „Kann ich dir irgendetwas bringen? Einen Tee vielleicht?“
Tee?
Anna blinzelte verwirrt. Wollte er allen Ernstes seelenruhig eine Tasse Tee mit ihr trinken, bevor er zu ihr ins Bett stieg, um sie zu entjungfern? Wäre ihr nicht so beklommen zumute gewesen, hätte sie laut aufgelacht. „Nein, vielen Dank. Ich … ich habe alles, was ich brauche.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.
Erst nachdem Damon leise die Tür hinter sich geschlossen hatte, wagte sie wieder zu atmen. Da sie nicht wusste, wie lange ihre Atempause dauern würde, eilte sie ins Bad, wo sie sich in Rekordzeit das Gesicht wusch, die Zähne putzte und ihr Nachthemd überzog.
„Ich kann es!“, versicherte sie ihrem Spiegelbild, doch als aus dem Schlafzimmer gedämpfte Geräusche an ihr Ohr drangen, krampfte sich unvermittelt ihr Magen zusammen. Damon wartete also bereits auf sie. Bei dem Gedanken überkam sie wieder das vertraute Gefühl ängstlicher Angespanntheit.
Reiß dich zusammen, Anna!, befahl sie sich. Schließlich kannst du nicht ewig Jungfrau bleiben. Bestimmt ist es nur beim ersten Mal so schwierig, also bring es endlich hinter dich.
Sie sieht aus wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, ging es Damon grimmig durch den Kopf, als Anna aus dem Badezimmer trat. In dem weiten, mit winzigen Gänseblümchen bedruckten Nachthemd wirkte sie so kindlich und verletzbar, dass es ihm das Herz zusammenschnürte. Am liebsten hätte er sie fest in den Arm genommen und einfach nur festgehalten. Stattdessen schlug er mit einer schwungvollen Bewegung die Bettdecke zurück und klopfte einladend auf die Matratze.
„Komm her und leg dich hin, pedhaki mou . Du siehst ja völlig mitgenommen aus.“
Anna bezwang den heftigen Drang, fluchtartig das Zimmer zu verlassen. Damon war immer noch voll angekleidet. Hatte er etwa vor, sich vor ihren Augen auszuziehen? Rasch verdrängte sie die beängstigenden Bilder, die vor ihrem inneren Auge auftauchten, und kletterte gehorsam ins Bett.
Fürsorglich deckte Damon sie zu und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Ich dachte, wir könnten uns morgen vielleicht eine Broadway-Show ansehen. Was hältst du davon?“
„Das klingt … nett.“ Anna fand es ziemlich schwierig, Plä ne für den kommenden Tag zu machen, solange noch die ganze Nacht vor ihr lag.
„Okay, dann kümmere ich mich morgen früh darum. Schlaf gut, pedhaki mou. “ beugte sich kurz über sie, um sie sanft auf die Stirn zu küssen. Dann ging er zur Tür.
„Aber ich dachte …“ Anna setzte sich kerzengerade auf und starrte ihn verständnislos an. „Ich nahm an, du würdest heute Nacht hierbleiben.“ Als er darauf nichts erwiderte, fügte sie verlegen hinzu: „Vorhin, als wir … als ich … ich meine, ich habe dich schließlich nicht befriedigt …“
„Ganz im Gegenteil, Anna“, versicherte Damon ihr ernst. „Dass ich dir Lust bereiten konnte, war befriedigender für mich, als du je wissen wirst. Ich hoffe, dich bald ganz lieben zu können, aber das wird erst geschehen, wenn du dazu bereit bist. Träume süß, Anna. Wir sehen uns zum Frühstück.“
Damit ging er hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
9. KAPITEL
Um acht Uhr morgens stieg Anna in den Lift und fuhr zu Damons Etage hinunter. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht hatte sie sich dazu durchgerungen, endlich reinen Tisch zu machen, doch sie musste es sofort tun, bevor sie wieder der Mut verließ.
Auf dem Weg zu seiner Suite klopfte ihr das Herz zum Zerspringen. Damons geduldiges, rücksichtsvolles Verhalten während der vergangenen Woche hatte ihre Vorbehalte gegen ihn immer mehr schwinden lassen, und gestern Abend hatte er ihr endgültig
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