Herz in Fesseln
sich darum zu kümmern, dass Damon ihr folgte.
Angst, Demütigung, Scham … all die Gefühle, die ihr Stiefvater in ihr ausgelöst hatte, stürmten plötzlich mit aller Macht auf sie ein. Phil hatte immer behauptet, es sei ihre Schuld, dass er die Hände nicht von ihr lassen könne. Ihr gesunder Menschenverstand hatte ihr stets gesagt, dass dieser Vorwurf absurd war. Dennoch war bis heute ein nagender Zweifel in ihr zurückgeblieben. Vielleicht hatte sie ihn unbewusst ja doch provoziert. Vielleicht hatte er recht gehabt, und es gab tatsächlich einen von Grund auf verdorbenen Teil in ihr, von dem sie nichts ahnte.
Und wenn dem so war – würde auch Damon davon überzeugt sein, dass sie ihren Stiefvater ermutigt hatte?
Ihr letzter Gedanke machte Anna plötzlich bewusst, dass Damon dicht hinter ihr stand. „Bitte lass mich allein“, brachte sie mühsam hervor. „Ich will nichts mit dir zu tun haben, begreif das doch endlich.“
„Das glaube ich dir nicht.“
Entnervt wirbelte sie zu ihm herum. „Du lieber Himmel, was muss ich denn noch tun, um zu dir durchzudringen?“, schrie sie ihn an. „Warum verschwindest du nicht einfach und lässt mich endlich in Ruhe?“
„Weil ich noch nie für eine Frau so empfunden habe wie für dich“, erwiderte Damon ruhig. Er umfasste ihre Schultern und sah sie eindringlich an. „Und weil ich sicher bin, dass es dir mit mir genauso geht, Anna. Warum versuchst du immer noch, es zu leugnen?“
In seinen dunklen Augen spiegelten sich gleichermaßen Begehren, Frustration … und eine tiefe Zärtlichkeit, die Anna mitten ins Herz traf.
Und plötzlich konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten.
„Du verstehst das nicht“, schluchzte sie auf und versuchte verzweifelt, sich aus seinem Griff zu befreien.
„Dann hilf mir, es zu verstehen.“ Je heftiger Anna sich wehrte, umso entschlossener hielt Damon sie fest, bis sie schließlich erschöpft den Kopf an seine Brust sinken ließ. „Ich möchte eine Beziehung mit dir haben, Anna“, gestand er ihr rau. „Und das bedeutet, dass ich nicht nur dein Liebhaber, sondern auch dein Freund sein möchte.“
Damon konnte selbst kaum fassen, was er soeben gesagt hatte, doch in dem Moment, da er es aussprach, wusste er, dass es die Wahrheit war. Sanft hob er ihr Kinn an und sah ihr forschend in die Augen. „Willst du mir nicht erzählen, warum es dir so schwerfällt, mir zu vertrauen?“
Mit wild pochendem Herzen zwang Anna sich, seinem Blick standzuhalten, doch es war ihr unmöglich, auch nur einen Ton hervorzubringen. Noch nie hatte sie mit jemandem über die widerwärtigen Neigungen ihres Stiefvaters gesprochen. Nicht einmal mit Kezia.
„Warum akzeptierst du nicht einfach, dass ich nichts für dich empfinde?“, fragte sie ihn schließlich leise.
„Weil dein Körper mir ständig das Gegenteil sagt“, eröffnete Damon ihr mit ernster Miene. „Aber offenbar hat irgendetwas in deiner Vergangenheit dazu geführt, dass du deinen eigenen Gefühlen nicht mehr trauen kannst.“ Behutsam zog er sie an sich und begann, ihr den Rücken zu streicheln. „Lass mich dir helfen, wieder Vertrauen zu dir selbst zu fassen, Anna mou .“
Zuerst versteifte Anna sich in Damons Armen, doch dann spürte sie zu ihrem eigenen Erstaunen, dass ihre Anspannung allmählich nachließ. Der sanfte Druck seiner kräftigen Hände auf ihrem Rücken hatte eine wunderbar besänftigende Wirkung, und schließlich schmiegte sie sich mit einem leisen Seufzer an ihn.
Als er sie noch enger an sich zog, wehrte sie sich nicht. Plötzlich spielte nichts mehr eine Rolle. Weder ihr Vater, der ihr Vertrauen in die Männer zerstört, noch ihr Stiefvater, der ihr die Selbstachtung geraubt hatte. Nur noch Damons Lippen zählten, die zärtlich ihre Schläfen berührten, ihre Wangen, ihren Hals …
Zögernd begann Anna, Damons Liebkosungen zu erwidern, bis sie sich schließlich wie von Sinnen küssten und streichelten, als könnten sie nicht genug voneinander bekommen.
Berauscht von den lustvollen Empfindungen, die sie durchfluteten, nahm Anna wie in Trance wahr, dass Damon sie hochhob und ins Schlafzimmer trug. Eine kleine Stimme in ihrem Kopf warnte sie, dass jetzt der Moment gekommen war, die Notbremse zu ziehen, doch Anna ignorierte sie.
Schon viel zu lange hatten ihre Komplexe sie daran gehindert, ihre Sexualität zu erforschen. Sie wollte, dass Damon sie aus dem Gefängnis ihrer Angst befreite und sie liebte, damit sie sich und ihm beweisen konnte, dass sie
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