Herz in Fesseln
perfekte Aushängeschild für die Aphrodite-Kollektion sei.
Dass Anna den Job schließlich doch angenommen hatte, war jedoch weder auf geschmeichelte Eitelkeit noch auf das überaus großzügige Honorar zurückzuführen. Sie hatte es einzig und allein Damons wegen getan. Seit sie vor einem Monat aus New York zurückgekehrt war, schlief sie kaum noch und aß noch weniger. Sie hatte jede Lebensfreude verloren, und manchmal kam es ihr so vor, als würde sie innerlich einen langsamen, qualvollen Tod sterben.
Nicht, dass sie erwartete, Damon hier zu begegnen. Athen war eine Millionenstadt, und die Chance, ihm über den Weg zu laufen, war praktisch gleich null. Aber dies war sein Zuhause. Sie wusste, dass es lächerlich war, aber irgendwie tröstete sie der Gedanke, ihn in der Nähe zu wissen.
Nachdem sie die Außenbezirke der Stadt hinter sich gelassen und das Olympische Dorf passiert hatten, bog der Chauffeur in eine Straße ab, die einen steilen Hang hinaufführte, und hielt schließlich vor einer mehrstöckigen weißen Villa.
Anna stieg aus der Limousine und blickte sich wie verzaubert um. Angesichts der spektakulären Landschaft vergaß sie für einen kostbaren Moment ihren Kummer.
„Eine wundervolle Aussicht, nicht wahr?“, bemerkte Tina lächelnd. „An klaren Tagen kann man sogar die Insel Aegina sehen.“
„Leben Sie ganz allein hier?“, erkundigte Anna sich neugierig, als sie kurz darauf ihrer Gastgeberin in die weitläufige Eingangshalle folgte.
Bevor Tina Gelegenheit hatte, zu antworten, stürmten mit lautem Gekreisch drei kleine Jungen herein. Der älteste konnte nicht mehr als fünf Jahre alt sein, der jüngste war fast noch ein Baby.
„Wie Sie sehen, kann von allein leben nicht die Rede sein“, erwiderte Tina lachend. „Manchmal glaube ich, dass ich wesentlich produktiver arbeiten könnte, wenn ich keine Kinder hätte, aber ich würde keinen Tag auf sie verzichten wollen.“
Anna spürte einen unerwartet heftigen Stich der Sehnsucht im Herzen, als sie beobachtete, wie Tina ihren jüngsten Sprössling auf den Arm nahm und liebevoll an sich drückte. Bisher hatte sie kaum darüber nachgedacht, ob sie einmal eine eigene Familie gründen wollte. Erstens hatte es nie einen konkreten Anlass dazu gegeben, und zweitens waren solche Überlegungen ohnehin nur reine Theorie, solange sie nicht gelernt hatte, einem Mann genug zu vertrauen, um eine körperliche Beziehung mit ihm einzugehen.
Für eine kurze Zeit hatte sie geglaubt, dass Damon dieser Mann sein könnte. Aber selbst wenn sie sich wider Erwarten noch einmal begegnen und eine Affäre beginnen würden, könnte doch nie mehr daraus werden. Damon hatte ein Kind, das immer die Priorität in seinem Leben haben würde, und so sollte es auch sein.
„Die Villa besteht aus zwei separaten Wohneinheiten“, erklärte Tina, als sie Anna zum Aufzug führte. „Mein Mann Kosta und ich leben mit den Kindern in den beiden ersten Stockwerken, während mein Bru…“, sie verstummte unvermittelt und errötete leicht, bevor sie rasch hinzufügte: „Die anderen Familienmitglieder bewohnen die oberen Etagen. Ich bringe die Jungen nur schnell zu ihrem Kindermädchen, dann begleite ich Sie nach unten in die Werkstatt.“
Während die beiden älteren Brüder lautstark durch die Halle tobten, erregte eine Bewegung auf der Treppe Annas Aufmerksamkeit. Als sie aufblickte, entdeckte sie ein Mädchen, das vorsichtig über das reich verzierte, schmiedeeiserne Geländer spähte.
Vier Kinder und eine erfolgreiche Karriere als Schmuckdesignerin, dachte Anna wehmütig und beneidete Tina unwillkürlich um ihr erfülltes Leben. Die Kleine war einige Jahre älter als ihre Brüder und hatte die gleichen dunklen Augen und schwarzen Ringellocken. Allerdings schien sie etwas schüchterner zu sein. Einige Sekunden lang musterte sie Anna neugierig, doch als Tina ihr etwas auf Griechisch zurief, flitzte sie wieder die Treppen hinauf und verschwand.
„Fahren Sie doch schon mal nach unten Anna“, murmelte Tina, die plötzlich seltsam angespannt wirkte. „Fabien ist schon da.“
Wahrscheinlich will sie ja keine Zeit verlieren, vermutete Anna. Das Fotoshooting musste ein Vermögen kosten, und für ein kleines Unternehmen wie Theopoulis Jewellery Design bedeutete jede verlorene Stunde viel Geld.
„Wie schön dich zu sehen, Anna!“, begrüßte Fabien sie herzlich, als sie aus dem Aufzug trat. „Wie geht es dir, chérie? “
Anna rang sich ein Lächeln ab und umarmte den hageren
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