Herz in Fesseln
Herz bis zum Hals. Von Damons Schwester wusste sie, dass er in der Stadt war und dass sein Büro sich im obersten Stockwerk befand.
„Seit er von Poros zurück ist, ist er unausstehlich“, hatte Tina sie am Telefon gewarnt. „Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber vermutlich bist du die Einzige, die ihn wieder zum Lächeln bringen kann.“
Anna konnte nur hoffen, dass sie recht hatte.
Sie hatte sich sorgfältig zurechtgelegt, was sie ihm sagen wollte, aber als der Lift in der obersten Etage hielt, spürte sie ihren Mut sinken. Um ihre blank liegenden Nerven zu beruhigen, atmete sie mehrmals tief durch, dann betrat sie die Höhle des Löwen.
Bevor die elegant gekleidete Sekretärin sie daran hindern konnte, durchquerte Anna zielstrebig das ganz in Weiß gehaltene Vorzimmer und öffnete die Tür am Ende des Raums.
Obwohl Damon bei ihrem Eintreten nicht einmal aufblickte, verriet seine müde, resignierte Körperhaltung ihr auf den ersten Blick, dass es ihm alles andere als gut ging. Erst als die Sekretärin hinter ihr auftauchte und aufgeregt irgendetwas auf Griechisch sagte, hob er den Kopf.
„Hallo, Damon“, begrüßte Anna ihn heiser.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber als sich ihre Blicke trafen, konnte sie ihm für den Bruchteil einer Sekunde mitten ins Herz schauen. Und was sie dort entdeckte, erfüllte sie mit solcher Erleichterung, dass ihr die Knie weich wurden.
Einen Augenblick später hatte Damon sich schon wieder im Griff.
„Was für ein unerwartetes Vergnügen“, bemerkte er trocken und gab seiner Sekretärin mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass alles in Ordnung sei, worauf diese sich wieder zurückzog.
Sobald sie allein waren, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und musterte Anna ungeniert von Kopf bis Fuß. „Darf ich fragen, was dich so plötzlich hierher geführt hat?“, erkundigte er sich in unbeteiligtem Tonfall.
„Kannst du dir das nicht denken, Damon?“
Er zuckte gelangweilt die Schultern. „Ich habe es längst aufgegeben, deinen komplizierten Gedankengängen folgen zu wollen. Erspar mir also langwierige Ratespiele, und sag es mir einfach.“
Trotz seiner demonstrativen Gleichgültigkeit entging Anna nicht das vertraute Aufflackern von Verlangen in seinen dunklen Augen, als er den Blick über ihren knappen Rock und die langen gebräunten Beine schweifen ließ. Es war zwar nicht das, was sie sich gewünscht hatte, aber immerhin war es ein Anfang.
Mit wiegenden Hüften ging sie auf ihn zu und öffnete beim Gehen wie nebenbei die Knöpfe ihrer Seidenjacke. „Vielleicht gibt dir das ja einen kleinen Hinweis“, schlug sie leise vor.
Die Jacke glitt über Annas Schultern und fiel leise raschelnd zu Boden. Darunter trug sie nur einen schwarzen Spitzen-BH – ein verführerisches Nichts, das mehr preisgab als es verhüllte. Mit einer gekonnten Kopfbewegung warf sie das seidige Haar zurück und nahm befriedigt zur Kenntnis, wie Damon scharf einatmete. Seine Miene zeigte nach wie vor keine Regung, doch sie wusste, dass sie ihn bereits fest am Haken hatte.
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, streifte sie sich provozierend langsam den kurzen Rock über die Hüften. Dabei klopfte ihr das Herz zum Zerspringen, doch zugleich war es für sie ein längst überfälliger Akt der Befreiung. Damon hatte sie für immer von der Vorstellung befreit, dass ihr Körper etwas Schmutziges oder Anstößiges war, und die Art, wie er unter halb geschlossenen Lidern jede ihrer Bewegungen verfolgte, bewies ihr deutlich, dass er jeden Zentimeter davon begehrte.
Doch noch immer war er nicht bereit, es ihr offen zu zeigen.
„Sehr nett“, bemerkte er ausdruckslos. „Dein australischer Lover ist wirklich ein Glückspilz.“
Anna zog irritiert die Stirn kraus. „Was für ein Lover?“
Damon presste verärgert die Lippen zusammen. „Stellst du dich nur dumm, oder verlierst du allmählich den Überblick? Ich rede von diesem langhaarigen Typen, dessen Na me mir entfallen ist.“
Endlich ging Anna ein Licht auf. Offenbar meinte er Mitch Travis, den Leadsänger von Australiens derzeit erfolgreichster Popband. Während einer Filmpremiere hatte sie zufällig neben ihm gesessen, und natürlich hatte die Presse sofort eine heiße Affäre daraus gemacht.
In Annas Bauch begannen Schmetterlinge zu tanzen. Damon war eifersüchtig, und dieses Wissen gab ihr den Mut, den nächsten entscheidenden Schritt zu tun.
Sie ging um seinen Schreibtisch herum, packte seine Krawatte
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