Herz in Gefahr? (German Edition)
gestand James.
Harriet glaubte ihm aufs Wort. Sie spürte seine Körperwärme und atmete den Duft aus Aftershave und seinen ureigenen Pheromonen ein. Diese potente, vertraute Mixtur war zu viel für sie. Schwankend stand sie auf und verschwand in der Küche, wo sie sich übergeben musste.
James war sofort bei ihr, hielt ein Geschirrtuch unter den Kaltwasserhahn und reichte es Harriet, die es sich auf das heiße Gesicht presste. „Nemesis“, murmelte sie vor sich hin und spürte, wie James zusammenzuckte.
„Bist du im Delirium?“, fragte er und drehte sie zu sich herum.
Harriet ließ das nasse Handtuch sinken, schob sich die feuchten Locken aus dem Gesicht, dankte James würdevoll und versicherte ihm schwankend, sie käme jetzt wieder allein zurecht.
Schweigend betrachtete er ihr aschfahles Gesicht, hob Harriet hoch und trug sie hinauf ins Schlafzimmer.
„Was soll das?“, stöhnte sie überrumpelt.
„Ich bringe dich ins Bett“, erklärte er und fand gleich das richtige Zimmer.
Vor ihrem Kopf drehte sich alles, als James sie behutsam aufs Bett gleiten ließ. Grauer Nebel schien sie zu verschlucken. „James“, flehte sie verzweifelt.
„Ich bin ja da.“ Zärtlich strich er ihr das Haar aus der Stirn, zog die reglose Harriet aus, als wäre sie eine Kleiderpuppe und deckte sie sorgfältig zu. Die tiefe Zärtlichkeit, die er schon damals für diese Frau empfunden hatte, überwältigte ihn.
Harriet zog die Arme unter der Decke hervor, als er sich über sie beugte. Sie schlug die Augen auf und schaute ihn verwundert an. „James?“
„Schlaf jetzt“, sagte er rau. Sein Körper sendete eindeutige Signale, als Harriet ihn zu sich herunterzog und ihn küsste.
„Ich muss träumen“, wisperte sie und zog die Arme wieder zurück.
Erschüttert richtete James sich auf und sah zu, wie sie sich ins Kissen schmiegte. Wenn sie fantasierte, hatte sie sich wahrscheinlich doch bei ihrer Nichte angesteckt. Oder sie musste sich einfach mal richtig ausschlafen. Er fluchte unterdrückt, als unten jemand an die Tür klopfte. Wenn das der Banker war, musste er ihn schnell wieder loswerden, bevor er Harriet mit seinem Lärm aufweckte. James schlich die Treppe hinunter und öffnete die Tür, gerade als Aubrey Wilde erneut klopfen wollte.
8. KAPITEL
Mit unverhohlener Abneigung maßen die beiden Männer einander mit Blicken. James sah sich dem Mann gegenüber, der die Beziehung zu der einzigen Frau zerstört hatte, die er je geliebt hatte. Und Aubrey betrachtete den Mann, der ihn feindselig anfunkelte, als einen Dieb, der ihm etwas sehr Wertvolles gestohlen hatte: Harriets Liebe zu ihrem Vater.
Die Begrüßung schenkte Aubrey sich. „Ich muss meine Tochter unter vier Augen sprechen“, raunzte er.
„Harriet liegt krank im Bett. Ich muss jetzt los. Sorgen Sie dafür, dass sich jemand um sie kümmert.“
Aubrey ärgerte sich, dass James ihn einfach so stehen ließ und davonfuhr. Nach kurzem Zögern betrat er das Haus und zog die Tür hinter sich zu. Er wartete einen Moment, als er oben Wasser laufen hörte, und hüstelte dann, um sich bemerkbar zu machen.
„James?“, rief Harriet heiser und schlüpfte in ihren Bademantel.
„Nein, ich bin’s.“
Dann hatte sie wohl doch geträumt! Langsam kam sie die Treppe herunter. Wenn bloß diese schrecklichen Kopfschmerzen verschwinden würden! „Hast du meine Nachricht abgehört, Vater?“ Sie musterte ihn aus halb geschlossenen Augen.
„Ja. Annabel ist krank?“
„Das arme Kind hat sich eine Virusinfektion eingefangen. Ich habe gestern auf sie aufgepasst, weil Gervase und Sophie zu einem Gartenfest eingeladen waren.“
„Typisch Sophie! Lässt keine Party aus, obwohl ihr Kind krank ist.“ Aubrey schnaubte verächtlich. „War das Au-pair-Mädchen denn nicht da?“
„Pilar musste überraschend zurück nach Spanien. Ihre Mutter ist erkrankt“, erklärte Harriet matt.
„Und nun? Hilft Gervase deiner Schwester mit der armen Kleinen?“
„Er hat eine Kinderkrankenschwester eingestellt.“
„Du liebe Zeit! Dass der Mann immer gleich übertreiben muss! Er ist viel zu nachsichtig mit Sophie.“ Aubrey musterte Harriet besorgt. „Du siehst auch nicht besonders gesund aus und gehörst ins Bett.“
„Ich weiß. Ich wollte mir auch nur was zu trinken holen. Dann lege ich mich gleich wieder hin.“
„Crawford hat mir die Tür geöffnet. Was wollte der denn hier?“, fragte Aubrey verstimmt.
Harriet schluckte. Dann hatte sie doch nicht geträumt! „Er wollte
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