Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
Vom Netzwerk:
feindlichen Schwertern ausweichen, und der Abstand zwischen dem Franzosen und ihm vergrößerte sich. Doch Robin gab nicht auf. Er ließ den Fliehenden nicht aus den Augen und trieb sein Pferd an, so gut er konnte. Langsam näherte er sich endlich dem feindlichen Soldaten. Immer geringer wurde die Distanz zwischen ihnen, und bald waren sie auf gleicher Höhe. Der feindliche Recke in der silbernen Rüstung versuchte, Robin seitlich auszuweichen, doch der Engländer drängte sein Schlachtross dicht an den Leib des gegnerischen Pferdes. Noch während des schnellen Rittes zog Robin sein Schwertaus der Scheide und hieb auf den Franzosen ein, doch der Kerl schien aus Eisen zu sein. Scheinbar wirkungslos prallten die Schläge an der gepanzerten Rüstung ab. Auch Robin hatte alle Mühe, den gezielt geführten Angriffen des Gegners auszuweichen. Doch dann gelang es ihm schließlich, einen Hieb genau dort zu landen, wo der kräftige Halsmuskel, von der Rüstung unbedeckt, in den Schultergürtel überging. Robin spürte, wie das scharfe Schwert mühelos ins Fleisch drang, und die Knochen splitternd auseinander brachen. Der Recke stieß einen gurgelnden Schmerzenslaut aus, ließ seine Waffe fallen, stürzte wie ein gefällter Baum von seinem Pferd und verlor dabei den Helm. Doch er gab sich keineswegs geschlagen. Schwankend und blutend stand er da, und Robin sah, wie seine linke Hand an der Seite nach einem Dolch tastete. Bloomfield ließ die Zügel seines Pferdes fahren, nahm sein Schwert in beide Hände, hob es hoch über den Kopf und ließ es dann mit aller Kraft auf den feindlichen Ritter niederfahren, als––– wolle er ihn in den Boden rammen. Die Wucht des Schlages war so ungeheuerlich, dass der ungeschützte Schädel des Feindes barst. Der Franzose sackte zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben. Er zuckte noch ein letztes Mal mit den Beinen, dann starb er.
    Der kurze Kampf, der nicht länger als einige Minuten gedauert haben konnte, hatte ausgereicht, um Robin weit von den Truppen, die die Schlacht unterdessen in Richtung Castillon verlagert hatten, zu entfernen, sodass der Engländer sich nun weit hinter den feindlichen Linien befand. Die Franzosen hatten Cliffords Vermutung bestätigt und ihre Artillerie eingesetzt. Aus der Ferne hörte Robin das Kampfgetöse. Er stieg vom Pferd, das glücklicherweise unverletzt geblieben war, nahm dem toten Feind sein Schwert ab und suchte nach dem Lederbeutel.
    Schließlich fand er ihn im Schaft seines Stiefels. Ernahm ihn an sich und sah sich anschließend aufmerksam um. Ringsum lagen gefallene Soldaten und verwundete Männer beider Heere, die röchelnd ihr Leben aushauchten, ohne dass Robin noch irgendetwas für sie tun konnte. Also bestieg er sein Pferd und ritt den Weg über die Ebene zurück, die Stadtmauern von Bordeaux im Rücken, um wieder zu seinen Truppen zu gelangen. Als er an der Stelle ankam, wo der Earl of Clifford verletzt vom Pferd gestürzt war, sah er das Banner mit dem Cliffordschen Wappen am Boden liegen. Er zügelte sein Schlachtross, stieg ab und nahm das Banner an sich. Da hörte er ganz in der Nähe jemanden stöhnen. Er drehte sich um und erblickte den Earl in einer Lache von Blut. Wo ist Warthorpe?, war sein erster Gedanke. Dann beugte er sich über Clifford, der vor Schmerzen leise ächzte. Er war bei Bewusstsein und erkannte Bloomfield.
    »Habt Ihr den Beutel?«, fragte er mit schwacher Stimme. Robin nickte.
    »Das ist gut«, antwortete Clifford, bevor ihn eine gnädige Ohnmacht von seinen quälenden Schmerzen befreite.
    Behutsam hob Robin seinen Lehnsherrn vom Boden auf und legte ihn so über sein Pferd, dass er ihn während des Ritts gut festhalten konnte. Doch wie sollte er mit einem Verletzten durch die feindlichen Linien zu seinem Heer gelangen? Er beschloss, in den nahen Wald zu reiten und dort abzuwarten, bis sich eine Möglichkeit ergab, die englischen Truppen zu erreichen. An einer kleinen Quelle machte er Halt. Er tränkte sein Pferd, schöpfte mit der Hand ein wenig von dem klaren Wasser und benetzte damit die trockenen Lippen und die fiebrige Stirn des Verwundeten. Dann ritt er weiter und folgte einem Pfad durch den Wald. Robin hoffte, damit das Schlachtfeld zu umgehen und rasch zu seinen Leuten zu stoßen, unter denen sich auch einWundarzt befand. Kurz nach Anbruch der Dämmerung hatte er sein Ziel erreicht. Die Schlacht war verloren, Feldherr Talbot im Kampf gefallen, das tapfere englische Heer von der französischen Artillerie

Weitere Kostenlose Bücher