Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
Vom Netzwerk:
Stufen hinauf zu Helens Turmzimmer. Sie stand dabei, als der Rittmeister Helen vorsichtig auf das weiche Bett legte. »Schnürt ihr das Mieder auf, damit sie leichter atmen kann«, befahl er Margaret, die unfähig schien, das Naheliegende zu tun. Dann verließ er den Raum.
    Die Kinderfrau tat wie ihr geheißen. Sie setzte sich auf den Bettrand und strich liebevoll einige von Helens Haarsträhnen aus deren Gesicht.
    »Mein armer Engel«, sprach sie leise. »Es scheint, als müsstet Ihr die Schuld sühnen, die ich auf mich geladen habe.«
    Im selben Moment schlug Helen die Augen auf und sah ihre Kinderfrau an.
    »Was sagst du da?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
    »Nichts von Bedeutung, Helen. Ich habe nur gebetet«, antwortete Margaret.
    Sie nahm Helens Hand in die ihre und streichelte sie sanft und tröstend. Es war, als hätte diese Berührung Helen die Ereignisse des Tages ins Gedächtnis zurück gerufen.
    »Oh, mein Gott!«, rief sie anklagend aus. »Was habe ich getan, dass du mich so schwer prüfst?«
    »Pst, seid ruhig, ganz ruhig«, sprach Margaret aufdie Verzweifelte ein, nahm sie in ihre Arme und wiegte sie sacht hin und her wie in alten Kindertagen.
    »Wie kann ich ruhig sein, nach allem, was geschehen ist?«, begehrte die junge Frau auf. »Lass mich allein. Ich möchte niemanden sehen!«, befahl sie dann plötzlich, und in ihrer Stimme lag ein Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Margaret erhob sich und ging zur Tür. Sie drehte sich noch einmal um und fragte: »Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts mehr braucht?«
    »Das, was ich brauche, kannst du mir ohnehin nicht geben«, antwortete Helen bitter und drehte den Kopf zur Seite, sodass die Kinderfrau ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.
    Als Margarets Schritte auf der steinernen Treppe verklungen waren, brach Helen erneut in Weinen aus. Doch diesmal kamen die Tränen aus tiefster Seele, rannen heiß und salzig über ihre bleichen Wangen. Helen schlug mit der Faust auf die Bettdecke, immer und immer wieder, bis ihr die Hand erlahmte. Sie biss ins Kissen, um den Schmerz, den sie fühlte, zu mildern. »Robin, Robin, warum nur?«, wimmerte sie, doch die Qual wurde nicht geringer. Helen presste die Fingernägel fest in ihre Unterarme, bis aus den roten Halbmonden Blut hervorquoll. Es war ihr, als würde eine unsichtbare Stimme wieder und immer wieder jenen Satz wiederholen, den Robin in der Nacht nach ihrer Verlobung zu ihr gesagt und der sie so erschreckt hatte: »Ich werde jeden töten, der meinen Besitz bedroht, der sich mir in den Weg stellt.«
    Helen dachte daran, wie gnadenlos Robin den französischen Recken getötet hatte. Wenn sie seinen Worten noch Glauben schenken konnte, dann hatte auch damals in Frankreich keine Gefahr für sein Leben bestanden. Und doch musste der Feind sterben. Hatte nicht auch er sich Robin in den Weg gestellt? In denWeg, der ihn zu Ruhm und Ansehen beim Earl of Clifford führen sollte? Und wer wegen eines Lederbeutels, der ihm weder gehörte noch sonst von persönlicher Bedeutung war, mordete, tötete derjenige nicht noch leichter einen kleinen Jungen, der sich zwischen ihn und viel Geld, Macht und Einfluss stellte? Der Unglücksort, der blutrote Ring, der Handschuh mit dem verräterischen Wappen ... Nein, es gab keinen Zweifel. Der Mörder ihres Bruders hieß Lord Robin Bloomfield! Hatte nicht der Earl of Clifford selbst gesagt, als er Bloomfield in Frankreich den Ring an den Finger steckte: »Dem Elenden bringt er den Tod.«
    Und der Tod war ihm sicher, so bald Lord Waterhouse den jungen Lord in die Finger kriegen würde.
    Nein, nicht Sir Matthew Warthorpe war der Elende, wie Helen geglaubt hatte. Robin Bloomfield, ihr Geliebter, Verlobter, Vertrauter, ihr Freund war es, der Elend und Leid über sie und ihre Familie gebracht hatte.
    Sie musste sich die Liebe zu ihm aus dem Herzen reißen, so weh es auch tat.
    Plötzlich wurde Helen ganz ruhig. Sie lag unbeweglich auf ihrem Bett und atmete in gleichmäßigen Zügen. Mit unheimlicher Deutlichkeit und Klarheit holte sie sich Robins Bild vor Augen. Ganz fest konzentrierte sie sich darauf und sprach leise und beschwörend, so als stünde der Verräter ihrer Liebe vor ihr: »Weicht aus meinem Herzen, weicht aus meinen Gedanken. Ihr habt mich belogen, verraten, betrogen, mir den Bruder geraubt. Lord Robin Bloomfield, Ihr seid es nicht wert, dass man Euch liebt. Gott verdamme Euch, Robin. Ich verfluche Euch, und mein Hass wird Euch verfolgen bis zum jüngsten Tag!«
    Und der Schmerz

Weitere Kostenlose Bücher