Herz in Gefahr (German Edition)
ist. Und so mancher von ihnen kann es gar nicht abwarten, auf seinem Grab zu tanzen.«
»Heißt das, du hegst Zweifel an Bloomfields Schuld?«, wollte Waterhouse wissen.
»Wer kann schon tief in die Seele eines anderen Menschen blicken? Wir tragen alle dunkle Abgründe in uns«, wich Margaret geschickt einer Antwort aus.
Nun herrschte erneut nachdenkliches Schweigen in der Halle. Draußen war es inzwischen Nacht geworden. Das Feuer im Kamin glomm nur noch, die Kerzen waren langsam herunter gebrannt. Eine Magd stand in einer Ecke und gähnte verstohlen hinter vorgehaltener Hand.
Schließlich richtete sich der alte Lord auf und sagte zum Rittmeister: »Ihr werdet morgen nach Clifford reiten und von den Geschehnissen auf Waterhouse berichten. Soll der Earl auf meine Burg kommen und ein weltliches Gericht einberufen. Soll er Lord Bloomfield anhören und dann über ihn urteilen, so wie es das Gesetz verlangt.«
Dann wandte er sich an Sir Matthew. »Und du, Großneffe, reitest morgen in aller Frühe nach Bloomfield und begleitest Lord Robin hierher nach Waterhouse. Wenn sein Gewissen ruhig und rein vor Gott und den Menschen ist, so wird er sich fügen. Hat er aber Schuld auf sich geladen, so hindere ihn daran, sich der gerechten Strafe dafür zu entziehen. Doch bevor er nicht von einem Gericht rechtmäßig verurteilt ist, wirst du ihm kein Haar krümmen. Noch ist Lord Bloomfield ein unbescholtener Edelmann, und genauso wirst du ihn behandeln. Hast du mich verstanden, Matthew?«
Der Angesprochene nickte, doch in seinen Augen war zu lesen, dass er nicht daran dachte, die wohl überlegten und gerechten Worte des alten Lords zu befolgen. Sein Herz schrie nach Blut, nach dem Blut von Robin Bloomfield. Endlich sollte er die Chance bekommen, den verhassten Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen, und, bei Gott, er würde diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Bloomfield hatte ihn in Frankreich zum Narren gemacht, doch wer zuletzt lacht, lacht am besten, Und er würde zuletzt lachen, so wahr er Sir Matthew hieß. Warthorpe dachte auch an die 500 Goldstücke, die er Bloomfield bis zum nächsten Osterfest schuldete und die er niemals würde zurückzahlen können. Und er dachte an die schöne, nun noch reichere Helen, deren Hand für ihn bereits jetzt erreichbar war und ihm mit Robins Tod sicher sein würde. Aber nicht nur deshalb musste Bloomfield sterben!
Lord Waterhouse stand nun auf und sagte: »Es ist spät geworden. Wir sollten uns zur Ruhe begeben.«
Nach und nach erhoben sich jetzt auch die anderen von ihren Plätzen und verließen die Halle. Nur Warthorpe, der darauf wartete, dass man ihm das Gästezimmer richtete, und die Kinderfrau Margaret hatten es nicht eilig, in ihre Betten zu kommen. Langsam stiegen die beiden nacheinander die Treppe hinauf. Auf einem Absatz machte Margaret, die vor Matthew ging, Halt.
»Es scheint fast, als wäret Ihr bald am Ziel Eurer Träume«, sagte sie mit leiser Stimme, in der ein Hauch Verachtung mitschwang. Matthew packte die Kinderfrau fest an den Schultern und presste sie gegen die steinerne Wand. Sein Gesicht näherte sich dem ihren. Angst und Hass loderte in seinen Augen wie Feuer. »Was sagst du da, Weib!«, zischte er drohend. »Hüte deine Zunge, wenn du nicht auf dem Scheiterhaufen enden willst. Schon so manche hat ihr loses Mundwerk mit dem Leben bezahlt.« Dann ließ er sie abrupt los, sodass ihr Kopf an die harte Wand prallte, und begab sich mit schnellen Schritten in sein Schlafgemach.
Margaret blieb noch einen Moment auf dem Treppenabsatz stehen, und rieb sich die Schulter, die von Matthews festem Griff brannte. Dann lief auch sie in ihrZimmer, das an das Kinderzimmer des kleinen Andrew grenzte und durch eine Tür mit ihm verbunden war. Lange stand sie am Bettchen des verstorbenen Knaben und strich zärtlich über die kalte Bettdecke. Schließlich straffte sich ihre Gestalt, und Margaret ging mit entschlossenen, doch vorsichtigen Schritten hinaus auf den Gang und lauschte in die nächtliche Burg. Kein Geräusch war zu hören. Aus den Schlafzimmern drang nicht ein Laut. Selbst die Mägde und Knechte schienen alle zu schlafen. Margaret nahm ihren Umhang vom Haken und schlich leise die Treppe hinunter. Sie huschte durch die Halle, überquerte lautlos und schnell den Innenhof und öffnete schließlich vorsichtig die Tür zu den Pferdeställen. Die Pferde reagierten auf die ungewöhnliche nächtliche Besucherin mit leisem Wiehern und Schnauben.
»Ruhig, ganz
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