Herz in Gefahr
bemerkte den seltsamen Ton in seiner Stimme. “Bist du besorgt wegen ihr? Der Arzt hat dich doch ermutigt, hoffe ich.”
“Prudence geht es gut, aber ich kann sie nicht dazu überreden, zu ruhen. Judith, ich wäre dir dankbar, wenn du mit ihr reden könntest. Sie ist so sehr gewöhnt, aktiv zu sein, aber du hast immer einen beruhigenden Einfluss auf sie gehabt.”
“Ich werde mein Bestes tun.”
Elizabeth sprang auf. “Oh, ich hatte ganz vergessen, dass wir Tee im Salon bestellt haben. Die Kinder müssen halb verhungert sein.” Sie hielt ihrer Tochter die Hände hin und ging mit den Kindern in die Halle voraus.
Nach einem lustigen Beisammensein im Salon, bei dem sich die Kinder makellos benahmen und auch die wertvollen Teppiche keinen Schaden erlitten, sah man den beiden Mädchen an, dass sie nach dem anstrengenden Nachmittag sehr müde waren.
“Zeit fürs Bettchen”, sagte ihre Mutter fest. “Komm, Judith, wollen wir sie zusammen baden?”
Peregrine sah ihnen lächelnd nach. “Judith ist ein wahrer Schatz”, sagte er voller Zuneigung.
Sebastian nickte. “Ich war überrascht, sie heute hier zu sehen. Wann ist sie angekommen?”
“Vor ein, zwei Stunden.” Dans Versuch, gleichmütig zu klingen, war nicht sehr überzeugend.
“Du hinterhältiger Hund, du hast sie die ganze Zeit heimlich für dich behalten. Was wird der gefürchtete Truscott dazu sagen, frage ich mich?”
“Sie sagt, er ist fortgegangen.”
“Für immer, hoffe ich.”
“Nein, so viel Glück haben wir leider nicht. Er kümmert sich um eine Familienangelegenheit, wie mir gesagt wird”, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
“Seltsames Benehmen”, meinte Peregrine. “Ich meine, einfach so zu verschwinden. Findest du nicht, Sebastian?”
Sein Bruder runzelte die Stirn. “Ja, wirklich seltsam, gerade zu dieser Zeit. Aber wir müssen sehr aufpassen, ihn nicht zu alarmieren.”
“Warum?” Dan war nicht überzeugt.
“Muss ich es dir erst erklären? Wenn die Angelegenheiten des Mannes legal sind, machen wir uns unerlaubter Einmischung schuldig.”
“Und wenn nicht?”
Sebastian zögerte. “Dann könnte er fliehen.”
“Umso besser!”, stieß Dan hitzig hervor.
“Dan, überlege! Wenn er der Bösewicht ist, für den du ihn hältst, wird er dann die Chance in den Wind schlagen, seine Hände auf so ein großes Vermögen zu legen?”
Dan wurde blass. “Du meinst, er könnte Judith in Gefahr bringen?”
“Das ist möglich. Sie wäre nicht das erste Mädchen, das von einem skrupellosen Mann entführt und zur Ehe gezwungen wird. Sobald sie verheiratet sind und der Mann die Kontrolle über ihr Geld hat, würde er jede Spur, die zu seinem Aufenthalt führt, verwischen.”
Peregrine sprang erregt auf und begann, auf und ab zu gehen. “Das darf nicht passieren!”
“Völlig deiner Meinung.” Die Stimme seines Bruders blieb ruhig. “Ihr seht also jetzt beide, dass wir mit Vorsicht vorgehen müssen?”
Er wäre sehr besorgt gewesen, wenn er gewusst hätte, wie nah er der Wahrheit kam.
Die Erpressung hatte den Reverend Truscott zunächst den Schlaf gekostet. Doch sobald seine anfängliche Panik sich gelegt hatte, riss er sich zusammen. Sich immer noch nicht bewusst, dass er verfolgt wurde, stattete er der Rookery einen zweiten Besuch ab. Diesmal trug er die Kollekte bei sich und war nicht wenig verärgert, denn normalerweise fanden diese Gelder ihren Weg in seine eigenen Taschen.
Wie erwartet, beabsichtigten seine Mutter und ihre Freunde, ihn weiterhin auszunehmen. Er gestattete sich ein grimmiges Lächeln. Sie kannten ihn nicht.
Sein nächster Weg führte ihn in das Armenviertel Seven Dials. Sein Ziel war ein Steinhaus, das offenbar in nichts besser war als alle anderen Gebäude in dieser Gegend. Er ließ sich mit einem Schlüssel selbst ein und sah sich mit zufriedenem Lächeln um. Wie entsetzt seine prinzipienstrenge Gemeinde gewesen wäre, wenn sie wüsste, dass er das Geld aus der Kollekte hier angelegt hatte – für einen sehr viel lohnenderen Zweck, als es an einen Haufen zerlumpter Gossenkinder zu verschwenden.
Das Haus war leer, und seine Miene wurde düster vor Zorn. Wo zum Teufel war das Frauenzimmer? Sie sollte gefälligst da sein, wenn er sie brauchte.
Als er ihre Schritte auf der Treppe hörte, wartete er hinter der Tür und packte sie von hinten, sobald sie hereinkam. Er zog brutal an ihrem Haar und wirbelte sie zu sich herum, damit sie ihn ansehen konnte. Sie wimmerte schmerzerfüllt, und er
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