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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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mir wenigstens den Versuch. Wollen Sie bitte nach ihr schicken?”
    Sie erhob sich und klingelte. Truscott folgte ihr mit dem Blick. Wie sehr er sie verabscheute. Abgesehen von allem anderen, war die Frau auch noch ein Dummkopf. Seine Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Glaubte sie wirklich, sie würde ihren Anteil an Judiths Vermögen von ihm bekommen? Wenn ja, dann erwartete sie eine unangenehme Überraschung.
    Er drehte sich um, als Judith hereinkam, durchquerte das Zimmer und nahm ihre Hand. “Ich hoffe, ich treffe Sie wohl an, meine Liebe?”, fragte er leise. “Sind Sie ein wenig gedrückter Stimmung? Sie scheinen kein Lächeln für mich übrig zu haben.”
    Sie sah ihn unsicher an.
    “Setzen wir uns”, schlug er vor. “Kommen Sie, seien Sie nicht so steif und förmlich. Mrs Aveton denkt nur an Ihr Glück und an meines, meine Liebe. Ich hoffe, ich habe sie davon überzeugt, dass Ihr Benehmen mir niemals missfallen könnte.”
    Judith sah ihn dankbar an. “Dann kann ich meine Freunde besuchen?”
    “Natürlich! Ich möchte nicht, dass Sie mich für ein Ungeheuer halten. Warum sollte ich diese Besuche missbilligen, wenn sie Ihnen solche Freude bereiten?”
    Judith lächelte ihn an und fand, dass sie ihn noch nie so sehr gemocht hatte wie jetzt. “Sie sind so gut”, flüsterte sie.
    “Unsinn! Eine Dame von Ehre ist selbst der beste Richter ihrer Handlungen. Doch jetzt, meine Liebe, muss ich einige langweilige Dinge mit Ihrer Mama besprechen. Wollen Sie uns entschuldigen? Heute bleibt mir nicht viel Zeit, aber morgen werde ich Sie wieder besuchen.”
    “Ich freue mich.” Mit einem weiteren Lächeln ließ Judith sie allein. Wieder hatte er einen hässlichen Streit beigelegt. Sie seufzte und fragte sich, warum sie so wenig Gefallen an seiner Gegenwart fand. Ihr eigener Charakter musste daran schuld sein.
    “Nun, Ma’am?” Reverend Truscott sah hochmütig auf. “Hatte ich recht?”
    “Sie sind sehr schlau, Sir”, gab sie widerwillig zu. “Aber das Mädchen raubt mir jede Geduld. Man muss sie im Auge behalten. Ich wundere mich, dass Sie ihr so viel Freiheit zugestehen. Möge der Himmel verhindern, dass Sie es einmal bereuen.”
    “Das wird nicht lange anhalten”, versprach er. “In der Zwischenzeit, Mrs Aveton, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie diese Art unerfreulicher Gespräche vermeiden könnten. Wie werden wir enden, wenn Judith sich gegen mich stellt? Ich fürchte, mit leeren Taschen.”
    “Sie braucht eine eiserne Hand.”
    “Stimmt, aber noch nicht. Jetzt ist die Zeit, da wir behutsam mit ihr umgehen müssen. Ich kenne diese hartnäckigen Naturen. Wenn man gegen sie ankämpft, gewinnt man nicht. Aber ein sanfter Appell an ihre Ehre und Pflicht, und das Spiel gehört uns.” Mit einer ironischen Verbeugung verabschiedete er sich.
    Mrs Aveton erhob keinen Einwand, als Judith ihre Absicht ankündigte, am Nachmittag auszugehen. Aber sie betrachtete ihre Stieftochter mit unverhohlenem Misstrauen.
    Judith achtete sonst recht wenig auf ihre Erscheinung, doch heute trug sie eine neue Toilette. Das sanfte Blau des kurzen Wolljäckchens stand ihr sehr gut, ebenso wie das dazu passende Häubchen mit der eingefassten Spitze. Das Leuchten ihrer großen grauen Augen und die leichte Röte auf ihren Wangen ließen sie fast hübsch erscheinen. Mrs Aveton hatte nicht den geringsten Zweifel, wer der Grund für diese plötzliche Veränderung in Judith war, und ihre Befürchtungen kehrten wieder.
    Nur Judith erfreute sich an ihrem Glück, kommen und gehen zu können, wie es ihr gefiel. Es war ein herrlicher Tag mit einer leichten Brise, aber selbst wenn es in Strömen geregnet hätte, hätte es ihr nicht die Laune verdorben. Sie eilte mit Bessie an ihrer Seite die Straße hinunter. In ihrem größten Retikül steckten die Seiten ihres Manuskripts, die sie Dan zeigen wollte.
    “Wir sind fast da.” Judith bog in die Mount Street ein und lief die Stufen zum Haus der Wentworths hinauf. Gleich nachdem man ihr die Tür geöffnet hatte, erschien Dan aus einem der Zimmer und eilte mit einladend ausgestreckten Armen auf sie zu. Sie legte ihre Hände in seine, und er hielt sie fest.
    “Was für ein Glück!”, sagte er. “Ich warte seit heute Morgen auf dich. Truscott ist immer noch fort?”
    “Nein, er ist zurückgekommen, aber er hat mir erlaubt, meine Freunde zu besuchen.”
    “Wie freundlich von ihm”, sagte er sarkastisch.
    “Das war es auch! Ohne sein Eingreifen wäre mir nicht gestattet

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