Herz in Gefahr
heiraten?”
Dan nickte unglücklich.
“Das ist gut. Im Moment ist das ihre einzige Sicherheit. Wenn er einmal an ihrer Zustimmung zweifeln sollte, garantiere ich für nichts.”
Es fiel ihm schwer, Dan einen solchen Rat geben zu müssen, denn er sah deutlich, dass er immer noch die gleiche leidenschaftliche Liebe für Judith empfand wie früher, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Sanft legte er ihm die Hand auf die Schulter. “Wollen wir wieder zu den Damen gehen?”
Im Boudoir seiner Frau war er entzückt zu sehen, dass Prudence sich offenbar glänzend unterhielt. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und ihre Augen blitzten schalkhaft. “Würdest du es für möglich halten, mein Lieber, dass unter dem Anschein ruhiger Zurückhaltung der schärfste, boshafteste Verstand liegen könnte?”
“Ganz und gar, mein Engel, und Dan sicher auch.” Er beugte sich über Prudence und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Kommst du zum Lunch herunter, Liebste?”
“Gütiger Himmel! Ihr müsst alle halb verhungert sein. Gebt mir nur zehn Minuten, und ich geselle mich zu euch. Liebster, klingelst du bitte nach Dutton?”
Sebastian tat, wie ihm geheißen, und führte seine Gäste aus dem Zimmer. Im Korridor nahm er Judiths Arm. “Wie kann ich dir danken, meine Liebe? Prudence ist heute wieder sie selbst. Findest du nicht auch, Dan?”
Judith sah Dan an und errötete, als sie die Wärme in seinen Augen bemerkte. “Wie könnte es anders sein?”, sagte er leise. “Judith besitzt eine gewisse Eigenschaft, die sich nicht leicht erklären lässt …” Er begegnete Sebastians Blick und brach ab.
Später am Abend nahm Sebastian Judith beiseite. Es war ihm ein Gedanke gekommen, der einiges sehr viel leichter machen könnte. Er war nicht sicher, dass es ihm gelingen würde, aber es war den Versuch wert.
“Welche Veränderung du in Prudence erwirkt hast”, sagte er. “Sie ist heute ein ganz anderer Mensch. Und ich muss sagen, dass du mir eine sehr große Freude bereitet hast.”
Judith lächelte. “Ich glaube, du musst dir keine Sorgen machen. Sie hat das Mahl genossen.”
“Zum ersten Mal seit Wochen. Wie sehr ich mir wünschte, du könntest zu uns kommen, nur für einen oder zwei Tage. Ich habe natürlich kein Recht, es von dir zu verlangen. Deine eigene Hochzeit steht so kurz bevor. Aber gibt es wenigstens eine kleine Möglichkeit, dass du es doch tun wirst?”
“Es gibt nichts, das ich lieber täte”, erwiderte sie wehmütig. “Aber Charles soll morgen zurückkommen. Ich muss zu Hause sein, um ihn zu begrüßen.”
“Selbstverständlich! Es war egoistisch von mir, meine eigenen Belange vor deine zu stellen.”
Sebastian drängte sie nicht weiter. Er wusste, dass ihre Zuneigung für Prudence Judith dazu bringen würde, ihm den Gefallen zu tun, wenn sie es einrichten konnte. Und das würde für eine Weile viele Probleme lösen. Die Ereignisse überschlugen sich, und er vertraute weder dem Geistlichen noch seinen Freunden.
9. KAPITEL
Derjenige, um den sich Sebastians Gedanken drehten, lag noch zu Bett im Haus in Seven Dials. Truscott litt unter entsetzlichen Kopfschmerzen.
Er war in übelster Stimmung nach einer fast schlaflosen Nacht aufgewacht, in der er vergebens nach einem Ausweg aus seinen Problemen gesucht hatte. Dies hatte den Konsum eines guten Teils einer Flasche Brandy nötig erscheinen lassen, hatte ihn dann jedoch nur in den Zustand des Vollrausches versetzt.
Jetzt bedauerte er seine Schwäche. Er brauchte einen klaren Verstand, wenn er mit Margrave fertig werden wollte. Zum Teufel mit dem Mann! Er hatte die Gelegenheit erkannt, schnell zu viel Geld zu kommen, und hatte sie ergriffen. Aber er hatte sich das falsche Opfer ausgesucht.
Truscott hob den pochenden Schädel und sah sich im Raum um. Er war allein.
“Nan?”, brüllte er.
“Was ist, Josh?” Das Mädchen kam eilig an seine Seite gelaufen.
“Bring mir etwas Bier, und zwar dalli!” Sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen. “Was ist mit dir passiert? Gott, was für einen Anblick du heute bietest!”
“Du hast mich geschlagen, Josh.” Sie berührte ihr geschwollenes Gesicht und zuckte zusammen.
“Dann musst du es verdient haben.” Er grunzte gereizt und drehte sich auf die Seite. Er erinnerte sich nicht daran, sie geschlagen zu haben, aber das war nicht wichtig. Frauen mussten mit fester Hand geführt werden.
“Ich … ich habe alles getan, was du wolltest. Und die Dame hat mir Geld gegeben …” Als sie
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