Herz in Gefahr
Schweigen gebracht werden. Das nächste Mal würde er diese Aufgabe nicht irgendwelchen Dummköpfen überlassen. Er würde sie selbst in die Hand nehmen. Aber wie?
Er war immer noch zu keinem Schluss gekommen, als Nan in Tränen aufgelöst hereinstürmte. “Josh, dem Baby geht es nicht gut! Ich bin sicher, sie wird nicht richtig gefüttert. Und ich traue Mrs Daggett nicht.”
“Sie hat doch eine Amme für dich gefunden, oder?”
“Die Frau stillt mehrere Kinder. Sie hat nicht genügend Milch für alle, und zwei von denen, die ich letzte Woche gesehen habe, sind verschwunden.”
“Daggett behält sie ja schließlich nicht für immer. Nur bis sie abgeholt werden von denen, denen sie gehören.”
“Ich bin mir nicht sicher. Ihre Nachbarin sagt, sie verkauft die Kinder.”
“Na und? Wenn sie das tut, ist es wohl nur zu ihrem Besten. Und es erspart allen eine Menge Ärger.”
“Wenn sie sie verkauft …” Nan brach wieder in Tränen aus. “Letzte Woche hat man zwei kleine Leichen im Fluss gefunden!”
“Die Bälger sterben auch aus natürlichen Gründen”, sagte Truscott ungeduldig. “Daggett kann sich nicht leisten, für ein Begräbnis zu zahlen.” Ihre Neuigkeit überraschte ihn nicht. Wenn für ein Kind nicht gezahlt wurde, löste Mrs Daggett das Problem auf die einfachste Weise. Truscott hatte diese Tatsache wohl bedacht, als er Nan mit dem Kind zu der Frau schickte.
“Bring mir jetzt etwas zu essen”, fuhr er das weinende Mädchen wütend an. “Und mach ein bisschen plötzlich, sonst findest du dich bald auf der Straße.”
Er war versucht, seine Drohung sofort in die Tat umzusetzen, aber es würde warten müssen. Er wollte nicht, dass sie in der Gegend herumlief und nach ihren Brüdern fragte. Zwar glaubte er nicht, dass sie seinen Befehl mit ihren Kumpanen besprochen hatten, aber es war immer besser, kein Risiko einzugehen.
Am nächsten Tag erreichte er das Aveton-Haus und fand es in hellem Aufruhr vor. Die schrillen Töne von Judiths Stiefmutter waren selbst durch die geschlossene Tür des Salons zu hören. Als er angekündigt wurde, sah Mrs Aveton auf und holte tief Luft. Judith stand vor ihr, still und hochrot im Gesicht.
“Charles, Ihr Gesicht! Was ist mit Ihrem Gesicht geschehen?”
Unwillkürlich hob er die Hand an die verletzte Wange. “Eine traurige Angelegenheit, meine Liebe. In ihrem Delirium erkannte meine Mutter mich nicht. Sie bildete sich ein, ich wäre gekommen, sie ins Irrenhaus zu bringen. Es war schwierig, sie zu bändigen.”
“Wie fürchterlich für Sie! Gibt es keine Besserung ihres Zustands?”
“Ach, sie wird von Tag zu Tag schwächer …” Truscott senkte den Kopf und bedeckte die Augen mit einer Hand.
“Oh, Charles, es tut mir so leid!” Judith kam auf ihn zu. “Gibt es keine Hoffnung?”
“Keine. Ich fürchte, ich muss ohne Verzögerung zu ihr zurückkehren.” Es war ihm wohl bewusst, dass Mrs Aveton kein Wort des Mitgefühls geäußert hatte, und als er sie ansah, bemerkte er das Misstrauen in ihren kalten Augen.
“Judith, du kannst uns kurz allein lassen!”, sagte sie barsch. “Ich möchte ein privates Wort mit Mr Truscott wechseln.”
Sie wartete, bis die Tür sich hinter Judith geschlossen hatte, bevor sie sprach.
“Nun, Sir, was ist wirklich los?”, verlangte sie zu wissen. “Versuchen Sie nicht, mich mit Ihren Lügengeschichten einzuwickeln. Wo waren Sie die ganze Zeit?”
“Judith muss es Ihnen doch berichtet haben”, erwiderte er ruhig.
“Quatsch! Ich glaube kein Wort von alldem. Die Pocken, dass ich nicht lache! Selbst wenn es wahr wäre, traue ich Ihnen nicht die nötige christliche Nächstenliebe zu, um Ihre Zeit an einem Krankenbett zu verbringen.”
“Möchten Sie mir vielleicht sagen, was es Sie angeht?”
“Es geht mich sehr wohl etwas an! Sir, Sie sind ein Dummkopf! Judith ist ständig bei ihren Freunden, den Wentworths, und in der Gesellschaft dieses mittellosen Menschen, der immer noch um sie herumscharwenzelt. Wollen Sie sie verlieren?”
“Ich werde sie nicht verlieren!” Der Prediger drehte sich abrupt zu ihr um, und der Ausdruck in seinen Augen erschreckte sie.
“Sie sind der Dummkopf”, fuhr er sanft fort. “Werden Sie es denn nie lernen? Müssen Sie sich ihr immer widersetzen? Was war es denn diesmal? Die Wentworths?”
“Nein.” Ihre Wangen überzogen sich mit einem heftigen Rot. “Dieses gemeine, undankbare Mädchen hatte die Frechheit, mir zu sagen, dass ich zu viel für ihre Hochzeit
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