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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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Sicherheit hatte im Augenblick Vorrang.
    Schweigend schenkte er ihr ein Glas Brandy ein. “Du bist außer dir”, sagte er behutsam. “Hier, trink.”
    Sie winkte ab und kam unsicher auf die Beine. Dan streckte die Hand aus, um sie zu stützen, aber sie wich abrupt vor ihm zurück.
    “Bitte … rühr mich nicht an!” Der verzweifelte Aufschrei traf ihn mitten ins Herz, aber Judith war davongelaufen, bevor er etwas erwidern konnte.
    Hilflos setzte Dan sich vor das langsam schwächer werdende Kaminfeuer. Die Kerzen waren fast ganz heruntergebrannt, sodass das Zimmer fast völlig im Dunkeln lag. Die Schatten passten zu Dans Stimmung. Judiths Pein hatte ihn zutiefst getroffen. Nichts auf der Welt konnte diese Qual rechtfertigen. Selbst sein halsstarriger Stolz war angesichts dessen bedeutungslos. Dan machte sich heftige Vorwürfe. Judith lag nichts an ihrem Vermögen, und er wusste jetzt, dass sie ihn liebte. War es recht, dass er seinen Prinzipien erlaubte, seinem und ihrem Glück im Weg zu stehen? Plötzlich schien sein Stolz nichts als reine Eitelkeit zu sein.
    Schließlich fasste er einen Entschluss. Morgen würde er Sebastian bitten, ihn von seinem Versprechen zu entbinden. Wenn er und Judith schnell heirateten, würde sie nicht mehr in Gefahr sein. Seine Niedergeschlagenheit verschwand von einem Moment zum nächsten. Er war ein Dummkopf gewesen, nicht schon vorher an die offensichtlichste Lösung zu denken. Sobald Judiths Vermögen außer Reichweite für ihn war, würde der ehrgeizige Geistliche wohl oder übel gezwungen sein, sich woanders umzusehen.
    Sollte die Welt ihn ruhig für einen Mitgiftjäger halten. Dans Stolz hatte bisher gegen diese Möglichkeit rebelliert, aber jetzt war es Zeit, dass er an Judith dachte. Ihn würde man schon bald für seine eigenen Verdienste anerkennen.
    Gedankenverloren ging er in die Halle hinaus. Morgen früh würde er Sebastian fragen, wie man eine Sonderlizenz erhielt. Er bemerkte einen schwachen Lichtstrahl unter der Tür zur Bibliothek. Sebastian musste noch wach sein und lesen. Dan klopfte kurz an und ging hinein.
    Dann hielt er inne. Sebastian war nicht allein. Ihm gegenüber saß die stämmige Gestalt des Bow Street Runner. Der Mann unterbrach sich und nickte Dan kurz zu.
    “Es ist schon gut, Babb. Sie können ruhig weiterreden. Ich habe keine Geheimnisse vor meinem Adoptivsohn.” Sebastian machte Dan ein Zeichen, sich zu setzen.
    “Nun, Mylord, wie ich schon sagte … unser Mann ist wieder unterwegs. Heute ist er wieder nach St. Giles gegangen und hat den Nachmittag mit Margrave in einer Ginschenke verbracht.”
    “Sie sind also Freunde?” Sebastian runzelte die Stirn.
    “Es scheint so. Die anderen drei habe ich heute nicht gesehen.”
    “Kamen Sie nahe genug an sie heran, um etwas zu hören?”
    “Nein, Mylord. Margrave kennt mich, und er ist schlau wie ein Fuchs. Ich dachte, Sie wollten sicher nicht, dass er Lunte riecht, also habe ich mich lieber ferngehalten.”
    “Haben sie gestritten?”
    “Nein, benahmen sich wie die dicksten Freunde! Drei Stunden lang haben sie gelacht und gescherzt. Und dann ging Truscott fort. Ich bin ihm bis Seven Dials gefolgt. Und dort wird er wohl wie üblich die Nacht verbringen, also bin ich her zu Ihnen.”
    “Ganz richtig. Sie müssen ihm morgen wieder folgen. Brauchen Sie mehr Männer?”
    “Im Moment nicht, Sir. Ich werde es Sie wissen lassen. Und jetzt geh ich besser, wenn ich morgen früh auf den Beinen sein will.”
    Dan wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte.
    “Was geht vor, Sebastian?”
    “Ich weiß nicht, aber es gefällt mir nicht …”
    “Mir auch nicht. Das führt uns nirgendwo hin. Es geht viel zu langsam. Judith wird mit diesem Burschen verheiratet sein, bevor wir klüger sind.”
    “Mein lieber Junge, ich habe dir zu Geduld geraten. Lass uns noch ein, zwei Tage warten …”
    “Ich kann nicht!”, sagte Dan geradeheraus. “Ich habe mich entschieden, und ich verstehe nicht, warum mir der Gedanke nicht vorher gekommen ist. Wenn ich Judith jetzt – morgen – heirate, wird sie in Sicherheit sein.”
    Sebastian schüttelte den Kopf. “Das ist keine Lösung, Dan. Ich habe dich vor der Gefahr gewarnt. Wenn nun etwas schiefgeht?”
    “Wie sollte es? Wir könnten das Haus heimlich verlassen und innerhalb einer Stunde getraut sein. Wie kann ich eine Sonderlizenz bekommen?”
    “Das ist wahrscheinlich das kleinste deiner Probleme”, sagte Sebastian. “Hast du mit Judith über diesen

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