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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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worden, sodass Judith und Dan nicht so weit voneinander entfernt saßen, und das Licht eines einzigen Leuchters schien sanft auf das feine Silber und das kostbare Kristall der Gläser.
    Sebastians Koch war ein Meister seines Fachs, aber Judith befand sich in einem traumähnlichen Zustand und war sich kaum bewusst, was für exquisite Gaumenfreuden es waren, die sie zu sich nahm.
    “Meine liebe Judith, du wirst den Koch dazu treiben, seine Koffer zu packen, wenn du nicht mehr als ein Spätzchen isst.”
    “Es tut mir leid. Alles ist wirklich köstlich.”
    Dan gab dem Butler ein Zeichen nachzufüllen, aber Judith bedeckte ihr Glas mit der Hand.
    “Ach was, ein bisschen Wein kann dir nicht schaden.”
    “Aber, Dan, ich werde nur noch Unsinn reden.”
    “Das wäre eine Abwechslung. Du bist heute Abend sehr still.”
    “Ach ja? Du musst mir verzeihen. Ich wollte keine langweilige Gesellschaft sein.”
    “Du weißt, das bist du nie, aber du hast seit zehn Minuten nichts gesagt.”
    “Es ist nur … ich genieße den Frieden in diesem schönen, ruhigen Haus.”
    “Hast du so selten Frieden?”
    “In letzter Zeit ja”, gab sie zu. “Das Leben daheim ist oft nicht einfach.”
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie ernst. “Das würde ich als die Untertreibung des Jahres bezeichnen, Judith. Ich kann mir nicht erklären, wie du ein Leben mit Mrs Aveton ertragen konntest. Und ich hatte angenommen, dass du schon viel früher geheiratet hättest. Warst du nie versucht, es zu tun?”
    “Nein”, erwiderte sie knapp. “Du wirst deinen Port trinken und deine Zigarre rauchen wollen. Ich habe Bessie gesagt, dass ich heute Abend nicht lange aufbleiben werde. Wirst du mich entschuldigen, wenn ich dich jetzt allein lasse?”
    “Nein, das werde ich auf keinen Fall. Musst du davonlaufen, Judith? Ich möchte keinen Port und keine Zigarre. Ich möchte mit dir reden. Wollen wir in den Salon gehen?”
    Judith warf dem Butler und den Lakaien einen verstohlenen Blick zu. Um keine unwürdige Szene zu machen, ging sie schweigend vor Dan aus dem Raum.
    “Bist du böse auf mich?”, fragte er sie leise.
    “Natürlich nicht!” Wie sollte sie ihm erklären, was in ihr vorging?
    Dan wechselte das Thema. “Wohin wollen wir unseren nächsten Ausflug machen? Was meinst du? Zum Feuerwerk oder zum Ballonaufstieg?”
    Judith schluckte mühsam. “Ich bezweifle, dass ich so lange hier sein werde”, flüsterte sie mit erstickter Stimme.
    “Warum denn nicht? Ich dachte, der alte Drachen hätte dir die Erlaubnis gegeben, mehrere Tage bei uns zu bleiben.”
    “Das war, bevor sie wusste, dass du auch hier sein würdest. Oh, Dan, siehst du denn nicht? Die Countess wird es ihr sagen, und sie wird mich so schnell wie möglich nach Hause beordern.”
    “Ich glaube, du unterschätzt Sebastian.”
    “Es wird nichts nützen. Wenn sie darauf besteht, kann er nichts tun. Und ich habe auch so schon solche Schuldgefühle …” Zwei Tränen liefen ihr über die Wangen.
    “Oh nein, nicht, Judith!”
    Keiner von beiden schien sich zu bewegen, doch plötzlich lag sie in seinen Armen und presste die Wange an seinen Jackenaufschlag. Durch den Stoff spürte sie das Klopfen seines Herzens, und es kam ihr vor, als ob endlich ihr innigster Wunsch in Erfüllung ginge. Jetzt würde er ihr sagen, dass seine Gefühle sich nicht geändert hatten und dass er sie immer noch liebte.
    Sie hob ihm das Gesicht entgegen, voller Sehnsucht nach seinem Kuss. Dan konnte die Liebe in ihren Augen lesen, als sie zu ihm aufsah, aber er machte keine Anstalten, sie zu küssen. Sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern und schob sie leicht von sich.
    “Ich ertrage es nicht, dich so bedrückt zu sehen”, sagte er leise. “Vertraue auf Sebastian, Judith! Er wird nicht zulassen, dass du uns so bald genommen wirst.”
    Judith hätte nicht verblüffter sein können, wenn er sie geschlagen hätte. Sie hatte sich ihm buchstäblich an den Hals geworfen, und er hatte sie abgewiesen. Ihre leidenschaftliche Umarmung war so heftig gewesen, dass er ihre Gefühle erraten haben musste. Er hatte sie abgewiesen. Judith wäre am liebsten gestorben. Sie begann am ganzen Körper zu zittern, sodass Dan ihr half, sich auf einen Stuhl zu setzen. Ihr fiel nicht auf, dass auch er zitterte.
    Sein innerer Aufruhr kam Judiths gleich. Nichts in seinem Leben hatte ihm so wehgetan wie die Notwendigkeit, seine Liebe vor ihr zu verbergen. Er wagte es nicht, sich ihr zu offenbaren. Ihre

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