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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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ein folgenschwerer Tag für ihn selbst und für Mrs. Hart, und er wusste nicht so recht, wie er beginnen sollte. „Sie haben das sehr schön gemacht, Madam. Die leuchtenden bunten Blumen sieht man schon unten an der Kapelle.“ Das Lob war übertrieben, denn er hatte den Krokussen keinen einzigen Blick geschenkt.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Beresford?“ ließ Victoria nicht locker.
    ,Ja, Mrs. Hart“, sagte Alexander Beresford schließlich unvermittelt und sah Victoria dabei ernst an. „Aber das besprechen wir besser im Haus.“ Galant reichte er ihr seinen Arm.
    „Aber war das Lagerhaus denn nicht gegen Feuer versichert?“ fragte Victoria verständnislos. Ihr gegenüber saß Alexander Beresford, der seine Unterlagen vor sich auf dem schmalen Bibliothekstisch ausgebreitet hatte.
    Er fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar. „Leider nicht, Mrs. Hart. Ich muss zugeben, die ganze Sache ist kaum verständlich und
    äußerst ärgerlich.“ Verlegen strich er sich über den rot gefleckten Hals. „Der Buchhalter, der die Versicherungspolicen für die Immobilien am East India Dock führte, hat keine Zahlung an die Versicherungsgesellschaft geleistet. Um es kurz zu machen, der Mann hat das Geld unterschlagen. Die Policen sind nicht bedient worden und folglich erloschen.“ Mr. Beresford stemmte beide Hände gegen die Tischkante, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und gab einen tiefen Seufzer von sich, der so etwas wie Verärgerung und Resignation ausdrücken sollte. „Ich fürchte, die Angelegenheit ist hoffnungslos für Sie, Mrs. Hart. Das Feuer hat praktisch Daniels gesamtes Lager vernichtet.“
    Fassungslos starrte Victoria ihr Gegenüber an. Nur ganz langsam begriff sie die Bedeutung seiner Aussage. „Wie hoch ist mein Verlust... ist Hartfield zu halten, Mr. Beresford?“ erkundigte sie sich leise.
    Nachdenklich wühlte der Anwalt eine Weile in seinen Unterlagen. „Um die Gläubiger auszuzahlen, müssen Sie Hartfield verkaufen“, sagte er schließlich.
    „Niemals!“ flüsterte Victoria. Dass die Dinge so schlecht standen, hatte sie nicht erwartet. „Daniel hat mir Hartfield vermacht, damit wir alle ein Heim haben ... einschließlich der Dienstboten, die ihm ... die uns so treu gedient haben. Einige leben schon seit mehr als zwanzig Jahren auf Hartfield. Samuel war neun, als er seinen Dienst in den Ställen antrat. Nein, ich hätte das Gefühl, ich würde Daniel gegenüber meine Pflicht vernachlässigen ... ihn hintergehen ... und das so bald. Er ist gerade einmal acht Wochen tot. Nein! Es muss eine andere Lösung geben ...“
    Alexander Beresfords feistes Gesicht rötete sich verärgert. „Sie können mir glauben, ich habe nach anderen Lösungen gesucht!“ beteuerte er. „Daniel hat für den Spekulationskauf dieser Seiden- und Baumwollstoffe, die da verbrannt sind, ein Darlehen aufgenommen. Die Bank drängt auf Rückzahlung. Ein Abschlag mag sie für eine kurze Zeit befriedigen.“ Er schob ihr einige Papiere über den Tisch, während er weitersprach. „Ich schlage vor, wir verkaufen die letzten Stirling-Obligationen, die Sie noch besitzen.“ Victoria warf einen flüchtigen Blick auf die Papiere. Ratlos schaute sie den Anwalt an, suchte vergeblich in seinem Gesicht nach einem Zeichen, dass diese schreckliche, unerwartete Situation doch nicht ganz so verzweifelt war.
    „Es tut mir Leid, meine Liebe, aber Hartfield muss verkauft werden ... und zwar so schnell wie möglich. Sie besitzen keine weiteren Aktien, die man veräußern könnte, um die Zinsen zu zahlen. Sie wissen wahrscheinlich, dass während der Krankheit Ihres Mannes seine Geldmittel ganz beträchtlich geschrumpft sind. Da ist zwar noch die ausstehende Pacht von der Holdbrook Farm, aber soviel ich weiß, hat Daniel nicht auf Zahlung gedrängt, solange es der Familie schlecht ging.“
    Victoria nickte zustimmend. Die Pächterfamilie machte wirklich Schlimmes durch: Zwei Söhne waren an Tuberkulose gestorben, und kurz bevor Daniel an derselben grausamen Krankheit verstarb, wurde bekannt, dass auch die Mutter der Jungen an Tuberkulose erkrankt war. Adam Holdbrook - ein Mann Ende vierzig - bewirtschaftete nun seine Farm allein und kümmerte sich um seine drei kleinen Kinder. Unter diesen Umständen den ausstehenden Pachtzins einzufordern, wäre sehr grausam gewesen. Ich muss die Familie unbedingt besuchen und ihr etwas von der guten Hartfield’schen Butter und dem Käse bringen, überlegte Victoria. Samuel hatte ihr nämlich vor ein

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